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#Kolumne – Matthias Höllings
24. August 2022

Schlagerstar Helene

Matthias Höllings befasst sich dieses Mal mit der Karriere der Sängerin Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg alias Lale Anderson.

Matthias Höllings befasst sich dieses Mal mit der Karriere der Sängerin Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg alias Lale Anderson.

„Einmal sehen wir uns wieder“ hieß der Titel, mit dem Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg 1961 in Cannes für Deutschland beim Eurovision Song Contest antrat, nach dem sie beim Vorentscheid der Konkurrenz keine Chance gelassen hatte. Der Titel sollte keine Drohung, sondern eher eine Art Prophezeihung sein, brachte ihr mit Platz dreizehn von sechzehn möglichen aber kein Glück. Doch die deutschen Zuschauer sahen die Sängerin bis 1972 bei ihren TV-Auftritten in der „Haifischbar“ regelmäßig wieder und waren begeistert. Besonders angetan hatte ihren Fans die deutsche Übersetzung von „Ta Paidia tou Peiraia“ des Interpreten Manos Hadjidakis, den die am 23. März 1905 geborene Bremerhavenerin als „Ein Schiff wird kommen“ unter ihrem Künstlernamen Lale Andersen aufnahm und wofür sie 1961 den „Goldenen Löwen von Radio Luxemburg“ erhielt. Lale Andersen war allerdings nicht ihr einziges Pseudonym, da sie in früheren Jahren bereits als Nicola Wilke eigene Liedtexte schrieb.

Bereits als 17-Jährige hatte Helene den Landschaftsmaler Paul Ernst Wilke geheiratet, mit ihm in der Zeit von 1922 bis 1931 drei Kinder bekommen, jedoch ihre Familie verlassen und war in den Folgejahren erst nach Berlin, Zürich und dann nach München gezogen, wo sie dann 1937 den Pianisten Carl Friedrich Pasche kennenlernte, der sie bis 1943 bei allen Tourneen und Schallplattenaufnahmen begleitete.

1939 nahm Lale Andersen das „Lied eines jungen Wachposten“ auf, das als „Soldatenlied“ unter dem Titel „Lili Marleen“ europaweit bekannt werden sollte. Bis heute wurde dieses Lied in mehr als achtzig Sprachen übersetzt und gilt mit über zwei Millionen verkaufter Platten als erster Millionenseller der deutschen Schallplattengeschichte. Bekannt wurde der Titel „Lili Marleen“ im Zweiten Weltkrieg durch die Ausstrahlung des Soldatensenders Belgrad. Die damaligen Frontsender spielten dieses Lied, das auch jenseits der feindlichen Linien von allen Soldaten gehört wurde, jeweils um 22 Uhr zum Sendeschluss. Die Folge war ein Sendeverbot des NS-Regimes wegen „wehrkraftzersetzender Wirkung“. Als sich Lale Andersen dann 1942 auch noch weigerte, das Warschauer Ghetto zu besuchen, fiel sie beim Regime in Ungnade und erhielt Auftrittsverbot. Daraufhin zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück und fand auf der Insel Langeoog Unterschlupf, bis die kanadische Armee die Insel übernahm. 1949 heiratete sie ein zweites Mal. Mit ihrem Ehemann, dem schweizer Liedkomponisten Artur Beul, blieb sie ein Leben lang verbunden. Nach ihrem Tod am 29. August 1972 in Wien wurde Lale Andersen, die eigentlich Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg hieß, auf Langeoog beerdigt, wo ihr – unter eine Laterne stehend – ein Denkmal gesetzt wurde.

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