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Podcaster Christoph Wellbrock und Josch Kliemann. Foto: Svenja Conrad
#Bremer Köpfe
4. Dezember 2024

Urbane Legenden aus Bremen

„Geschichten aus dem Altbau“ – der Gruselpodcast mit dem X-Faktor

Unheimliche Geschichten voller schauriger Ereignisse, mysteriöser Vorkommnisse und unerklärbarer Phänomene – mit diesen rätselhaften Worten beginnt jede der mittlerweile mehr als 88 Folgen eines der im besten Sinne gruseligsten Podcasts der Hansestadt.

Unheimliche Geschichten voller schauriger Ereignisse, mysteriöser Vorkommnisse und unerklärbarer Phänomene – mit diesen rätselhaften Worten beginnt jede der mittlerweile mehr als 88 Folgen eines der im besten Sinne gruseligsten Podcasts der Hansestadt.

Schon als Kinder hatten Josch Kliemann und Christoph Wellbrock eine Schwäche für die „Gänsehaut“-Buchreihe, die „Geschichten aus der Gruft“ oder die Mysteryserie „X-Factor“, heute treffen sich die beiden Bremer selbst alle 14 Tage in einem Altbau (wo sonst …), um sich ihre eigenen unheimlichen Geschichten vorzutragen. Der Clou: Genau wie die Hörer:innen wissen auch die beiden nicht, ob an der Spukgeschichte des jeweils anderen etwas Wahres dran oder alles nur frei erfunden ist. Dranbleiben lohnt sich daher, denn die Auflösung gibt es immer zwei Wochen später in der Folgeepisode – mitraten ist also ausdrücklich erlaubt! Im Gespräch verraten Kliemann und Wellbrock, was sie am Gruselgenre so fasziniert, wen sie gern einmal zu Gast hätten und welche urbanen Legenden sie wirklich niemals selbst ausprobieren würden.

Ob die Frau in Weiß oder der Horrorclown: Was macht für Sie eine rundum gute Gruselgeschichte aus?

Josch Kliemann: Für mich die Angst vor dem Unbekannten, das Mysteriöse, das Irrationale, das Unerklärbare. Ob ich einen Film schaue, ein Buch lese oder selbst Geschichten schreibe: Statt Jump Scares und Splatterelementen finde ich es viel spannender, wenn Raum für Imagination bleibt, für die Fantasie. Eine leicht bedrohliche Atmosphäre, gemischt mit dem Unausgesprochenen und einem Cut beim Spannungshöhepunkt, das ist für mich das perfekte Gruselrezept.

Christoph Wellbrock: Ich mag das Spiel mit Urängsten – Höhlenwanderungen, Platzangst, Parasiten, Ozeantiefen. Geschichten, die auch im Nachhinein noch Beklemmungen auslösen, über die man noch lange nachgrübelt oder bei denen einfach ein düsteres Gefühl mitschwingt. Es ist doch gerade der subtile Horror, der Angstgefühle am besten hervorkitzelt. Wenn man so tief in eine Story eintaucht, dass alles andere ausgeblendet wird – dann ist es eine runde Geschichte.

Wie und wo finden Sie Inspiration zum Schreiben der Geschichten?

Wellbrock: Oft aus einem Impuls heraus, da bin ich recht spontan. Wenn mich eine Story aus einem Film packt, inspiriert mich das oft zu einer Geschichte. Aber natürlich gibt es auch Themen, die mich allgemein faszinieren, und die ich immer neu zu interpretieren versuche. Dabei die richtige Abwechslung zu finden, um nicht dreimal hintereinander mit einer klassischen Horrorhausgeschichte um die Ecke zu kommen, ist gar nicht so leicht. Häufig reicht da schon ein Perspektivwechsel, ein ungewöhnlicher Kniff – und schon ist eine altbekannte Story neu erzählt.

Kliemann: Ich hab tatsächlich mittlerweile eine lange Liste mit Themen, über die ich im Alltag stolpere. Seit wir 2020 mit dem Podcast angefangen haben, gehe ich mit offeneren Augen durch die Welt. Mal entdecke ich eine Rabenfeder, mal ein gruseliges Gebäude. Manche Ideen liegen recht lange, bis sich irgendwann bei mir der Knoten löst und ich den richtigen Einfall zu einem Thema habe. Dieser Moment ist perfekt, um mit dem Schreiben loszulegen, denn dann fließen die Worte oft wie von selbst aufs Papier.

Wahrer Kern oder selbst ausgedacht: Welche Geschichten schreiben Sie am liebsten?

Kliemann: Das kommt sehr auf die Geschichte an. Wenn ich mir einen wahren Fall vorknöpfe, kann ich zwar die Fakten grob abarbeiten – aber natürlich will und muss ich der Story auch gerecht werden und einen kohärenten Erzählstrang aufbauen, dem die Hörer:innen gut folgen können. Die Fakten zum Beispiel von True-Crime-Fällen nicht zu verfälschen und der Geschichte trotzdem meine eigene Note zu verleihen, das macht das Schreiben bei den wahren Ereignissen oft etwas kniffliger.

Wellbrock: Beim Selbstschreiben ist es da eher die Herausforderung, eine Storyline zu komprimieren, ein zufriedenstellendes Ende zu finden und nicht zu ausufernd zu erzählen. Schnell verselbständigt sich eine Geschichte auch mal, aber 20 Minuten pro Geschichte sind ungefähr unser Richtwert. Auch ist eine Geschichte manchmal so speziell, dass den Hörer:innen sofort klar wäre, die ist mit Sicherheit ausgedacht.

Bloody Mary, Ouija-Boards oder Gläserrücken: Trauen Sie sich selbst an solche gruseligen Mutproben?

Wellbrock: Ha, auf gar keinen Fall! Auch wenn es „nur“ urbane Legenden sind, irgendwie bleibt doch ein Restzweifel. Was, wenn es am Ende funktioniert? Dann sitze ich mit einem Poltergeist zu Hause oder Bloody Mary kommt durch den Spiegel gesprungen – nee danke! (lacht)

Kliemann: Da bin ich auch raus, du hast ja nichts zu gewinnen. Wahrsagen oder eine Übernachtung in einem Horrorhaus könnte ich mir noch vorstellen. Wir wollen jetzt zum Beispiel auch mal verlassene Orte besuchen oder einen Ausflug zur Teufelsgrube machen, die wir in einer Geschichte hatten. Aber irgendwelche Geister oder Dämonen aus Spiegeln oder Schränken? Ohne mich!

Sie hatten schon verschiedene Gastautoren: Welche Stimme wünschen Sie sich noch für Ihren Podcast?

Kliemann: Wir haben tatsächlich eine Liste mit ein paar Traumgästen!

Wellbrock: Manche sind natürlich eher unrealistisch, so wie Jonathan Frakes, der Moderator von X-Factor, oder der Meister Stephen King. Aber Andreas Fröhlich, die deutsche Synchronstimme von Bob Andrews aus Die drei Fragezeichen, wäre in jedem Fall ein absoluter Traumgast.

Kliemann: Oder Udo Schenk, der Voldemort, Ray Liotta oder Gary Oldman spricht. Solche markanten Stimmen sind einfach perfekt, um Gruselstorys vorzulesen. Simon Jäger gehört auch dazu, der spricht den Joker in The Dark Knight.

Wellbrock: Bastian Pastweka darf für uns natürlich auch mal eine schön schaurige Horrorgeschichte schreiben.

Wie ist die Resonanz Ihrer Fangemeinde und treuen Hörer:innen nach drei gruseligen Jahren?

Wellbrock: Wir haben tatsächlich bisher so unglaublich viel positives Feedback und lobende Worte für unser Format bekommen, das freut uns immer wieder extrem. Auch sind wir jedes Mal wieder überrascht, wie viele Leute über Instagram mitraten und kommentieren – es gibt bei wirklich jeder Folge jemanden, der die Lösung weiß oder eines oder alle unserer berühmten Easter Eggs erkennt.

Kliemann: Unserer Community gefällt auch, dass wir uns immer wieder entwickeln und was Neues ausdenken. Unsere neueren Geschichten unterlegen wir zum Beispiel häufig mit Musik oder Soundeffekten. Keine Sorge, erschreckt wird niemand! Manche Hörer:innen haben uns auch geschrieben, dass ihnen unser Podcast durch eine schwere Zeit geholfen oder einfach alle zwei Wochen den Freitag versüßt. Ein schöneres Feedback können wir uns eigentlich gar nicht wünschen.

Neben Ihrem Podcast haben Sie auch einen Gamingchannel bei Twitch und vertreiben eigene Fanartikel. Gibt es noch weitere Ideen aus dem Altbau?

Wellbrock: Tatsächlich ja – ein neues Großprojekt ist momentan in Arbeit! Noch ist alles geheim, aber weitere Infos folgen noch in diesem Jahr. Wer unsere Geschichten mag, darf sich also freuen!

 

Das Interview führte Svenja Conrad

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