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#Gesundheit
9. Februar 2025

Schmerz, lass nach

In der Paracelsus-Klinik lernen Menschen mit Dauerschmerzen, mit der Krankheit klarzukommen und ins Leben zurückzufinden.

In der Paracelsus-Klinik lernen Menschen mit Dauerschmerzen, mit der Krankheit klarzukommen und ins Leben zurückzufinden.

Umbetten, beim Aufstehen helfen, stützen und heben – Cengiz Kisla ist Altenpfleger, und dieser Beruf ist nicht zuletzt auch eine Herausforderung für seinen Rücken. Vor einigen Jahren ging es los mit Schmerzen an Halswirbelsäule und linker Schulter. „Ich habe sie lange ignoriert und versucht zu funktionieren – ohne Rücksicht auf den Körper“, sagt der 56-jährige Bremer. Doch im Sommer 2024 spitzten sich die Schmerzen immer mehr zu. „Ich war bei allen möglichen Ärzten und habe starke Schmerzmedikamente verordnet bekommen. Aber nichts hat so richtig geholfen.“
Cengiz Kisla gehört zu den etwa 30.000 Menschen, die nach Schätzungen der AOK allein im Land Bremen unter chronischen Schmerzen leiden. Dazu zählen vor allem Kopf- und Rückenschmerzen, Gelenk- und Nervenschmerzen oder Beschwerden, die nach einer Operation entstanden sind. Die Betroffenen sind häufig in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt und greifen auf Medikamente zurück.

Fachübergreifende Therapie

Neuen Mut schöpfte Kisla in der Bremer Paracelsus-Klinik. Dort hat er in der Abteilung Schmerzmedizin an einem speziellen Behandlungsprogramm teilgenommen. „Die Patientinnen und Patienten sollen bei uns herausfinden, was für sie die passenden Therapien und Werkzeuge sind, um die Schmerzen zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern“, sagt die Chefärztin der Abteilung, Dr. Larissa Eggers. „Und weil jeder ein anderes Schmerzerleben hat, gehen wir dabei sehr individuell vor.“
Zum Behandlungsteam können unter anderem Schmerzmediziner, Orthopäden, Neurologen, Neurochirurgen, Sportmediziner und weitere Facharztdisziplinen sowie Physio- und Psychotherapeuten, Ergotherapeuten und Kunstpädagogen gehören – je nach Bedarf. Sie stimmen sich ständig untereinander über Medikamente und Therapien ab. Dadurch soll der Teufelskreis aus Schmerzen, Schon- und Fehlhaltung, Muskelverspannung und erneutem Schmerz durchbrochen werden. Je nach Schwere und Dauer der Schmerzen werden die Patientinnen und Patienten ambulant, teilstationär oder stationär behandelt.
Cengiz Kisla entschied sich für die dreiwöchige teilstationäre Behandlungsvariante, das heißt er war nur an den Wochentagen in der Paracelsus-Klinik und konnte abends nach Hause gehen. Zu den Programmpunkten in Kislas Therapieplan gehörten Physiotherapie, Nordic Walking, Krafttraining und Entspannungskurse. Hinzu kamen Vorträge sowie Gruppen- und Einzelgespräche mit einer Psychotherapeutin. Der Therapeutin erzählte Kisla von seinen Ängsten: Dass ihm keiner helfen kann und er seine Arbeit nicht mehr schafft wegen der Schmerzen und der ständigen Müdigkeit. Und dass er seine Arbeit deswegen verlieren könnte. Außerdem erzählte er, wie gereizt und angespannt er sei, dass er sich nicht mehr mit Freunden treffe und seine Tochter schließlich gesagt hätte, so geht das nicht, durch Medikamente allein wirst du nicht gesund.

Mit den Schmerzen leben

Die Gespräche sagt Kisla, hätten ihm geholfen, seine Einstellung zu verändern: „Ich habe gelernt, auch selbst Hilfe anzunehmen, statt ständig nur für andere da zu sein und im Job zu funktionieren.“ Und er horche jetzt mehr in sich hinein: Werden die Schmerzen gerade wieder stärker? Oder sind sie bereits zu stark, um weiterarbeiten zu können? Aufschlussreich seien auch der Austausch mit anderen Betroffenen und die Vorträge gewesen: „Ich weiß jetzt mehr darüber, wie Schmerzen überhaupt entstehen und wie ich damit leben kann“, berichtet der Bremer.
Um mit den Schmerzen besser zurechtzukommen, hat Kisla in seinem Alltag einiges verändert: Mehr Bewegung, weniger Couch und Fernbedienung, so lautet seine Devise. Morgens nach dem Aufstehen macht er erst einmal Gymnastik auf dem Balkon, statt zum Kühlschrank zu gehen. Er hat seine Schichten angepasst, um besser schlafen zu können, und geht öfter mal in die Sauna – denn die Wärme tut seinem Rücken gut. Zusammen mit den Medikamenten haben diese Veränderungen aus seiner Sicht eine Menge bewirkt: „Meine Schmerzen sind etwa um 75 Prozent weniger geworden“, sagt Cengiz Kisla. „Und meine Tochter ist zufrieden, weil sie sieht, dass der Papa wieder lacht.“

Besondere Schmerztherapie

Für Versicherte mit chronischen Schmerzen bietet die AOK Bremen/Bremerhaven in Kooperation mit der Paracelsus-Klinik Bremen und deren Netzwerkpartnern eine multimodale Schmerztherapie an. Das Besondere an dieser Form der Therapie ist, dass dabei Fachleute aus vielen verschiedenen Berufsgruppen zusammenarbeiten, um den Patienten zu helfen.

Infos: aok.de/bremen/der-kurze-weg

Gegen Stress und Rückenschmerzen helfen auch die AOK-Gesundheitskurse:
aok.de/hb/kurse

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