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#Kolumne – Baby Boomer Böhling
3. Oktober 2024

Wer, wie, was …?

Dieses Mal widmet sich Dirk Böhling einer ganz besonderen Kultsendung aus seinen Kindheitstagen.

Im Januar 1973 bekamen wir neue Nachbarn. Das ging vielen Babyboomer-Kindern so – auch wenn diese Nachbarn in einer anderen Straße wohnten. Seltsame Nachbarn waren das … jedenfalls für die Zeit Anfang der 70er-Jahre.

Im Januar 1973 bekamen wir neue Nachbarn. Das ging vielen Babyboomer-Kindern so – auch wenn diese Nachbarn in einer anderen Straße wohnten. Seltsame Nachbarn waren das … jedenfalls für die Zeit Anfang der 70er-Jahre.

Ein großer gelber Vogel wohnte dort neben einem netten älteren Herrn mit Namen Huber, der einen kleinen Kaufmannsladen betrieb. Ein grünes Etwas lebte in einer Mülltonne und unterhielt sich mit zwei Männern und einer jungen Frau, die Gordon, Bob und Susan hießen. Zwei Jungs wohnten in einer WG zusammen und bekamen ständig Besuch von einem zotteligen blauen Wuschel mit Kulleraugen, der immerzu Backwaren forderte, und dann war da noch ein Kriminalist mit grüner Mütze, der stark an einen berühmten Detektiv der Weltliteratur erinnerte.

Eine eigenartige neue Nachbarschaft war das – aber lustig! Dabei störte es auch nicht weiter, dass sie einem ständig das
Alphabet und das Einmaleins um die Ohren hauten oder vielmehr sangen. Wir hatten sie ebenso schnell ins Herz geschlossen wie die Kinder in Amerika, wo die Bewohnerinnen und Bewohner der „Sesame Street“ ursprünglich herkamen. Schnell gehörten Bibo und Oscar, Ernie und Bert, das Krümelmonster, Grobi, Kermit und Sherlock Humbug zu unserem Alltag wie Zahnbürste, Schulbrot und Hausaufgaben – nur dass sie viel mehr Spaß machten.

Bis auf das lustige Bergvolk in Bayern, wo die Sendung wegen „anarchischer Puppen im amerikanischen Ghetto“ verboten war, konnten alle in der Bundesrepublik die Sesamstraße sehen und die Lieder mitsingen – bis heute. „Hätt’ ich Dich heut’ erwartet, hätt’ ich Kuchen da …“, „Quietsche-Entchen, du bist mein …“, „Ich mag Müll …“, „Manah Manah“ und natürlich das tägliche „Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum …“.

Dazwischen wurde sanft unterrichtet. Es ging um kleine Alltagsgeschichten rund um Zahlen, Redewendungen und einfache Problemlösungen. „Du bist hier? Ich will aber lieber dort sein!“, „So einer ist Heiner!“ oder die Frau mit den Plastiktüten, die ihren Tag unterbricht, um mit einem Jungen zusammen Kirschkerne auf die Straße zu spucken – ich hab’ die Bilder immer noch im Kopf.

Auch Redewendungen einiger der ersten Sesamstraßen-
Bewohner im deutschen Fernsehen haben sich – zumindest bei mir – gehalten. Mit der Frage „Junger Mann, wissen Sie, dass Sie ein Frosch sind?“ zitiere ich gerne Professor Hastig, ebenso wie eine junge Dame mit ihrem Satz: „Ich bin Susanne Klickerklacker und ich bin das schlauste Mädchen in meiner Klasse!“, Schlehmils „Genauuu“ als Ausruf der Bestätigung und nicht zuletzt die ehrliche Freude bei der Kaffeetafel: „Dumdidumdidumdidum, Kekse!“

Vor fünfzig Jahren lernten wir sie kennen, und die neuen Nachbarn aus der Sesamstraße machten unsere Welt ein bisschen größer, bunter und lustiger mit der ebenso einfachen wie weisen Erkenntnis: „Tausend neue Sachen, die gibt es überall zu seh’n – manchmal muss man fragen, um sie zu versteh’n – wer nicht fragt bleibt dumm. Übrigens seit 2003 dann auch in Bayern!

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