Kreatives Empowerment
Neue Ausstellung: „Architektur für Alle?! Emanzipatorische Bewegungen in Planung und Raum“ im Wilhelm Wagenfeld Haus
Die aktuelle Ausstellung des Bremer Zentrums für Baukultur widmet sich der Situation von Frauen im Feld Architektur in Bremen von 1945 bis heute. Dabei gewährt sie sowohl Einblicke in die Vergangenheit als auch Ausblicke in die Zukunft.
Wer derzeit im Wilhelm Wagenfeld Haus die Ausstellung „Architektur für Alle?! Emanzipatorische Bewegungen in Planung und Raum“ besuchen will, stößt zunächst auf eine Baustelle. Diese ist jedoch keineswegs der Renovierungsbedürftigkeit der Räumlichkeiten geschuldet, sondern ist Teil des Konzepts: Unter dem Titel „Wegen Umbau geöffnet- Bitte nutzen Sie den Seiteneingang“ soll es auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen ermöglicht werden, die Ausstellung zu besuchen. Ein Ansatz, für den sich die bildende Künstlerin Claire Waffel verantwortlich zeichnet.
Wie wird Stadtplanung aus der Sicht von Frauen gedacht? Wer hat sich wie auf der Architekturbühne bewegt? Diesen Fragen können Interessierte derzeit im Wilhelm Wagenfeld Haus nachgehen. Die Ursprungsidee, Frauen aus der Architektur sichtbar zu machen, hatte Architekturvermittlerin Insa Meyer. “Prozesshaft ist die Ausstellung doch größer geworden, als wir zunächst dachten.“, resümiert sie erfreut. Derzeit arbeiten im Kurator:innen-Team sieben Mitarbeitende an dem Erkenntnisgewinn über Architektur, Diskriminierung und Transformationsprozesse.
Vor Ort können Besucherinnen und Besucher historische Berichte, Zeitschriften, Fotografien und Zeichnungen über die Frauen aus der Architektur entdecken, die oftmals im Schatten ihrer Ehemänner standen. Im ersten Stock erwarten die Museumsgäste Plakate und Informationen des Vereins Belladonna, oft in Zusammenarbeit mit der Feministische Organisation von Planerinnen und Architektinnen (FOPA). Im „Raum der Erfahrungen“ liefern eine Video-Installation und zeitliche Aufarbeitungen umfassende Informationen: Interessierte können dabei die Lebensstationen der Frauen nacherleben und von Hindernissen erfahren, denen sie gegenüber Männern ausgesetzt waren. Unterschiedliche Objekte ergänzen Interviews, in denen die Akteurinnen persönlich zu Wort kommen. Unter der intern genannten „Sexismus-Dusche“, können Besucherinnen und Besucher gesammelte sexistische Sprüche, welche Frauen im Laufe der Jahre ertragen mussten, über Lautsprecher anhören. Eine weitere Besonderheit ist der „Koski-Mat“, eine Art Snackautomat, konzipiert für einen geplanten feministischen Kiosk. Die Zusammenarbeit mit „Sisterhood – Girls Go Graffiti“ verschafft zudem Frauen und FLINTA Personen aus der Graffitiszene Sichtbarkeit. Diese ist in Deutschland illegal, die Zusammenarbeit mit der Ausstellung birgt ein hohes Risiko für die Akteurinnen. Außerdem erwartet die Besucherinnen und Besucher eine VR-Installation mit virtuellem Rundgang durch Bremen und Frauen-Stadtpläne.
„Wir bieten ein sehr buntes Fenster in die Zukunft und wollen alle Frauen und Menschen, damals wie heute, empowern. Der öffentliche Raum ist öffentlich, er ist Grundrecht. Deshalb dürfen wir niemanden ausschließen“, erklärt Kuratorin Céline Schmidt-Hamburger.
Info
Die Ausstellung ist bis einschließlich 12. März zu sehen. Nähere Infos und Öffnungszeiten: www.wilhelm-wagenfeld-stiftung.de