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Foto: JF
27. April 2024

„Der Spaß steht im Vordergrund“

Ausprobiert: Inklusiver-Fußball-Kurs des Martinsclub Bremen

„War der drin?“ Diese Frage tönt am Mittwochnachmittag vielfach über das Spielfeld, als wir nach den Übungseinheiten ein kleines Match austragen. Vier gegen vier, Bunt gegen Neongelb. Trainer Nikolai Goldschmidt spielt mit, als mein Teamkollege in Gelb, gibt hier und da Tipps, welcher Spielzug erfolgversprechend ist. Die Aprilsonne scheint grell und wirft harte Schatten auf den Kunstrasen, während ein frischer Wind über den Platz fegt.

„War der drin?“ Diese Frage tönt am Mittwochnachmittag vielfach über das Spielfeld, als wir nach den Übungseinheiten ein kleines Match austragen. Vier gegen vier, Bunt gegen Neongelb. Trainer Nikolai Goldschmidt spielt mit, als mein Teamkollege in Gelb, gibt hier und da Tipps, welcher Spielzug erfolgversprechend ist. Die Aprilsonne scheint grell und wirft harte Schatten auf den Kunstrasen, während ein frischer Wind über den Platz fegt.

„Meist sind es zwischen zehn und 20 Personen, die jede Woche zum Training kommen“, erklärt Trainer Nikolai im Vorfeld. Dieses Mal lassen sich vorerst nur sieben Teilnehmende auf dem Platz des Landesbetriebssportverbands in Huckelriede blicken, mich dazu gezählt sind wir zu acht. „Vielleicht ist das Wetter heute zu schön“, scherzt Nikolai, und begrüßt Co-Trainer Inouss Bourai-Touré, der keine Zeit verschwendet und uns kurzerhand zum Aufwärmen auffordert.

Inklusion bedeutet: Alle können teilhaben

Es gibt einen Ball pro Kopf, wir üben Dribbeln, Übersteiger, den Ball kontrolliert unter den Füßen zu rollen, das alles so gut man kann. „Hauptsache in Bewegung bleiben“, und wir folgen den Anweisungen von Inouss, führen die Bälle kreuz und quer über den markierten Bereich. Ich, die an diesem Tag im Selbstversuch teilnimmt und mit Fußball bisher nur wenig Kontakt geschweige denn Übung hatte, verlangt die Ballführung viel Mühe ab. Nach wenigen Minuten ist mein Puls deutlich gestiegen und die Muskeln warm. Dass es sich bei dem Kurs um ein inklusives Angebot des Martinsclub handelt, einem der größten Träger der Behindertenhilfe in Bremen, ist bis zu diesem Zeitpunkt aus meiner Perspektive nicht spürbar.

„Die Gruppe ist bunt gemischt, es sind Menschen mit und ohne Einschränkungen dabei – alle können mitmachen, das ist der Kern des inklusiven Kursangebots“, erklärt Trainer Nikolai. Viele Kursteilnehmende würden sich aus den Werkstätten kennen, andere erführen über Mundpropaganda von diesem Fußballkurs. Nilokai ist seit 15 Jahren als Honorarkraft dabei und trainiert die Gruppe einmal pro Woche neben seinem Hauptberuf in der Bremer Jugendhilfe. Manche Spieler kennt er seit vielen Jahren, auch eine Spielerin war lange dabei. „Hier auf dem Platz zeigt sich ganz praktisch, welche Hilfestellungen nötig sind, damit alle teilhaben können. Das ist gelebte Inklusion“, sagt Nikolai.

Nach dem Aufwärmen platzieren wir uns an der Mittellinie und bilden Zweierteams. Unsere Mission: bunte Hütchen um die Wette berühren und anschließend den Ball ins Tor bringen. Jetzt bemerke ich, dass Trainer Nikolai die Anweisungen ganz deutlich formuliert und mehrfach ausspricht. So kommen die Informationen bei allen an und wir geben bei der Übung unser Bestes. Nach drei Durchgängen beenden wir diese Trainingseinheit.

Achtsamkeit und Fairness im Spiel

Wir begeben uns im Anschluss wieder in das kleinere Feld, um bei einem Testspiel das soeben Gelernte auszuprobieren. Die neongelben Leibchen zeigen an, in welche Richtung ich den Ball nach vorn spielen muss, wenn ich ihn erwische. Ab und zu gelingt es, aber mein Spiel ist vergleichsweise zaghaft. Nichtsdestotrotz passen mir die Spieler hin und wieder den Ball zu und motivieren auf diese Weise, mich einzubringen. Meine Mitspieler sind umsichtig und fair, es wird aufeinander geachtet. Ermahnungen werden ausgesprochen, fliegt der Ball entgegen der zuvor festgelegten Spielregeln auf Kopfhöhe. Das Spielniveau ist divers und so fühle ich mich sogar als blutige Anfängerin in der Gruppe willkommen. Ruppiges Verhalten ist hier nicht zu finden. „Der Spaß steht im Vordergrund, es geht weniger um den Wettkampfgedanken“, fasst Nikolai zusammen. Während des Matches sprechen sich Spieler gegenseitiges Lob für gelungene Manöver aus, bei Toren wird abgeklatscht. Fair Play, gegenseitiger Respekt und Empowerment liegen in der Luft.

Es steht 4:4. „Das nächste Tor entscheidet“, läutet Trainer Nikolai die letzten Spielzüge des Tages ein. Ein Mitspieler in Gelb zielt auf das gegnerische Tor: Der war drin!

Infos

Der inklusive Fußballkurs ist ein Freizeitangebot des Martinsclub Bremen und findet wöchentlich mittwochs von 16.15 bis 17.45 Uhr auf dem Platz des Landesbetriebssportverbands an der Volkmannstraße statt. Infos erteilt die Mitarbeiterin Jana Kolkowski telefonisch unter 0421 / 537 47 54 oder per E-Mail an j.kolkowski@martinsclub.de.

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