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Foto: Tina Niedecken
27. Juli 2024

"Ich wollte auch solche Musik machen"

Wolfgang Niedecken kommt mit Bob-Dylan-Programm nach Worpswede

Seit Jahrzehnten begeistert Wolfgang Niedecken mit seiner Band BAP und als Solomusiker das Publikum und setzt sich dabei immer wieder mit dem Werk Bob Dylans auseinander. Derzeit ist der Kölner mit seinem Programm „Niedecken liest & singt Bob Dylan“ auf Tour. Dabei gastiert Niedecken auch in Worpswede. Mit dem Frontmann von BAP sprachen wir über Dylans Einfluss auf sein Leben, einen dunklen Auftritt in der Uni Bremen und welchen Preis er für sein Engagement erhältt.

Seit Jahrzehnten begeistert Wolfgang Niedecken mit seiner Band BAP und als Solomusiker das Publikum und setzt sich dabei immer wieder mit dem Werk Bob Dylans auseinander. Derzeit ist der Kölner mit seinem Programm „Niedecken liest & singt Bob Dylan“ auf Tour. Dabei gastiert Niedecken auch in Worpswede. Mit dem Frontmann von BAP sprachen wir über Dylans Einfluss auf sein Leben, einen dunklen Auftritt in der Uni Bremen und welchen Preis er für sein Engagement erhältt.

Sie sind derzeit mit Ihrer Tour „Wolfgang Niedecken singt und liest Bob Dylan“ unterwegs. Warum fasziniert Sie Bob Dylan so?

Zum Projekt kam es dadurch, dass ich für eine Buchreihe schon seit Langem ein Buch über Bob Dylan schreiben sollte. Jedoch keine Biografie, sondern aus meiner Sicht. Ich schrieb, warum mich Dylan so beeindruckt hat. Corona hat mir dahingehend auch in die Hände gespielt, ich hatte Zeit. 2017 war ich außerdem im Auftrag von Arte auf Spurensuche von Bob Dylan quer durch Amerika, ich habe diese Reise also schriftlich nacherzählt, mit Querverweisen auf mein eigenes Leben.

Bob Dylan hat also Ihr Leben beeinflusst?

Auf jeden Fall. Bereits mit Fünfzehn spielte ich in einer Schülerband und jemand brachte die Single „Like A Rolling Stone“ von Dylan mit und hatte den Text herausgeschrieben. Als ich dieses Wortgewitter auf mich wirken ließ, war ich hin und weg. Ich wollte auch solche Musik machen. Die Qualität dieser Stücke ist mir zwar nicht gelungen, aber es war ein Anstoß (lacht). Wenn es Dylan nicht gegeben hätte, wäre aus meinem jetzigen Lebensweg sicher nichts geworden. Er hat mir die Tür zur Kultur geöffnet. Dafür bin ich ihm ewig dankbar.

Haben Sie einen Lieblingssong von Dylan?

Das ist so, als fragte man mich, welcher mein Lieblingssong von BAP ist oder ob ich ein Lieblingskind habe, so etwas kann man nicht beantworten. Aber „Like A Rolling Stone“ höre ich heute noch immer mit Begeisterung. Es packt mich jedes Mal, das ist die Qualität von Bob-Dylan-Songs.

Sie haben bereits mehrere Bücher veröffentlicht, steht bereits das nächste schriftliche Projekt an?

Momentan arbeite ich an einem Buch über einen Kölner Fotografen, Chargesheimer. Er hat die Stadt so gezeigt, wie sie auch sein kann, die dunklen Ecken inbegriffen. Wir konnten aus seinen Werken im Stadtarchiv schöpfen, darin sind Fotos aus dem Jahr 1956, aus der Kölner Südstadt, dem Ort meiner Kindheit. Ich schreibe im Grunde meine Geschichten aus der Südstadt, im Stil des Dylan-Buchs, also im Plauderton. Auf diesen Fotos habe ich Menschen entdeckt, die ich kannte, sie haben sich vor meinem geistigen Auge bewegt. Auch der Laden meiner Eltern war auf den Bildern zu sehen, da hörte ich sogar die Stimmen der Menschen von früher. Anfang kommenden Jahres erscheint das Buch, jetzt kommen aber erstmal BAP und Dylan.

Worpswede in der Nähe unserer Hansestadt steht ebenfalls auf Ihrem Tourplan. Haben Sie einen Bezug zur Stadt Bremen?

Unsere ersten Auftritte spielten wir in der Bremer Uni, Anfang der 80er-Jahre. Beim Auftritt wollte man uns fotografieren, aber das Licht war zu schlecht, da haben wir uns daraufhin schnell eine Lichtfirma organisiert. Auf dem Rückweg aus Bremen haben wir uns dann spontan einen gebrauchten Lkw gekauft. Der Wagen war zwar totaler Schrott, aber wir hatten endlich Platz für unser Equipment. Außerdem haben wir in Bremen mal im Zirkus Roncalli gespielt, die Truppe hat uns mit Feuerschluckern und Affen auf dem Arm unterstützt, unglaublich. In Bremen haben wir sicher an jeder Steckdose gespielt.

Sie erhalten zudem im November den George Meistermann Preis. Was bedeutet er Ihnen?

Richtig, den Preis vergibt die Stadt Wittlich, er ist dotiert mit 10.000 Euro. Dieses Geld gibt man aber weiter, in meinem Fall an das Projekt „Rebound“ in Afrika. Dort sollen ehemalige Kindersoldaten ein Handwerk lernen und resozialisiert werden. Außerdem ehrt man mein 30-jähriges Engagement im Projekt „Arsch huh, Zäng ussenander“ gegen rechts. Die Laudatio wird mein guter Freund Horst Köhler halten. Mit ihm war ich oft in Afrika, er war Schirmherr der Organisation und wir haben uns auf Anhieb verstanden, bis heute. Die Verleihung im November wird zum Glück nicht staatstragend, das passt nicht zu mir (lacht).

Das Interview führte Max Stascheit

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