Gefiederter Schrecken
Rückblick: Synchronsprecher Jens Wawrczeck liest „Hitch und Ich/ Ausblick auf „Die drei Fragezeichen und der dunkle Taipan“
Im Zuge seiner Reihe „Hitch und Ich“ las Jens Wawrczeck, vielen Hörspielfans bekannt als Stimme von Peter Shaw aus "Die drei Fragezeichen", am 13. Oktober in Bremerhaven „Die Vögel“. Das STADTMAGAZIN Bremen traf ihn am Ende des schaurig schönes Abends exklusiv zum Interview.
Wenn Jens Wawrczeck liest, ist es vollkommen still im Saal. Gebannt lauschen die Zuschauerinnen und Zuschauer dem versierten Schauspieler, Sprecher und Sänger. Als ausgewiesener Hitchcock-Kenner und Liebhaber tourt Wawrczeck derzeit mit ausgewählten literarischen Werken durchs Land, die von Alfred Hitchcock verfilmt wurden.
„Die Vögel“, verfasst von Daphne du Maurier, ist bereits 70 Jahre alt und hat bis heute nichts von seinem Schrecken eingebüßt. Begleitet von Jan-Peter Pflug am Theremin, dessen Klänge die Bedrohlichkeit des Textes kongenial unterstützen, haucht Wawrczeck den Figuren Leben ein. Zu jeder Sekunde nimmt man ihm die Emotionen ab: Der Vollblut-Schauspieler weiß, wie man durch Betonungen, Mimik und szenisches Spiel Gänsehaut erzeugt. Wer den Film bereits kennt, wird vom Stück überrascht sein, da es eine andere Richtung einschlägt.
Nach begeistertem Applaus kehrt Wawrczeck erneut auf die Bühne zurück, er hat einen Song als Zugabe im Gepäck. „In diesem Hitchcock-Film gibt es nur ein Kinderlied, das einfach nicht aufhören will, daher habe ich mich für einen anderen thematisch passenden Song aus dem gleichen Jahr entschieden: ‘Feed the Birds’ aus Mary Poppins.“ Damit endet der Abend versöhnlich mit den, vorher als Gefahr dargestellten, Vögeln.
„Hitch und Ich“ ist nach Ihren eigenen Aussagen ein Herzensprojekt. Was macht die Faszination für Sie aus?
Das Projekt ist mein Baby. Für mich ist es der Reiz, mit einem sorgfältig von mir
ausgewählten Musiker aufzutreten. Ich spiele den Text mit den Original- Manuskripten. Die Zuschauer haben, selbst wenn sie die Verfilmungen kennen, etwas ganz Neues vor sich. Viele der Werke, auf denen die Hitchcock Verfilmungen basieren, werden heute gar nicht mehr verlegt. Ich habe in Eigenarbeit selbst geforscht und die Schätze wieder zutage gefördert.
Was planen Sie für die Zukunft?
Als nächstes nehme ich „Den Fall Paradin“ auf, auch von Hitchcock, das kommt dann
im nächsten März.
Mit „Die drei Fragezeichen und der dunkle Taipan“ kehren Sie als Peter Shaw am 20. November nach Bremen zurück in die ÖVB Arena. Was bedeutet es Ihnen, nach langer Zeit wieder auf der großen Bühne zu stehen?
Für mich sind die Auftritten in den großen Hallen weniger stressig, weil ich nicht die
ganze Verantwortung trage. Da ist alles perfekt inszeniert, das Publikum feiert auch die Nostalgie und uns als jahrzehntelange Akteure. Es ist immer wieder ein Fest. Bei meinen „Hitch und Ich“ Lesungen muss ich mehr allein beweisen. Bei den Fragezeichen bin ich bis zu meinem Lebensende Peter Shaw, bei meinen Lesungen merkt man jedoch immer schneller, ob man das Publikum für sich gewonnen hat. Das ist intimer, näher.
Was verbinden Sie mit Bremen?
Auf jeden Fall das Schnoorviertel mit seinen wunderbaren Cafés. In Bremen habe ich
auch tolle Hörspiele beim Radio aufgenommen. Außerdem finde ich das Parkhotel klasse, mit seinem schönen Ausblick, das hat es mir auch angetan. (lacht)
Peter Shaw fürchtet sich vor vielem, hat auch Jens Wawrczeck im realen Leben vor etwas Angst?
Es gibt, ohne zu viel verraten zu wollen, eine Szene in „Der dunkle Taipan“, die es in
sich hat, wo wir den Boden der Bühne verlassen. Für mich mit Höhenangst stellte sich direkt die Frage: Ist das sicher? Ich kann ohne Beruhigungsmittel nicht fliegen. Da würde ich nicht einmal merken, wenn wir abstürzen. Das geht auf der Tour nicht, da muss ich fit sein (lacht). Das war eine echte Überwindung.
Das Interview führte Max Stascheit.