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Foto: F.T. Koch
27. Juli 2024

Schwimmsicherheit: Bremer-Bäder-Chefin Martina Baden im Interview

Der Bremer Sommer ist da und mit ihm die Freibadsaison. Jetzt in den Schulferien zieht es aktuell viele Bremerinnen und Bremer in die Bäder, um sich unter freiem Himmel eine wohltuende Abkühlung zu genehmigen. Doch für einen ausgiebigen Schwimmspaß ist das Thema Sicherheit unerlässlich. Wie steht es um die Schwimmkünste der Bremerinnen und Bremer? Darüber haben wir mit Martina Baden, Geschäftsführerin der Bremer Bäder GmbH gesprochen.

Der Bremer Sommer ist da und mit ihm die Freibadsaison. Jetzt in den Schulferien zieht es aktuell viele Bremerinnen und Bremer in die Bäder, um sich unter freiem Himmel eine wohltuende Abkühlung zu genehmigen. Doch für einen ausgiebigen Schwimmspaß ist das Thema Sicherheit unerlässlich. Wie steht es um die Schwimmkünste der Bremerinnen und Bremer? Darüber haben wir mit Martina Baden, Geschäftsführerin der Bremer Bäder GmbH gesprochen.

Frau Baden, wie schwimmsicher sind die Menschen in Bremen?

Ich glaube, je älter die Menschen sind, desto schwimmsicherer sind sie auch. Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass früher noch sehr viel mehr Wert daraufgelegt wurde, dass man Schwimmen kann. Ich kenne es zum Beispiel aus meiner Generation so: Wenn man zur Schule kam, konnte man sich die Schuhe zubinden, man konnte die Uhr lesen und eben auch schwimmen. Ich glaube, das ist im Laufe der Zeit ein bisschen aus dem Fokus geraten.

In Bremen ist das Schulschwimmen ab Klasse 3 schon seit vielen Jahren verankert. In Coronazeiten haben Daten aus dem Bildungsressort belegt, dass die Zahl nicht schwimmfähiger Kinder in diesem Alter deutlich gestiegen ist. Wie ist der Status quo?

Die Zahlen nicht schwimmfähiger Kinder sind tatsächlich seit Jahren steigend. Das ist allerdings kein Problem, das allein auf Corona zurückzuführen ist. Im Zuge des Schulschwimmens in der dritten Klasse stellen wir immer wieder fest, dass es Kinder gibt, die bisher noch nie ein Schwimmbad von innen gesehen haben. In der Pandemie haben wir wohl als einziges Bundesland das Schulschwimmen fortgesetzt und auch weiter Schwimmkurse angeboten. Wir haben also schon versucht, gegen diesen Trend anzugehen. Unabhängig von Corona müssen wir heute allerdings deutlich mehr aufwenden, um Kindern das Schwimmen beizubringen.

Wie meinen Sie das?

Wenn Kinder früher zum Schwimmunterricht gekommen sind, waren sie in der Regel ans Wasser gewöhnt. Viele konnten auch schon halbwegs schwimmen und wollten einfach ihre Abzeichen machen. Heute ist es so, dass wir Kindern in den ersten Stunden oft erst einmal beibringen müssen, was ein Schwimmbad ist, und sie spielerisch ans Wasser heranführen. Da geht natürlich einiges an Zeit drauf. Die Zahl der Nichtschwimmer ist tatsächlich steigend und zwar seit Jahren. Man muss aber auch ehrlich sagen, dass man das früher nicht so hinterfragt hat, wie heute. Heutzutage schauen wir uns die Kinder im Unterricht oder in den Kursen ganz genau an, um festzustellen, ob sie ans Wasser gewöhnt sind, Angst haben oder vielleicht sogar traumatische Erlebnisse mit Wasser erlebt haben, gerade wenn es geflüchtete Kinder sind. Wir haben also mittlerweile einen ganz anderen Blick auf das Thema. Und auch, wenn wir feststellen, dass die Zahl der nichtschwimmenden Kinder, die zu uns kommen, zugenommen hat, nehmen wir gleichzeitig wahr, dass mehr Eltern das erkannt haben. Insofern haben wir die Hoffnung, in den kommenden Jahren wieder vermehrt Kinder in den Schwimmkursen begrüßen zu können, die zumindest ans Wasser gewöhnt sind.

Mit dem Projekt „Kids in die Bäder“ sollen Kinder aus einkommensschwachen Familien für das Thema Schwimmen sensibilisiert werden. Dabei werden auch die Kosten für einen entsprechenden Kurs übernommen. Wie hängen Einkommensschwache und mangelnde Schwimmfähigkeit zusammen?

Ich denke, dass in bildungsfernen Familien häufig die Möglichkeiten Kindern etwas beizubringen aus unterschiedlichen Gründen geringer sind. Die finanziellen Hürden versuchen wir durch die Kostenübernahme im Rahmen dieses Projektes zu minimieren. Allerdings wissen wir, dass in solchen Familien auch andere Dinge oft zu kurz kommen. Wir versuchen mit dem Projekt „Kids in die Bäder“ niedrigschwellige Angebote zu machen. Es müssen nicht zwangsweise langfristige wirtschaftliche Probleme sein, die einem Schwimmkurs der Kinder entgegenstehen. Mitunter können schon unglückliche Umstände wie ein kaputtes Auto dazu führen, dass finanzielle Engpässe entstehen. Insofern setzen wir niedrigschwellig dort an, wo es gebraucht wird. Ich möchte wirklich an alle Eltern appellieren: Am Geld sollte es nicht scheitern.

Martina Baden. Foto: Roland Scheitz

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit „Kids in die Bäder“ gemacht?

Das Projekt wird gut angenommen, was uns sehr freut. Aber, obwohl es kostenlos ist, haben wir bestimmt eine Quote von 50 Prozent der angemeldeten Kinder, die im Kurs gar nicht erst ankommen. Das stimmt uns natürlich nachdenklich. Daran zeigt sich, dass es eben nicht nur am Geld liegt. Manchmal ist es auch das Thema der Mobilität oder es mangelt an einer erwachsenen Person, die sich Zeit nimmt, um das Kind zum Kurs zu begleiten.

Wenn es um die Schwimmfähigkeit von Kindern geht: Bei wem sehen Sie da die Verantwortung?

Ich sehe die Verantwortung klar bei den Eltern. Sie haben meiner Meinung nach die Aufgabe, Kinder grundsätzlich an Themen wie dieses heranzuführen. Wir als Bremer Bäder GmbH haben kaum Möglichkeiten, direkt an die Kinder heranzutreten, in Schulen dürfen wir beispielsweise keine Werbung machen. Insofern bleibt uns nur der Zugang über die Eltern. Die Verantwortung, dafür ein gutes Angebot zu schaffen, die liegt wiederum bei uns.

Apropos Verantwortung: In den Sommermonaten kommt es immer wieder zu Badeunfällen, vorrangig an Seen. Wie wird in den Bremer Bädern für Sicherheit gesorgt?

In den Schwimmbädern haben die sogenannten Fachangestellten für Bäderbetriebe, auch bekannt als Bademeister, die Aufsicht und gehen da sehr strategisch vor. Man darf sich das aber nicht so vorstellen, dass die Kolleg:innen einfach am Beckenrand stehen und in die Menge starren. So läuft das nicht. Es funktioniert alles auf Zuruf durch einen Knopf im Ohr, sie wissen wie viele Leute in welchen Becken sind. Das ist ein sehr ausgefeiltes System, daher ist an und für sich die Sicherheit in den Bädern schon sehr hoch. Das funktioniert dann nur richtig gut, wenn Eltern oder andere erwachsene Begleitpersonen ihrer Aufsichtspflicht nachkommen. Das sind Dinge, die uns auch immer wieder Sorge machen und die wir auch thematisieren und Eltern gegebenenfalls ansprechen. Wir haben tatsächlich schon Gruppen, bei denen wir das Gefühl hatten, dass die Erwachsenen ihrer Fürsorgepflicht nicht nachkommen, gebeten, das Schwimmbad zu verlassen. Unsere Bäderteams sind aufmerksam, aber nicht die Kinderbetreuung.

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