
Erasure-Frontmann Andy Bell kommt mit neuem Album und Klassikern nach Bremen
„Mein ganz persönlicher Glücksbringer“
Andy Bell ist Sänger, Songwriter und Frontmann des erfolgreichen Synthpop-Duos Erasure. Seit den 1980er-Jahren prägt er die Popmusikszene. Gemeinsam mit Bandkollege Vince Clarke feierte er internationale Erfolge und avancierte zur Ikone der LGBTQ-Community. Mit „10 Crowns“ meldet sich Bell nach über einem Jahrzehnt mit einem Soloalbum zurück. Im Interview spricht er über dessen Entstehungsgeschichte, seine Vorliebe für die deutsche TV-Serie und die besondere Verbindung zu Debbie „Blondie“ Harry.
„10 Crowns“ ist Ihr erstes Soloalbum seit 2010. Warum kommt es gerade jetzt?
Es fühlte sich einfach richtig an. Seit rund zwölf Jahren arbeite ich mit Dave O’Day, wir hatten gemeinsame Erfolge in den US-Dance-Charts. Über die Jahre haben wir immer wieder zusammen geschrieben, aber nie ein ganzes Album fertiggestellt. Als seine Familie nach Nashville zog, sind wir ebenfalls dorthin, um die Songs abzuschließen. Letztes Jahr wurde ich 60, der richtige Moment war einfach da.
Der Titel „10 Crowns“ klingt sehr symbolisch. Steckt eine tiefere Bedeutung dahinter?
Auf jeden Fall. Bereits früher ließ ich mir vier Kronen anfertigen, diesmal wurden es zehn – mein ganz persönlicher Glücksbringer. Ich liebe Tarotkarten, und die Karte „10 Münzen“ steht für den Baum des Lebens. Für mich spiegelt das wider, wie man in der Musikbranche wächst, lernt und überlebt.
Im Song „Hearts of a Liar“ singen Sie gemeinsam mit Debbie „Blondie“ Harry. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Wir lernten uns beim Dreh in New York kennen. Debbie war mein Kindheitsidol, plötzlich stand sie da und sagte hallo! Seitdem sind wir in Kontakt geblieben, haben viel miteinander gesprochen, sogar über das Aufhören mit dem Rauchen (lacht). Als sich die Gelegenheit ergab, sie für den Song zu gewinnen, hat sie sofort zugesagt. Es war ein tolles Gefühl, so herzlich von seinem Idol aufgenommen zu werden
Am 19. Juni spielen Sie im Modernes in Bremen. Was erwartet die Fans?
Eine Mischung aus neuen Songs und Erasure-Klassikern. Ich bin mit meiner Band aus Nashville unterwegs, sie bringt eine tolle Energie mit. Vince Clarke hat ihnen sogar seine Programmierungen für die Erasure-Tracks geschickt. Es wird definitiv eine besondere Show.
Sie haben lange Zeit in Deutschland gelebt. Was verbinden Sie mit dieser Zeit?
Ich habe in Hamburg und Berlin gelebt und spreche recht gut Deutsch, vielleicht nicht ganz sauber, aber verständlich (lacht). Ich mag die direkte Art der Deutschen, das sorgt oft für lustige Momente. Heute lebe ich in Spanien, aber schaue viel deutsches Fernsehen. Mein absoluter Liebling ist „Kommissar Rex“.
Zurück zum Business, hat sich das Musikgeschäft in den Jahren für Sie verändert?
Sehr stark. Man denkt, es wird leichter mit der Zeit, aber das Gegenteil ist der Fall. Durch Streaming ist alles sofort verfügbar, es bleibt kaum Raum, ein Album wachsen zu lassen. Unsere Fans hängen sehr an physischen Tonträgern, was den Spagat manchmal schwierig macht. Aber ich liebe es, Interviews zu geben, Shows zu promoten, das hält alles lebendig.
Was planen Sie nach der Tour? Gibt es auch Pläne für Erasure?
Vince nimmt sich gerade Zeit für sich. Wir haben uns letztes Jahr zweimal gesehen, und im August sehen wir uns wieder. Ein bisschen an Songs geschrieben haben wir auch schon, aber wir setzen uns nicht unter Druck. Nächstes Jahr feiern wir 40 Jahre Erasure, was genau passieren wird, ist noch offen. Aber es wird etwas kommen.
Das Interview führte Max Stascheit.
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