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Foto: FacelandCom
2. Mai 2025

Ben Becker mit John Donnes „Todesduell“ in Bremen

„Ich lebe für diesen Beruf “

„Ich lebe für diesen Beruf “

John Donnes „Todesduell“ ist die vielleicht berühmteste Predigt der Welt. Gehalten hat der wortgewaltige britische Prediger und Dichter diese im Beisein von König Charles I. im Jahr 1631. Es sind Donnes letzte öffentlich gesprochene Worte vor seinem Ableben. Darin beschreibt der Poet das Leben als Duell mit dem Tod und erreicht eine Tiefe und Eindringlichkeit, die über jede andere Predigt hinausgeht. Diesen schweren Stoffs hat sich der Schauspieler, Synchronsprecher und Sänger Ben Becker vorgenommen und bringt seine Inszenierung in der Glocke auf die Bühne. Im Interview erzählt Becker, warum er jüngst Stammgast in einem Modellbaugeschäft war, wer demnächst mit ihm auf der Bühne steht und warum er einen Ententeich mieten würde.

Wie kamen Sie mit dem Stoff „Todesduell“ in Berührung?

Im Jahr 2009 spielte ich in Salzburg den Tod beim Stück „Jedermann“. Dort kam der Intendant auf mich zu und fragte, ob ich die nächste Schauspielsaison mit einem Text von John Donne eröffnen möchte. Das erschien mir zunächst schwieriger als die Rolle des Tods (lacht). Ich hatte anschließend zehn Tage Zeit mich einzulesen und es hat funktioniert. Damals habe ich bereits eine kleine Inszenierung drum herum gebaut. Der Text hat mich so beeindruckt, dass ich ihn in den kommenden Jahren nie ganz aus den Augen verloren habe.

Wie kam es schließlich zur Inszenierung?

Verantwortliche des Berliner Doms kamen auf mich zu und fragten, ob ich etwas Neues nach „Ich, Judas“ machen könnte, ich dachte sofort an „Todesduell“. Die Inszenierung bleibt nun glücklicherweise nicht exklusiv in Berlin, sondern geht auf Tour und kommt auch in die Glocke. Für die Aufführungen habe ich mir etwas besonderes überlegt. Ein Video-KI Künstler erstellt für mich abstrakte Filme, die wir dann in das Stück einarbeiten. Der erste Probedurchlauf war zwar ein wenig chaotisch, hat aber funktioniert. Der Abend kommt in einer besonderen Schönheit daher, als Dialog zwischen der geistlichen und weltlichen Welt.

Wie gingen Sie bei den Vorbereitungen vor?

Ich habe über sechs Wochen ein Modell des Berliner Doms im Maßstab ein Meter mal ein Meter nachgebaut und war in dieser Zeit Dauergast in Modellbaugeschäften. Ich hoffe, das zahlt sich aus, und ich bin sehr gespannt, wie meine Bearbeitung dieses Textes aufgenommen wird. Im zweiten Teil habe ich ergänzend den Text „Elegie an John Donne“ des Nobelpreisträgers Joseph Brodsky eingebaut. Solche Werke reizen mich persönlich, sie sind so stark im Ausdruck, dass sie mich nicht loslassen.

Gibt es bei Ihnen noch so etwas wie Lampenfieber?

Ja, natürlich. Wenn man es wagt, sich vor Leute zu stellen und diese auf eine Reise mitzunehmen, ist das ein Wagnis, macht aber den Reiz aus. Ich habe auch nach der hundertsten Judas Vorstellung noch Lampenfieber. Ich finde aber gut, dass das nicht vergeht, dadurch finde ich immer wieder neue Details. Solange man voll dabei ist und es einen interessiert, ist das wunderbar. Ich lebe für diesen Beruf und bin ein passionierter Geschichtenerzähler.

Neben Ihnen wird auch ein weiteres Mitglied der Familie Becker auf der Bühne stehen.

Richtig, meine Tochter spielt mit, das ist wundervoll. Sie kommt im Stück als Engel daher und begleitet mich auf meinem Weg. Wir haben ein großartiges Verhältnis, sind demnächst auch bei „Riverboat“ im Fernsehen eingeladen, eine Talkshow vom alten Schlag, darauf haben wir Lust und treten gern zusammen auf.

Sie gastieren in der Vorweihnachtszeit in Bremen. Wie sieht das Fest bei Ihnen aus?

Weihnachten interessiert mich nicht mehr so, aber es ist immer noch schön, mit Freunden und Familie einen Abend zu verbringen. Zudem werde ich am 19. Dezember 60. Ich überlege noch, an meinem Geburtstag den Ententeich bei mir um die Ecke zu mieten und Freischwimmen für ältere Herrschaften Ü60 anzubieten (lacht). Weihnachten wird, wie immer, bei meiner Mutter stattfinden. Das waren in der Vergangenheit stets Feste mit wunderbaren Menschen, mittlerweile ist es etwas ruhiger geworden. Vor allem freue ich mich wieder auf den Gänsebraten.

Das Interview führte Max Stascheit

Samstag, 14. Dezember, 20 Uhr, Die Glocke

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