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Schauspieler Sky du Mont im Interview über seinen Auftritt als Erzähler in der „Rocky Horror Show“
„Eine hanebüchene Geschichte“
Der Schauspieler, Autor und Synchronsprecher Sky du Mont wurde nicht zuletzt aufgrund seiner markanten Stimme und charismatischen Ausstrahlung bekannt. Als Darsteller ist er in zahlreichen Kino- und TV-Filmen zu sehen, beispielsweise in Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut“ oder Michael „Bully“ Herbigs „Der Schuh des Manitu“. Seine elegante Art und der trockene Humor machten ihn zudem zu einem Publikumsliebling als Erzähler bei der „Rocky Horror Show“, die ab Januar für mehrere Auftritte im Metropol Theater gastiert. Das Musical verbindet Spaß mit hohem Tempo, Glamour und Sexappeal. Im Gespräch verrät du Mont seine Zukunftspläne, warum man ihn auf der Bühne langweilig nennt und weshalb die Menschen ihn im Alter anders wahrnehmen.
Für alle, die noch nie etwas von der „Rocky Horror Show“ gehört haben, wie würden Sie ihnen das Musical beschreiben?
Es ist eine Show wie keine zweite. Vielleicht ist einer der Gründe, warum sie so erfolgreich ist, dass das Publikum mitmachen kann und eine Party feiert. Es wird gesungen, geklatscht und getanzt. Ich finde die Livemusik im Musical sehr schön, sie kommt anders beim Publikum an, als Musik nur vom Band. Auf der Bühne geht immer die Post ab. Im Grunde ist es eine hanebüchene Geschichte ohne Sinn und Ziel. Das sollte man mit Humor hinnehmen, was das Publikum auch tut. In Städten wie Wien sind die Menschen etwas zurückhaltender, in Deutschland wird dagegen Konfetti geworfen und mit Wasserpistolen gespritzt.
Gibt es einen Teil der Show, den Sie am besten finden?
Ich genieße hinter der Bühne die großartige Musik, die Band ist fantastisch. Ich, der Erzähler der Show, bin die arme Sau (lacht). Man kommt auf die Bühne und die Menschen rufen „boring“ , also langweilig. Das ist ein Teil der Aufführungen und schon Kult. In England, wo das Musical entstand, gibt es bei jedem dritten Satz wahnsinnig komische Reaktionen und Rufe vom Publikum. Es zelebriert die Show kostümiert und mit vorher geplanten Aktionen. Das kann man in Deutschland so nicht erwarten. Ich muss dennoch oft auf Zuschauerrufe reagieren: Einmal rief eine Frau: „Du Mont, geh nach Hause!“ Da habe ich erwidert: „Zu dir oder zu mir?“ Das macht mir Spaß.
Warum rufen Sie diese Reaktionen beim Publikum hervor?
Nun, da kommt ein weißhaariger Mann im Anzug auf die Bühne und spricht antiquiertes Deutsch, dadurch störe ich immer (lacht). Das wollen die Menschen kundtun, aber auf humorvolle Art. Am Anfang nahm ich das nach dem Auftritt in der Garderobe noch persönlich und dachte, die Menschen mögen mich nicht. Ich habe mich aber nun daran gewöhnt und weiß, wie es gemeint ist, nämlich als großer Spaß, den ich gern mitmache.
Haben Sie wieder Lampenfieber nach Ihrer Bühnenabstinenz?
Bei Premieren auf jeden Fall. Ich stand seit drei Jahren nicht mehr auf der Bühne und beim ersten Auftritt danach hatte ich zitternde Knie, die man zum Glück nicht sieht. Ich kann den Text zwar auswendig, aber das Schlimmste für einen Schauspieler ist ein Filmriss oder Blackout. Bis man die Stelle im Script wiederfindet, stirbt man mehrere Tode (lacht). Der erste Auftritt ist immer der Schwierigste und die Erwartungshaltung sehr hoch.
Hat man Sie früher anders wahrgenommen, als heute?
Ja, durchaus. Die Menschen sind heute überall wahnsinnig nett zu mir, mein Image hat sich gewandelt. Früher spielte ich die Rolle des Mörders und des hochnäsigen Barons, da dachten viele, ich sei auch im echten Leben ein Snob. Meine Auftritte in Komödien und vor allem in den Filmen von „Bully“ Herbig werden positiv wahrgenommen. Und ich gebe zu, das genieße ich sehr. Es gibt nun doch ein paar, die mich im hohen Alter mögen (lacht).
Vielseitige Charaktere, würde Sie noch eine bestimmte Rolle reizen?
Sie sind tatsächlich der Erste, dem ich das erzähle, ich habe vor Kurzem einen Film gedreht und beschlossen, dies ist mein letzter. Die Leute schließen schon Wetten ab, ob ich irgendwann zurückkomme, wenn eine besondere Rolle auf mich wartet, aber nein. Ich mache diesen Beruf seit 55 Jahren, war an Sets immer mit Dixiklos und Wohnwagen konfrontiert, mein Beruf ist sehr fordernd, auch wenn man das nicht denkt. Nun ist Schluss. Ich werde aber weiterhin Lesungen geben. Ich möchte dem Publikum ersparen, dass sie mich im hohen Alter herumtingeln sehen, am Ende schämen sich noch meine Kinder für mich (lacht).
Ihre Auftritte führten Sie immer wieder in unsere Hansestadt. Haben Sie einen Bezug zu Bremen?
Absolut, ich habe sogar einen großen Bezug! Bremen ist eine sehr eigenständige Stadt mit einem hervorragenden Fußballklub, dessen Stars leider immer von den Bayern weggekauft wurden (lacht). Bremen liegt nah an Hamburg, meinem Zuhause, das ist perfekt. Für Sightseeing habe ich vor meinen Aufritten im Metropol Theater außerreichend Zeit, denn ich habe den ganzen Tag bis zu meinen Auftritten frei. Als älterer Herr stehe ich gern früh auf und gehe spazieren oder flanieren. Ich nutze die Städte, in denen ich bin, um etwas zu unternehmen.
Das Interview führte Max Stascheit.
Ab Dienstag, 28. Januar, verschiedene Spielzeiten, Metropol Theater. Infos und Tickets: www.metropol-theater-bremen.de