Runder Geburtstag
Die bremer shakespeare company feiert ihr 40-jähriges Bestehen
Mit einer so langen Zukunft hatten im Jahr 1984 die Gründer der bremer shakespeare company wohl nicht gerechnet, als sie damals ihr „Theaterzelt“ in Bremen aufschlugen. Umso mehr Grund zum Feiern gibt es – können in diesem Jahr die „runden Geburtstagskinder“ ihre 40 Jahre und William Shakespeare mit seinen jugendlichen 460 Jahren insgesamt doch glatt 500 Kerzen auf die gemeinsame Geburtstagstorte stecken.
Verbindungen herstellen, kooperieren und koproduzieren, auch international, das war schon immer ein Anliegen der bremer shakespeare company. Dazu fühlt sie sich durch ihren Namensgeber verpflichtet, dessen Werke auf der ganzen Welt zu Hause sind.
Im 40. Jahr richtet sich der Blick des Ensembles verstärkt Richtung Ukraine, auch um das Land, das unter dem russischen Angriffskrieg leidet, auf diesem kulturellen Weg die Hand zu reichen.
„Hamlet“ aus moderner Sicht
Die internationale Koproduktion „We are Hamlet“ mit der Shakespeare Company Prag und dem Academic Ukrainian Music and Drama Theatre in Odessa fokussiert eine der berühmtesten Shakespeare-Figuren. Hamlet ist legendär für seinen Zwiespalt zwischen der Rache, zu der ihn der Geist seines ermordeten Vaters aufruft, und seinem Widerstreben, ob er für diese Rache selbst als Mörder schuldig werden muss. Das moralische Dilemma wird greifbar in den Fragen: Wer bin ich? Warum und wofür lebe ich? Was kann oder muss ich tun?
Der Text wird verwoben mit Antworten, die von Menschen verschiedener Herkunft und aus unterschiedlichen Lebenszusammenhängen auf diese Fragen gegeben wurden. Ihre Erkenntnis: Wir sind alle Hamlet! Gibt es vielleicht mehr Gemeinsamkeiten, als wir dachten?
Gastspiel, Musiktheater und Posse
Aus Brünn in der tschechischen Republik kommt das Gastspiel, das am 10. April die komplexe literarische und emotionale Beziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan auf die Theaterbühne bringt: „Herzzeit“.
Beide waren von NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg traumatisiert: Bachmanns Vater war Offizier der österreichischen Armee, während Celan nur knapp einem Massentransport ins Konzentrationslager entging. In ihren Briefen offenbaren sich Hoffnung und Verzweiflung, Liebe und Freundschaft, Distanz und Nähe.
Gleichzeitig enthüllen sie ihre innere Zerrissenheit zwischen Sehnsüchten und der nüchternen Realität. Die intellektuellen Lebensfäden der beiden waren mit einer heute zur Ukraine gehörenden und fast vergessenen Landschaft verknüpft, der Bukowina. Der Theaterabend „Herzzeit“ wird eingeleitet mit einem Vortrag von Oskar Ansull zur Literatur des ehemaligen multi-ethnischen Kronlandes der k. u. k.-Monarchie mit seiner vielsprachigen und multikulturellen Hauptstadt Czernowitz.
Auf eine ganz andere Weise kann man eine ukrainisch-deutsche Kooperation in „The Raindog Radioshow“ am 14. April erleben. Inspiriert ist der audiophile Theaterabend von dem ukrainischen Autor Juri Andruchowytsch. Seine Story um Widerstand, Verfolgung, Attentat, Liebe, Melancholie und Flucht verknüpfen sich zu einem surrealen Roadtrip, den ein Ex-Revolutionär, Pianist und DJ per Radio aus einem geheimen Gefängnis sendet. Die Liveband unterlegt die Show mit Songs von Tom Waits.
Danach folgt am 26. April, die Posse „Geht’s noch? Oder: Shakespeares Zitronenfalter. Company-Mitbegründer Chris Alexander und Rainer Iwersen liegen sich darin als zwei betagte Shakespeare-Übersetzer „in den Haaren“.
Weitere Infos und Spielzeiten: www.shakespeare-company.com