Geradesitzen reicht nicht
Dynamisches Sitzen: Der Orthopäde und Rehabilitationsmediziner Christian Sturm erklärt, wie es geht
Wer viel Zeit am Schreibtisch und vor dem Bildschirm verbringt, kann davon Rückenschmerzen bekommen. Der Orthopäde und Rehabilitationsmediziner Christian Sturm erklärt, wie man den Rücken durch dynamisches Sitzen entlasten kann.
Der Nacken kribbelt, und beim Aufstehen meldet sich der Rücken mit einem ziehenden Schmerz. Rund 27,7 Prozent der Menschen im Land Bremen waren 2021 wegen Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung. Dieser hohe Anteil der Rückengeplagten wirkte sich massiv auf den Krankenstand in den Betrieben aus: Bundesweit gingen 14 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage auf Rückenschmerzen zurück. Die Zahlen stammen aus dem „Gesundheitsatlas Rückenschmerzen“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Probleme durch statisches Sitzen
Damit der Rücken durch das ständige Sitzen keinen Schaden nimmt, hat der Mediziner Dr. Christian Sturm – bekannt aus der NDR-Sendung „Die Bewegungs-Docs“ – einige Tipps parat. Eine wichtige Kernbotschaft lautet dabei: Die eine ideale Sitzposition gibt es nicht. Die aufrechte Sitzhaltung – das Becken ein wenig nach vorne gekippt, leichtes Hohlkreuz – sei lange als das Non-Plus-Ultra ausgegeben worden, weil Muskeln und Bandscheiben dabei gleichmäßig belastet werden. „Das ist eine Grundposition, aber wenn ich völlig statisch darin verharre, bekomme ich sehr schnell Muskelschmerzen“, sagt der Experte.
Bewusst die Position wechseln
Wesentlich rückenfreundlicher sei es, beim Sitzen regelmäßig die Position zu wechseln: Mal weiter vorn auf dem Sitzpolster, dann weiter hinten, mal auf der linken, dann mehr auf der rechten Pobacke, mal angelehnt, dann wieder aufrecht. Das versteht Christian Sturm unter „dynamischem“ Sitzen. „So bleibt die Muskulatur in Bewegung und verkrampft sich nicht so leicht“, erklärt er.
Der Schreibtischstuhl sollte ihm zufolge verstellbare Ellenbogenstützen haben, damit die Schultern beim Sitzen mit aufgelehnten Unterarmen entspannt bleiben. Wichtig sei hier wie auch sonst die Symmetrie: Wer eine Schulter weiter hochzieht als die andere, bringt den Rücken aus der Balance. Um die Muskulatur in Bewegung zu halten, empfiehlt Christian Sturm, sich zeitweise auf ein aufblasbares Sitzkissen oder ein Keilkissen zu setzen, das man sich auf den Stuhl gelegt hat.
Zum Teil im Stehen arbeiten
Wer dem Rücken etwas Gutes tun möchte, arbeitet zum Teil im Stehen. Dafür braucht man einen höhenverstellbaren Schreibtisch, ein Stehpult oder einen höheren Schreibtischaufsatz. „Zum Einstieg empfehle ich, zweimal pro Tag eine halbe Stunde zu stehen und sich dann bei Bedarf zu steigern“, sagt der NDR-Bewegungs-Doc. Eine Wohltat sei es zudem, zwischendurch zu gehen, zum Beispiel während eines Telefonats. Christian Sturm empfiehlt, während des Sitzens, Stehens und Gehens auch kleine Übungen zu absolvieren – zum Beispiel die Schultern kreisen zu lassen, auf einem Bein zu stehen oder die Knie anzuheben.
Trainieren mit der AOK
AOK-Rücktrainer:
Der AOK-Rückentrainer bietet einen Sechs-Wochen-Trainingsplan für zu Hause. Der Physiotherapeut und Coach Patricio Escher zeigt in 30-minütigen Videos praktische Übungen.
aok.de/rueckentrainer
Therapie bei Dauerschmerz:
Bei dauerhaften Beschwerden bietet die AOK Bremen/Bremerhaven mit der Paracelsus-Klinik eine Schmerztherapie an, die über die reguläre Betreuung hinausgeht.
Infos unter 0421 4683-6355 oder per Mail: painnurse@bremen.pkd.de
AOK-Kurse:
Den Rücken dehnen, kräftigen und entspannen kann man auch mit anderen gemeinsam in den AOK-Gesundheitskursen, zum Beispiel im Rückenfit-Kurs, beim Faszientraining oder beim Yoga. Mit dem AOK-Gesundheitsgutschein sind zwei Kurse pro Jahr kostenfrei.
aok.de/hb/kurse