Zum Seitenanfang
Matthias Höllings. Foto: Frank Pusch
#Kolumne – Matthias Höllings
18. März 2025

Studentenrabatte

Bremen und umzu zum Nulltarif – unser Kolumnist Matthias Höllings erklärt, wie das geht.

Bremen und umzu zum Nulltarif – unser Kolumnist Matthias Höllings erklärt, wie das geht.

Ursprünglich wollte ich mir noch ein paar CDs bei Saturn Hansa kaufen, wählte wie immer dafür den Bremer „Walk of Fame“ und landete plötzlich in einem asiatischen Supermarkt. Statt musikalische Silberlinge wurden es dann gelbe Curry-Paste, Kimchi-Sauce und Instant-Ingwer-Milch-Tee. Zu Hause angekommen, las ich auf dem Kassenbon, dass Schüler:innen und Student:innen bei ihrem Einkauf dauerhaft fünf Prozent Rabatt bekommen und 2025 die gesamte Kundschaft jeden ersten Samstag im Monat zehn Prozent auf alles. Schade, ich war an einem Donnerstag da, hätte mich aber sowieso nur für die Regale interessiert, um meine CD-Sammlung übersichtlicher zu gestalten. Oder was meinten die mit „auf alles“?

Beim Betrachten des Kassenbons fiel mir mein Stamm-Chinese in meiner Studienzeit in Emden wieder ein, bei dem wir in Ermangelung einer Mensa unsere Essensgutscheine einlösen konnten, ohne etwas dazuzuzahlen. Was wir damals nicht hatten, waren heutige Studentenrabatte, zum Beispiel bei Samsung und Adidas (bis 30 Prozent), Spotify (bis 50 Prozent) und Nike (bis 10 Prozent). Mich hätte damals nur Apple (bis 10 Prozent)
interessiert, als das noch der Firmenname der Beatles war.

Auf der Website des Supermarktes erfuhr ich dann: „Deutschlands größte asiatische Supermarktkette bringt Dich nach Asien“. Gemeint waren damit wohl eher die Gänge zwischen ihren Regalen mit gut 7000 Artikeln.

Bei Aldi hatte ich übrigens gerade vorher von einer 15-tägigen Asien-Rundreise (ohne Regale) gelesen, die so um die 2000 Euro kosten sollte– für Studierende wohl eher zu teuer. Spontan überlegte ich mir eine Alternativreise zum Nulltarif für Bremen und umzu. Warum soll man sich prächtige Tempelbauten in Kambodscha und Myanmar ansehen, wenn es zu Hause auch die imposanten Säulen des Theaters, der Kunsthalle und des Wilhelm-Wagenfeld-Hauses gibt?

Wer sich für exotische Landschaften interessiert, wird mit den Wümmewiesen im Morgennebel voll entschädigt. Für atemberaubende Ausblicke lässt sich der Weyerberg in Worpswede mit einer kaum vorstellbaren Höhe von 54,4 Metern auch ohne spezielle Ausrüstung mühelos erklimmen und ist mit dem Fahrrad in einer guten Stunde zu erreichen. Von dort hat man, die richtige Himmelsrichtung gewählt, einen Heimatblick in Richtung Hansestadt mit seinem astronomischen Aussichtspunkt „Metalhenge“ – ein Müllberg als Kulturleistung mit Blick auf die Ursprünge und die Gegenwart der Menschheit in schwindelerregender Höhe von 40 Metern. Und das alles für umsonst.

Okay, der Weserstrand und die Ufer des Unisees können mit den thailändischen Traumstränden nicht mithalten, doch Bremer Samba-Karneval, Freimarktsumzug und Weihnachtsmarkt stehen den Großstädten Shanghai, Peking oder Tokio an Trubel in nichts nach. Ich werde mir jetzt einen Studi suchen, dessen Studentenrabatt von bis zu 60 Prozent ich bei Sennheiser nutzen kann, um mir neue Mikros für meine Karaokeanlage zu kaufen. Wenn ich schon keine CDs mehr kaufe, muss ich eben selbst singen.

Weitere Beiträge