Gerburg Jahnke: „Wie eine Pyjamaparty“
Die Grande Dame der deutschen Comedyszene mit vier weiteren Künstlerinnen zu Gast in der Glocke
Diese Frau ist die Avantgarde der weiblichen Comedyszene: Als Teil des Duos Missfits wurde sie bekannt und machte es sich als Moderatorin der Sendung „Ladies Night“ bis 2018 zur Aufgabe, Frauen in der Branche eine Bühne zu geben. Damit hat sie etlichen Künstlerinnen den Weg bereitet. Und das tut sie auch weiterhin – aus Spaß an weiblicher Gesellschaft und der Notwendigkeit, feminine Kunst sichtbarer zu machen, sagt sie im Interview mit dem STADTMAGAZIN. Am 31. Mai begrüßt die 69-Jährige in ihrer Show „Frau Jahnke hat eingeladen“ bekannte Künstlerinnen und Newcomerinnen um 20 Uhr in der Glocke.
Sie touren seit 2009 mit wechselnden Künstlerinnen durch Deutschland. Erklären Sie kurz das Konzept der Show „Frau Jahnke hat eingeladen“.
Es ist recht einfach: Indem ich andere Frauen einlade und ihnen die Bühne bereite, fällt es nicht so stark auf, dass ich kein eigenes Soloprogramm habe (lacht). Darüber hinaus übernehme ich wirklich gern die Rolle der Gastgeberin, ich schätze alle meine Gästinnen sehr und habe Spaß an der Interaktion. Die Dynamiken, die sich im Miteinander auf der Bühne und backstage ergeben, lassen jeden einzelnen Abend zu einem besonderen werden.
Wie nehmen Sie die gegenwärtige weibliche Kabarettszene wahr?
Sie ist vielfältig und das gefällt mir ungemein! Die Szene entwickelt sich ständig weiter. Auch die mediale Bandbreite und Darstellungsformen werden vielfältiger, ihre Präsenz im Fernsehen und in den sozialen Medien wird immer stärker. Die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern ist jedoch trotz dieser positiven Tendenzen in der deutschen Comedyszene noch nicht vollends hergestellt. In der Veranstaltungsbranche haben es nach wie vor die männlichen Kollegen leichter.
Was müsste sich ändern?
Veranstalter sollten ihre Zurückhaltung ablegen, Künstlerinnen zu buchen. Da wünsche ich mir noch mehr Unterstützung. Ich trage dazu bei, was in meiner Macht steht, nämlich explizite Frauenprogramme zu machen. Weil es notwendig ist und weil es mir Spaß macht, mich mit interessanten Frauen zu umgeben und auszutauschen.
Dieses Mal sind Sie mit Nessi Tausendschön, Zucchini Sistaz, Sarah Bosetti und Patrizia Moresco auf Tour und versammeln sehr unterschiedliche Künstlerinnen. Was ist ihre Schnittmenge?
Sie sind alle sehr gut, eine Erste-Sahne-Gruppe! Von der politisch engagierten Sarah Bosetti über Patrizia Moresco, die ein regelrechtes Feuerwerk der Unterhaltung abfeuert, bis zur verträumten Nessi Tausendschön und schließlich das musikalische Trio Zucchini Sistaz – es ist ein fettes Programm!
Kennen Sie sich alle untereinander?
Ja, die Szene ist recht überschaubar. Die Frauen haben sich untereinander auf dem Schirm und wissen, was die Kolleginnen so machen. Meine Mix-Shows sind für die Künstlerinnen aber eine gute Gelegenheit, sich persönlich zu treffen und die Auftritte der anderen live zu sehen. Bemerkenswert finde ich, dass alle sehr liebevoll miteinander umgehen und eine gute Zeit miteinander haben. Backstage wird laut geredet und gelacht, es ist es wie eine Pyjamaparty!
Sie treten zum wiederholten Mal in der Glocke auf …
Das stimmt. Sie ist übrigens einer meiner Lieblingsorte für Veranstaltungen überhaupt, daher freue ich mich immer besonders auf Bremen. Mir gefällt der verwunschene Klostergarten, das hanseatische Flair des großen Saals, seine tolle Beleuchtung und nicht zuletzt habe ich das Bremer Publikum über die Jahre lieb gewonnen. Es ist sehr aufmerksam und aufnahmefähig.
Worüber können sie immer lachen?
Alltagskomik. Neulich wollte ich mein Auto vom Saharasand befreien. In der Schlange wartete ein Herr vor mir, den fragte ich, ob er nur waschen oder auch abspritzen möchte. Der Mann grinste zwar über sein ganzes Gesicht, war aber so dezent, meine Worte unkommentiert zu lassen. Erst denken, dann reden – diesen Grundsatz vergesse ich manchmal. Im Nachhinein solcher Momente kann ich immer herzlich über mich selbst lachen.
Das Interview führte Kristina Wiede.