Werder und das liebe Geld
Unser Kolumnist Jean-Julien Beer kommentiert die Rolle von Werder Bremen bei der Verteilung der TV-Gelder
Unter Leitung des legendären Chefredakteurs und Fußballexperten Rainer Holzschuh, der übrigens eine große Leidenschaft für Werder Bremen und den Fußballnorden hatte, pflegte das Kicker-Sportmagazin den etwas zweifelhaften Ruf, dass dort besessene ältere Fußballnerds in fensterlosen Zimmern stundenlang Statistiken auswerten, um das Spiel noch besser erklären zu können. Das ist aber Quatsch, denn die Kollegen dort sind schwer in Ordnung und überdurchschnittlich jung.
Bezogen auf einen Randaspekt stimmt dieser Ruf dann doch ein bisschen: Wenn es um die Höhe der TV-Gelder geht. Jedes Jahr wird in der Kicker-Zentrale in der Nürnberger Badstraße hinter verschlossener Bürotür penibel gerechnet und mit Millionenbeträgen jongliert, die viele Stellen hinter’m Komma haben – bis ziemlich exakt feststeht, wie viel Geld jeder Bundesligaverein in der neuen Saison aus der Medienvermarktung bekommt. Auch die Vereine selbst verschlingen diese Zahlen, schließlich will jeder gerne wissen, was bald auf dem Konto ankommt.
Für Werder lautet das Ergebnis der Rechnerei: In der neuen Saison fließen 42,65138 Millionen Euro an den Osterdeich, zum Beispiel vom Sender DAZN, für den die Bremerin Laura Wontorra moderiert.
Grund für einen Konfettiregen ist die Summe aber nicht. Denn was nach viel Geld klingt, ist im Profifußball eher wenig. Nur vier Vereine in der Bundesliga bekommen weniger, darunter der Nordrivale HSV (31,4 Mio). Das Geld wird unter anderem über Platzierungen in der Tabelle verdient. Das Problem für Werder: So mancher Verein, den man auf Augenhöhe mit den Bremern wähnt, bekommt viel mehr. Mainz oder Union Berlin zum Beispiel kassieren je 13 Millionen mehr, der SC Freiburg erhält fast 20 Millionen mehr. Entsprechend können sich diese Vereine teurere Spieler leisten.
Das hat schon was von Wettbewerbsverzerrung, erst recht, wenn man sieht, dass Leverkusen, Dortmund oder Bayern sogar mehr als 75 oder 80 Millionen Euro bekommen. Deshalb war es eine gute Leistung von Werder in der vergangenen Saison, nicht nur den Klassenerhalt geschafft, sondern in der Tabelle auch einige Vereine hinter sich gelassen zu haben, die mehr Geld zur Verfügung hatten. Und das will Werder nun wiederholen.