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Foto: Carlos Anthonyo
#Michaela Schaffrath trifft ...
25. April 2024

„Ich will es bunt“

Interview mit Soulmusiker Stefan Gwildis / Präsentation seines aktuellen Albums „Bunt!“ in der Glocke

Er ist ein Pionier der deutschsprachigen Soulmusik: Seit mehr als 40 Jahren behauptet sich Stefan Gwildis in dieser Szene. Musikkritiker bezeichnen seine Reibeisenstimme als „lebensgegerbten Bariton“. Dabei gelang dem Sänger und Songwriter der große Durchbruch erst im Alter von 45 Jahren – mit seinem Album „Neues Spiel“, auf dem er Soulklassiker in deutscher Sprache neu interpretierte. Seitdem wird er als die „Deutsche Stimme des Soul“ gefeiert. Anfang März präsentiert der vielseitige Sänger sein neues Album „Bunt!“ in der Glocke. Mit STADTMAGAZIN-Mitarbeiterin ­Michaela Schaffrath hat er sich in Hamburg getroffen und in seinem Tonstudio über seine Karriere, außergewöhnliche Gelegenheitsjobs und seine neue Liebe geplaudert.

Er ist ein Pionier der deutschsprachigen Soulmusik: Seit mehr als 40 Jahren behauptet sich Stefan Gwildis in dieser Szene. Musikkritiker bezeichnen seine Reibeisenstimme als „lebensgegerbten Bariton“. Dabei gelang dem Sänger und Songwriter der große Durchbruch erst im Alter von 45 Jahren – mit seinem Album „Neues Spiel“, auf dem er Soulklassiker in deutscher Sprache neu interpretierte. Seitdem wird er als die „Deutsche Stimme des Soul“ gefeiert. Anfang März präsentiert der vielseitige Sänger sein neues Album „Bunt!“ in der Glocke. Mit STADTMAGAZIN-Mitarbeiterin ­Michaela Schaffrath hat er sich in Hamburg getroffen und in seinem Tonstudio über seine Karriere, außergewöhnliche Gelegenheitsjobs und seine neue Liebe geplaudert.

Lieber Stefan, dein neues Album ist im September 2022 erschienen. Deine Tour zur Veröffentlichung führt dich aktuell bis zum 15. März quer durch die Republik. Worauf darf sich das Bremer Publikum freuen?

Die Bremer dürfen sich auf eine gut vorbereitete Band freuen, frisch geduscht und bestens gelaunt. Und zwar mit Bass, Schlagzeug, Keyboard, einer Gitarre plus zwei Bläsern, damit auch die ganzen Soul-Dinger mit vollem Pfeffer rüberkommen. Und ein gut gelaunter Stefan Gwildis kommt auch.

Du bist schon öfter in der Glocke aufgetreten, aber auch im Pier 2 und im Metropol Theater. Im vergangenen Jahr warst Du mit den „Söhnen Hamburgs“ auf der Seebühne zu Gast. Was gefällt dir an Bremen?

Ich bin ein großer Fan von den Bremer Radiosendern. Radio Bremen ist ein sehr aufgeklärter und wunderbarer Berichterstatter, der uns seit vielen Jahren gut betreut. Da bin ich auch immer sehr gern Studiogast. Wir haben schon ganz viele Radiokonzerte dort gemacht. Auf das Konzert in der Glocke freue ich mich besonders wegen der wunderbaren Akustik. Das Tolle ist, dass man dort ganz dicht an den Leuten dran ist. Das macht viel aus, wie in einem guten Fußballstadion.

Aber wenn du bei uns schon im Stadion warst, hast du nicht für Werder Bremen die Daumen gedrückt, oder?

Nein, nicht wirklich. Allerdings war das, als St. Pauli noch in der 1. Liga gespielt hat. Es ist für uns eine ganz besondere Ehre, in einer Stadt zu sein, in der Erstliga-Fußball gespielt wird. Für uns Hamburger ist es immer eine ganz aufregende Sache, nach Bremen zu kommen (lacht).

Und was sagst Du zum Bremer Publikum?

Das Bremer Publikum ist sehr gut drauf. Meine Jungs bieten richtig gut an, aber die Bremer zünden auch gut. Das ist klasse, es macht uns immer wieder Spaß, nach Bremen zu kommen.

Als Sohn einer Hutmacherin und eines Reifenhändlers bist du sehr bodenständig aufgewachsen. Bereits als Kind hast du deine Liebe zur Musik entdeckt und im Elternhaus Gesangsübungen gemacht. Aber es hat lange gedauert, bis du von der Musik leben konntest. Stimmt es, dass du dich mit Gelegenheitsjobs als Hafenarbeiter, Lkw-Fahrer, Sonnenbankaufsteller und sogar als Weihnachtsmann über Wasser gehalten hast?

Tja, irgendwie musste man ja finanziell klarkommen. Ich war damals als Theologiestudent eingeschrieben, weil es diese Jobs bei der Jobber-Höhle der Universität Hamburg gab. Dadurch bin ich an die abenteuerlichsten Tätigkeiten geraten.

Du bist mit deinem Bruder im Reifenhandel deines Vaters groß geworden. Bist du handwerklich begabt?

Auf jeden Fall. Wir haben das von Kindesbeinen an gelernt und ich könnte dir auch heute noch alles montieren, von der Schubkarre bis zum Lkw. Ich war erst kürzlich bei meinem Nachbarn und hab ihm einen Reifen montiert. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er vorher falsch angebracht war. Und da er so schnell keinen Termin in der Werkstatt bekommen hat, habe ich das mal eben gemacht. Ich brauche das auch: Wenn ich zu viel Blabla und Geisteskram im Studio um mich herum habe, dann muss ich unbedingt wieder ein Fahrrad auseinandernehmen oder etwas mit Holz machen.

Klönschnack im Tonstudio: Mit STADTMAGAZIN-Kolumnistin Michaela Schaffrath sprach Musiker Stefan Gwildis über sein neues Album „Bunt!“, seine neue Liebe und den Ursprung seines handwerklichen Geschickes.

Apropos auseinandernehmen: Du hast auch schon einmal ein Auto auf der Bühne zerlegt und darauf Musik gemacht.

Ja genau, wir haben von 2000 bis 2004 eine Show mit dem Schauspieler und Musiker Christian von Richthofen auf die Bühne gebracht, die hieß „Auto Auto – Rhythm and Crash in Concert“. Wir hatten die Idee, einen Opel Kadett E auf die Bühne zu stellen und daran Musik zu machen. Wir haben erst mal mit Schmirgelpapier angefangen, außergewöhnliche Klänge kreiert von Bach bis Bossa Nova. Das wurde dann immer brachialer mit einer Axt und einer Eisenstange, bis ein kompletter Werkzeugkasten auf der Motorhaube landete. Der Wagen wurde quasi kaputt gespielt. Wir haben sogar Geschichten aus dem Reifenhandel meines Vaters mit einfließen lassen, wie zum Beispiel die härtesten Rocker weinend bei ihm saßen und um ihren stillgelegten Mercedes Strich 8 getrauert haben. Ich liebe solche absurden Storys.

Es gab seit 1982 etliche Projekte, zum Beispiel das Musikduo „Aprilfrisch“, Musical-Produktionen im Schmidt-Theater Hamburg oder die Band „Stefan Gwildis und die Drückerkolonne“. Aber deinen überregionalen Durchbruch hattest du erst 2003 im Alter von 45 Jahren mit dem Coveralbum „Neues Spiel“, richtig?

Das war der zweite Durchbruch. Mein erster Durchbruch war auf der Außenalster, an einer Stelle, die nicht so richtig zugefroren war (lacht). Nein, Scherz beiseite. Ab dieser Soulgeschichte, als wir die amerikanischen Soultitel ins Deutsche übertragen haben, war ich auch in ganz Deutschland bekannt.

Dabei hattest du im Vorfeld große Bedenken. Warum?

Na ja, einige andere Künstler haben es auch gewagt, Soulsongs auszuwählen und deutsche Texte drauf zu machen. Marvin Gaye etwa hat seine eigenen Songs auch auf Deutsch gesungen. Das war grausam. Die wirken in englischer Sprache total schön, aber wenn man dann versucht, eine ebenso blumige Sprache ins Deutsche zu übersetzen, ist oft der ganze Song verhunzt. Die Beatles haben auch versucht, den deutschen Markt mit ihren Songs auf Deutsch zu erobern. Das hat nicht so gezogen.

Zurück zum aktuellen Album. Wie bist du auf den Titel gekommen?

Es ist bunt gemixt und deshalb heißt es „Bunt“. Es ist alles dabei, von Soul über Funk, Jazz bis hin zu Pop. Wir haben in der fiesen Pandemiezeit viel Zeit gehabt, weil wir nicht mehr arbeiten durften. Es wurde viel getrunken und dann haben wir gesagt, lass uns mal die Zeit nutzen und kreativ sein. Dann haben wir in das große Füllhorn aller Musikgenres gegriffen und das auf Platte gebracht, worauf wir richtig Bock hatten. Und zu allem Überfluss habe ich mich auch noch tierisch verliebt, in die Malerin Ivana Hammerle-Szmyt aus Düsseldorf.

Wie kam es dazu?

Das war nicht geplant. Ist ja meistens so, schwuppdiwupp Kartoffelsupp. Wir haben uns über Instagram kennengelernt. Sie hatte einige meiner Storys geliked. Und wie es dann so ist, guckt man halt mal, wer das ist, der oder sie deine Inhalte liked. Wir hatten über Instagram Kontakt und uns dann zum Telefonieren verabredet. Als ich in Köln zu tun hatte, haben wir uns getroffen. Es hat so dermaßen gescheppert bei uns beiden. Dieses Scheppern hält jetzt schon über zwei Jahre an. Sie ist meine Muse und Inspiration. Vieles auf dem Album ist über sie und durch sie entstanden, wie zum Beispiel die Songs „Sie“, „Sand von Sylt“ oder „Was ich weiß“. Ich habs mal vor langer Zeit in einem anderen Song besungen: Es gibt nichts Schöneres, als zu lieben und geliebt zu werden. Das ist einfach das Größte auf der Welt!

Tickets

Karten für das Konzert von Stefan Gwildis am Sonntag, 5. März, 19 Uhr in der Glocke gibt es hier.

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