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Foto: Murat Aslan
8. November 2022

„Ein Mix aus Unterhaltung und Gedankenlesen“

Mental-Magier Timon Krause über seine zauberhafte Berufung und sein neues Programm „Mind Games“

Lügen erkennen, Gedanken lesen und Menschen einschätzen: Das ist die Welt von Timon Krause. Der 28-Jährige ist Mental-Magier und der Jüngste, dem jemals der Titel „Best European Mentalist" verliehen wurde. Derzeit tourt er mit seiner aktuellen Show „Mind Games" durch Deutschland, die ihn Ende des Monats in die Hansestadt führt. Im Interview mit dem STADTMAGAZIN Bremen spricht Timon Krause über Titel, die er noch holen möchte, Tricks, die er selbst nicht durchschaut, und verrät, wessen Gedanken er gerne einmal lesen würde.

Lügen erkennen, Gedanken lesen und Menschen einschätzen: Das ist die Welt von Timon Krause. Der 28-Jährige ist Mental-Magier und der Jüngste, dem jemals der Titel „Best European Mentalist" verliehen wurde. Derzeit tourt er mit seiner aktuellen Show „Mind Games" durch Deutschland, die ihn Ende des Monats in die Hansestadt führt. Im Interview mit dem STADTMAGAZIN Bremen spricht Timon Krause über Titel, die er noch holen möchte, Tricks, die er selbst nicht durchschaut, und verrät, wessen Gedanken er gerne einmal lesen würde.

Herr Krause, was hat Sie zu der Entscheidung bewogen, Mentalist werden zu wollen?

Mit Zwölf habe ich das erste Mal eine Hypnose-Show gesehen und fand das so faszinierend, dass ich gesagt habe, das will ich auch lernen. Das Problem war, dass mich das niemand lehren wollte, weil ich noch zu jung war. Also habe ich es mir mit kindlicher Sturheit selbst in den kommenden Jahren beigebracht, quasi das kopiert, was ich auf der Bühne gesehen habe. Das hat überraschend gut funktioniert. Im Nachhinein war das pures, stumpfes Glück (lacht). Mit sechzehn Jahren habe ich dann ein Auslandsjahr in Neuseeland gemacht. Dort habe ich meinen Mentor Richard Webster gefunden, der mich unter seine Fittiche genommen und von der Hypnose zum „Cold Reading“ gebracht hat.

„Cold Reading“, was kann man sich darunter vorstellen?

Das ist eine Technik, die man beim Erstellen von Horoskopen verwendet. Damit kann man den Anschein erwecken, mehr zu wissen, als man eigentlich weiß. Diese Statements, die auf jede Person zutreffen, aber doch individuell klingen. Danach hat man mir das Gedankenlesen, also den Mentalismus beigebracht. Ich bin nach Hause gekommen und teilte meinen Eltern mit, dass ich auch professioneller Mentalist werde. Die meinten zu mir: Mach das, solang du einen Plan B hast. Den hatte ich mit meinem Philosophie Studium auch. Meine Eltern haben dann aber schnell gemerkt, dass ich doch besser Mentalist werden sollte, vor allem im Hinblick darauf, dass ich mal Geld verdienen will (lacht).

Sie wurden als „Best European Mentalist“ ausgezeichnet. Was hat es damit auf sich?

Dieser Titel wird vom Verband „Ordre Européen Des Mentalistes“ verliehen. Der Wettbewerb findet alle zwei Jahre statt. Die einzelnen europäischen Landesmeister:innen werden eingeladen und zeigen einer Jury das Beste, das man in circa zehn bis zwölf Minuten darbieten kann. Kreativität und Technik werden bewertet. Wenn etwas gut genug ist, dann gibt es einen Jurypreis und einen Publikumspreis. Ich habe in diesem Jahr sogar beide mitgenommen, das war besonders erfreulich.

„Klar flirte ich mit dem Gedanken an einen Weltmeistertitel.“

Streben Sie noch weitere Titel an?

Das ist eine gute Frage. Ich hatte in jüngeren Jahren noch konkrete Pläne, was das betraf. So was wie: Ich muss einen Titel gewinnen und in Las Vegas spielen. Das habe ich realisiert und gemerkt, dass das im Grunde nichts wirklich mit mir gemacht hat. Das soll jetzt nicht pseudo-weise klingen, aber Trophäen und Titel, gaben mir nichts über den Moment hinaus. Klar flirte ich mit dem Gedanken an einen Weltmeistertitel, aber das beinhaltet auch wahnsinnig viel Vorbereitung für eine Performance, die dann letztendlich nur gut zehn Minuten dauert. In dieser Vorbereitungszeit kann man genauso gut Bühnenshows entwickeln und umsetzen. Aktuell sind mir die Shows, die ich noch realisieren möchte, wichtig.

Die da wären?

Da habe ich noch einiges vor mir, das ich mir gut vorstellen kann. In Bezug auf das Medium Fernsehen interessiert mich, wie man auch größere und längerfristige Sozialexperimente präsentieren kann, um damit grundlegende Fragen zum menschlichen Geist zu beantworten: Wie weit geht ein Mensch unter Hypnose? Wozu kann man jemanden mit der richtigen Beeinflussung bringen? Und für die Bühne schwirren mir eine ganze Reihe neuartiger Showkonzepte im Kopf umher, aber die sind noch geheim.

Am 28. November gastieren Sie im Modernes in Bremen. Was können die Zuschauerinnen und Zuschauer erwarten?

Einen Mix aus Unterhaltung und Gedankenlesen, alles sehr interaktiv. Auch solche augenzwinkernden Fragen wie: Kann man mit den Toten sprechen, also die Psychologie des Paranormalen. Zudem wird es Tipps für den Alltag geben, beispielsweise wie man herausfinden kann, ob man angeflunkert wird. Außerdem ist ein großer Hypnose-Teil in der Show geplant.

Verbinden Sie etwas Bestimmtes mit Bremen?

Ich war als Kind oft in Bremen und auch sehr oft bei den Stadtmusikanten mit meiner Ur- und Großmutter. Die haben mir viele Märchen erzählt, aus einem alten Bremer Märchenbuch. Mit Bremen verbinde ich auch den Zuckerkuchen, den meine Urgroßmutter immer gebacken hat.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Wessen Gedanken würden Sie gerne einmal lesen?

Das ist eine tolle Frage, auf die ich sofort drei Antworten habe, nämlich alles Autoren: Neill Gaiman, Ray Bradbury und Patrick Rothfuss. Ich wäre schon zufrieden, wenn ich mit denen Kaffee trinken dürfte, das wäre der Höhepunkt meines Lebens (lacht). Rothfuss lässt seit zwölf Jahren auf den Abschluss seiner Buchreihe warten, ich will dann wissen, wie es weitergeht. Da wäre Gedankenlesen von Vorteil. Ich würde es aber niemandem verraten.

Sie waren auf beinahe allen Kontinenten auf Tour. Haben Sie eine besondere Anekdote, die Sie teilen möchten?

Stimmt, ich habe alle Kontinente besucht, außer die Antarktis. Aber das will ich auch gern noch ändern. Zu den Anekdoten: Ich bin einmal mit meinem Mentor Richard Webster durch Neuseeland gelaufen und wir kamen an einer Weide vorbei. Da hat er auf eine Kuh gezeigt und gemeint, ich solle zu dem Tier schauen. Dann ist die Kuh einfach umgefallen. Bis heute hat er mir nicht erklärt, wie er das gemacht hat, oder ob das überhaupt ein Trick war. Das schwebt mir nach wie vor im Kopf herum. Ich habe das bisher nicht nachmachen können. Was mir außerdem noch einfällt: Ich habe mal um Mitternacht in einem Wald in Belgien, auf einem Festival, eine Frau hypnotisiert und sie in ihre Kindheit zurückgeschickt. Geplant war, dass sie beim Erwachen plötzlich Linkshänderin anstatt Rechtshänderin sein sollte. In diesem Fall fing die Frau aber an zu weinen. Es waren Tränen der Freude. Sie erzählte davon, dass sie sich an die imaginäre Freundin ihrer Kindheit erinnert hat, eine große, blonde Frau im blauen Kleid. In diesem Moment habe sie realisiert, dass sie selbst diese imaginäre Freundin ist, aus der Zukunft. Und tatsächlich war diese Frau im Wald groß und blond und trug ein blaues Kleid. Ich glaube nicht an Zeitreisen, aber diese Konstruktion, die ihr Geist da vollbracht hat, war total krass für uns beide und war eine Art Erweckungsmoment für sie.

Das Interview führte Max Stascheit.

„Mind Games 2022“ mit Timon Krause

28. Nov.. 2022

Unerklärliches und scheinbar Übersinnliches übt auf die Menschheit seit jeher eine große Faszination aus. Diesem Phänomen konnte sich auch Timon Krause bereits als Kind nicht entziehen: Als er im Alter von zwölf Jahren das erste Mal mit Hypnose in Berührung kommt, entfacht das seine Begeisterung für die Thematik, die bis heute ungebrochen ist.

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