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Peter Schulze (links) und Uli Beckerhoff hören nach 17 Jahren bei der „jazzahead!“ auf. Foto: C. Anthonyo
#Bremer Köpfe
26. April 2024

"Jazz ist live am stärksten"

Uli Beckerhoff und Peter Schulze über ihre letzte „jazzahead!“

Im April findet das „jazzahead!“-Festival in Bremen wieder in voller Präsenz statt. Das Musik- und Kulturprogramm erstreckt sich über die gesamte Stadt. Mit „Clubnight“, „Showcases“, „Deutscher Jazzpreis“, einer musikalischen Lesung und der Messe gibt es ein prallgefülltes Programm für die nationale und internationale Jazzszene, für die Bremen an vier Tagen einmal mehr zum Mittelpunkt wird. In diesem Jahr steht Deutschland als Partnerland im Zentrum der Veranstaltung. Die künstlerischen Leiter des Festivals, Uli Beckerhoff und Peter Schulze, zeichnen dabei letztmals für das Programm verantwortlich – sie haben nach 17 Jahren ihren Abschied bekannt gegeben.

Im April findet das „jazzahead!“-Festival in Bremen wieder in voller Präsenz statt. Das Musik- und Kulturprogramm erstreckt sich über die gesamte Stadt. Mit „Clubnight“, „Showcases“, „Deutscher Jazzpreis“, einer musikalischen Lesung und der Messe gibt es ein prallgefülltes Programm für die nationale und internationale Jazzszene, für die Bremen an vier Tagen einmal mehr zum Mittelpunkt wird. In diesem Jahr steht Deutschland als Partnerland im Zentrum der Veranstaltung. Die künstlerischen Leiter des Festivals, Uli Beckerhoff und Peter Schulze, zeichnen dabei letztmals für das Programm verantwortlich – sie haben nach 17 Jahren ihren Abschied bekannt gegeben.

Für langjährige Anhängerinnen und Anhänger der „jazzahead!“ kam die Nachricht im Februar, dass Beckerhoff und Schulze als künstlerische Leiter aufhören, überraschend. „Es gibt sicher auch eine biologische Komponente, wir sind beide über 70“, erklärt Schulze lächelnd. „Wir sind bereits seit Beginn der ersten „jazzahead!“ dabei. Unabhängig voneinander haben wir nun jemanden gefunden, der für uns übernehmen kann. Es wird Zeit für die nächste Generation.“ Damit meint Schulze den Hamburger Musikjournalisten, Autor und Moderator Götz Bühler. 2021 moderierte dieser bereits die pandemiebedingte digitale Ausgabe der „jazzahead!“ und 2022 den „Deutschen Jazzpreis“. Nun wird er der Nachfolger der künstlerischen Leiter.

Endlich wieder live

Die Essenz des Ganzen ist zweifellos, dass es live stattfindet“, so Peter Schulze. „Wir haben bei der digitalen Coronaausgabe sehr gelitten. Das war weder Fisch, noch Fleisch.“ Nun solle wieder ein volles musikalisches „Gericht“ serviert werden.

Seit 2006 gibt es die „jazzahead!“. Beckerhoff und Schulze erinnern sich noch, wie vor mehr als 17 Jahren alles begann. „Ich hielt das anfangs für eine Schnapsidee. Als ich den Anruf von Hans Peter Schneider bekam, eine Jazzmesse in Bremen zu veranstalten, dachte ich zuerst an eine kirchliche Messe für junge Leute. Wollte man die so etwa an den Jazz heranführen?“ Vor allem die Mischung aus Wirtschaft und Kunst, die Hand in Hand arbeiten, habe dazu geführt, die „jazzahead!“ tatsächlich auf die Beine stellen zu können. Heute gilt die „jazzahead!“ als einer der wichtigsten Treffpunkte für die internationale Szene.

„Hätten Peter und ich versucht, ein solches Festival allein auf die Beine zu stellen, wir wären schon vor der ersten Ausrichtung pleite gewesen“, meint Beckerhoff. Deshalb fanden wir die Idee einer Messegesellschaft genial, mit Unterstützung durch die Wirtschaft. Da sind wir Hans-Peter Schneider sehr dankbar.“ Als man Beckerhoff das Konzept erklärte, welches bis heute Bestand hat, war er überzeugt. „Diese weltweite, unfassbar rasche Verbreitung überraschte uns dann aber doch. Damit hatte niemand gerechnet.“ Bremen war mit der Ausrichtung der Messe und des Festivals Vorreiter.
„Jazz spielt oftmals nur eine untergeordnete Rolle und steht selten im Mittelpunkt“, erklärt Beckerhoff. Das Team konzipierte die Idee eines Jazzfestivals international. „Aus diesem Grund hielten wir unsere erste Pressekonferenz auch in Berlin ab. Wir wollten zeigen, dass wir über Bremen hinaus bekannt werden wollen. Ab 2011 kamen dann Partnerländer hinzu, die jährlich wechselten“, erinnert sich Schulze.

Die „jazzahead!“ zeichnet sich bis heute durch die Teilnahme von Künstler:innen aus unterschiedlichsten Ländern von Australien, Malaysia oder Indonesien bis hin zu Kanada, Norwegen und der Türkei aus.

Standortvorteil Bremen

„Bremen hat bei der Ausrichtung einer solchen Veranstaltung einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Städten: In Berlin würde ein solches Festival gar nicht auffallen, Bremen hat dafür die ideale
Größe. Man kann alle Orte schnell mit der Straßenbahn oder dem Bus erreichen und die Hotelpreise sind moderat“, fasst Beckerhoff zusammen.

Und natürlich seien inzwischen längst auch andere Städte auf den Erfolg der „jazzahead!“ aufmerksam geworden und haben ihr Interesse an der Veranstaltung bekundet – inklusive einhergehender Abwerbungsversuche. Uli Beckerhoff erinnert sich an einen besonders skurrilen Zwischenfall. „Aus Sankt Petersburg sollte uns die Idee abgekauft werden. Als wir ablehnten, kopierten sie einfach all unsere Formulare und Papiere und gaben sie als ihre eigenen aus.“ Das konnte man so nicht stehen lassen. „Mit einer kleinen anwaltlichen Unterstützung seitens der „jazzahead!“ wurde das dann schnell unterbunden“, ergänzt Schulze mit erhobenem Zeigefinger.

Jazz ist immer im Wandel

Für Beckerhoff und Schulze ist Jazz Weltmusik. „Jazz ist immer im Wandel“, so Beckerhoff. Schulze ergänzt: „Seit 17 Jahren haben viele Künstlerinnen und Künstler neue musikalische Wege erschlossen und ihre Einflüsse mitgebracht. Das begeistert und macht immer wieder neugierig.“ Im aktuellen Jazz finden sich Einflüsse von elektronischer Popmusik über Hip-Hop bis hin zu Neo-Klassik. Eine Entwicklung die auch im Deutschen Jazz zu finden ist, weshalb in diesem Jahr mit Deutschland als „Partnerland“ ein besonderes Augenmerk zuteil wird. „Wir haben damals angefangen, deutschen Jazz international bekannt zu machen. Mittlerweile haben wir in Deutschland 18 Musikhochschulen, an denen man Jazz studieren kann. Weltweit gibt es sowas nicht noch mal. Dadurch hat sich eine extrem hohe Qualität im deutschen Jazz entwickelt. Das wusste vor der ‚jazzahead!‘ nur niemand.“, fasst Uli Beckerhoff zusammen.

Dies trug zusätzlich dazu bei, dass viele international Studierende Deutschland als Standort wählen. Die daraus hervorgegangenen, qualitativ hochwertigen Musikerinnen und Musiker sollen auf der „jazzahead!“ die Chance erhalten, international für Aufmerksamkeit zu sorgen.

Rückblickend einigen sich Uli Beckerhoff und Peter Schulze einstimmig auf ein Highlight in ihrem siebzehnjährigen Schaffen. „Das Schönste war, nach einer ausgefallenen und einer digitalen Variante der ‚jazzahead!‘, die Rückkehr zur Präsenz. Diese Freude und das sichtbare Grinsen der Menschen, das war ein wundervoller Moment“, erinnert sich Beckerhoff, während Peter Schulze zustimmend nickt:
„Nothing can replace meeting face to face“. Der schlimmste Moment hingegen war im Laufe der Jahre für beide, als nach monatelanger Planung 2020 die Absage für die „jazzahead!“ kam. „Das muss man sich vorstellen wie einen Bauplan, an dem man ganzjährig sitzt. Dann wird einem plötzlich mitgeteilt, dass das Haus nicht gebaut wird. Und es regnet“, versinnbildlicht Beckerhoff die damalige Coronasituation.

Für ihre Zukunft haben beide bereits entspannte Pläne. „Ich freue mich aufs Reisen und mehr Freizeit. Es gibt eine tolle Nachfolge. Nach bestem Wissen und Gewissen kann ich mich also gut von meiner Aufgabe der künstlerischen Leitung verabschieden“, sagt Schulze. „Ich freue mich vor allem als Gast und Freund über die ‚jazzahead!‘ schlendern zu können, ohne halbstündig getaktete Termine“, beendet Beckerhoff das Gespräch. Doch zunächst steht im April ihre letzte gemeinsame „jazzahead!“ als Leiter an, die beide sicher bei vielfältiger Jazzmusik genießen werden. Bei der Eröffnungsfeier am 27. April werden die Musikerinnen Romy Camerun und Marialy Pacheco sowie der Trompeter Till Brönner die Verabschiedung der beiden künstlerischen Leiter musikalisch begleiten.

Info

Die jazzahead! findet vom 27. bis 30. April statt. Das komplette Programm gibt es online unter unter www.jazzahead.de.

Tickets für die Veranstaltungen des Festivals gibt es hier.

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