Wenn einem so viel Gutes widerfährt …?
Unser Kolumnist Dirk Böhling über einschlägige Werbeslogans und Produktbotschaften.
Ich habe festgestellt, dass es sich mit den Werbesprüchen unserer Kindheit und Jugend ebenso verhält, wie mit Schlagertiteln oder Namen von Fernsehserien – die meisten kennen wir noch und wissen, wohin sie gehören. Deshalb möchte ich den Versuch starten, nun auch mal die bekanntesten Werbesprüche in einer Geschichte unterzubringen. Ähnlichkeiten mit produktaffinen Botschaften sind nicht zufällig und volle Absicht.
Neulich treffe ich meinen Nachbarn auf der Straße: Der Typ, klein und dick, also „quadratisch praktisch, gut!“, schaut mich an. „Hallo, Herr Kaiser“, rufe ich, aber er hört mich nicht. „Er läuft und läuft und läuft“, denke ich. Und gerade als ich weitergehen will, bleibt er plötzlich stehen, dreht sich zu mir um und sagt: „Komm doch mit über’n Underberg!“ „Ich will so bleiben, wie ich bin!“, sage ich und denk mir: „Nee nee, ‚wenn’s mal wieder länger dauert.‘“ „Hey“, sagt er, „nichts ist unmöglich, und man gönnt sich ja sonst nichts! Na los: Bild dir deine Meinung!“
Ich überlege noch, und in meine Gedanken hinein höre ich ihn sagen: „Da werden Sie geholfen! Da weiß man, was man hat! Einmal hin – alles drin!“ Das hätte mich fast überzeugt und ich wäre auch mitgekommen, aber da fällt mir ein: „Isch abe gar keine Auto!“ Er lässt nicht locker: „Ohne Ö fehlt Dir was!“ Ich denke: Jetzt hat er einen „Tiger im Tank“. „Alles Müller oder was?“, frage ich ihn ärgerlich. „Ruhig mein Freund, wer wird denn gleich in die Luft gehen?“, antwortet er. „Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna? Wie heißt du?“, fragt er.
„Otto.“ – „Find ich gut!“, sagt er. Ich frage ihn, wie spät es ist. „Morgens halb zehn in Deutschland. Höchste Zeit für frische Ideen!“. „Okay“, sage ich, „ich komme mit, aber was erwartet mich denn dort?“ – „Der Duft, der die Frauen provoziert“, sagt mein Nachbar, „Der Geist des Weines. Des Wodkas reine Seele. Die zarteste Versuchung!“
„Okay“, denk ich mir, „Wenn einem so viel Gutes widerfährt … Bist du da immer?“–„Nicht immer, aber immer öfter“, sagt er. „Das Gute daran ist das Gute darin!“ – „Wer hat’s erfunden?“, frage ich weiter. „Meister Propper heißt der Typ, ein echter ‚Gourmeggle‘, und seine Frau Tosca, die mit der Goldkante! Du musst wissen, mit Tosca kam die Zärtlichkeit!“, grinst er. Und da steht sie auch schon vor mir, kommt nah an mich heran und flüstert: „Freunden gibt man ein Küsschen!“
Das war mir dann doch zu nah und ich stammele: „Strahler-Küsse schmecken besser und an meine Haut lass ich nur Wasser und CD!“ Sie lässt nicht locker: „Sind sie zu stark, bist du zu schwach!“, säuselt sie. „Da weiß man, was man hat, und die schönsten Pausen sind lila!“ Das ist mir zu Fielmann! Ich laufe, komme ins Stolpern und lande direkt auf meiner Trinkflasche, die sofort platzt. „Die Milch macht’s“, höre ich mich sagen. „Nichts geht über Bärenmarke!“ „Stimmt!“, sagt plötzlich eine Männerstimme, „Sie baden gerade ihre Hände drin!“ Es ist mein Nachbar! Er hilft mir auf und lächelt. „Na komm“, sagt er, „weg hier, wir machen den Weg frei!“ – „Merci, dass es dich gibt“, denke ich mir, und: So klappt’s auch mit dem Nachbarn! So sind wir Freunde geworden – sowas wie „eine Allianz für’s Leben!“