Wer baut das Weserstadion aus?
Unser Kolumnist Jean-Julien Beer kommentiert einen möglichen Ausbau des Bremer Weserstadions
Zahlen lügen nicht – diese Weisheit wird im Profifußball sehr oft benutzt, sie stimmt aber längst nicht immer. In einem Fall stimmt sie ganz sicher: Wenn es darum geht, was die Werder-Fans wirklich bewegt. Denn nicht nur im Profifußball kann man heute alles Mögliche messen. In Zeiten des digitalen Medienwandels gilt das auch für Berichte über Werder Bremen. Und siehe da: Kein Fußballartikel in dieser Stadt wurde in den vergangenen Monaten so oft angeklickt und gelesen wie der Beitrag im WESER-KURIER über einen möglichen Ausbau des Weserstadions.
Klar ist: Das riesig wirkende Stadion ist zu klein. Mit „nur“ 42.000 Plätzen ist es deutlich kleiner als bei vielen Konkurrenten in der Bundesliga. Viele Fans haben fast keine Chance, mal Tickets für sich, die Familie oder die Freunde zu kaufen. Das Stadion ist immer voll. Wer eine Eintrittskarte im freien Verkauf ergattert, kann sich glücklich schätzen.
Ein Ausbau des Weserstadions wäre sehr teuer, und noch heute müssen Werder und die Stadt knapp 60 Millionen vom letzten Umbau zurückzahlen. Diese Baumaßnahmen endeten 2011.
Dass man damals nicht größer dachte, mit mehr Zuschauerplätzen, war aus heutiger Sicht eine Sünde. Aber hinterher ist man immer schlauer. Damals fehlten in Bremen das nötige Geld und der Mut.
Man kann eben nicht in die Zukunft schauen. Es ist erst wenige Jahre her, dass die Bundesligavereine in der Pandemie die Sorge hatten, dass nach der Krise keiner mehr zu Großveranstaltungen in die Stadien kommt. Heute weiß man: Es kommen mehr als je zuvor. Dass so viele Fans und Familien zu den Highlight-Spielen der Werder-Frauen ins Weserstadion gehen, liegt auch daran, dass es für viele die einzige Chance ist, dort mal ein Spiel zu sehen.
Die Frage, ob Werder und die Stadt Bremen das Stadion vergrößern, ist für die Zukunft des Fußballstandortes Bremen von zentraler Bedeutung. Bedenken gibt es viele: die Statik, das Geld, die Bauzeit und die Frage, wie groß denn eigentlich gut wäre. Am Ende wird es starke Persönlichkeiten aus dem Fußball, der Wirtschaft und der Politik brauchen, die das zu ihrem Herzensprojekt machen. Ohne eine Kombination aus Mut und Geld wird sich nichts ändern.