„Papa Júlio“
Die Verpflichtung des damaligen Weltstars Júlio César aus Brasilien ist einer der verrücktesten Transfers in Werders Vereinsgeschichte.
Wie schnell die Zeit vergeht, merkt man immer dann, wenn die Helden aus früheren Werder-Mannschaften einen runden Geburtstag feiern. Wie nun Júlio César. Der Abwehrhüne aus Brasilien wurde im März tatsächlich schon 60 Jahre alt, wobei man ehrlicherweise sagen muss: Viele Werder-Fans wussten gar nicht so genau, wie alt der 1,90 Meter große Júlio war, als er für Bremen wichtige Dienste verrichtete – auf und neben dem Feld. Klar war nur: Er wirkte auch damals schon ziemlich alt für einen Fußballprofi, als er sich in jener Saison 1999/2000 das Werder-Trikot überstreifte. Bei seiner Präsentation am Osterdeich sah er sogar erheblich älter aus als der damalige Manager Klaus Allofs, obwohl der ihm eigentlich sechs Jahre voraus ist.
In Bremen kannte man César schon etliche Jahre aus dem Fernsehen oder aus Gastspielen der Dortmunder Borussia (BVB) im Weserstadion. 1993 hatte er mit Juventus Turin den damaligen Uefa-Cup gewonnen, da war er schon ein 30-jähriger Routinier. Zwischen 1995 und 1997 gewann er dann mit dem BVB die „Champions League“, zwei Meisterschaften und den Weltpokal.
Als er in Bremen ankam, war er schon 36 und gar kein Profifußballer mehr. Die Verpflichtung des damaligen Weltstars ist deshalb einer der verrücktesten Transfers in Werders Vereinsgeschichte.
„Was wir da gemacht haben, war eigentlich wahnsinnig“, erinnert sich Klaus Allofs, „aber dieser Transfer war superwichtig für Werder.“ Der gute Júlio arbeitete nach seinem Karriereende bereits als Spielerberater. Deshalb saß er eines Tages bei Allofs im Büro und wollte Werder ein paar brasilianische Talente anbieten. Allofs erinnert sich: „Da habe ich im gesagt: Ich will keinen dieser Spieler, aber was ist mit dir? Willst du nicht noch mal spielen?“ Damit hatte César nicht gerechnet. Aber er sagte spontan zu.
20 Spiele machte er insgesamt für Werder, allesamt sehr routiniert. Aber vor allem half er, die beiden jungen Südamerikaner Ailton und Claudio Pizarro in Bremen richtig zu integrieren. César war wie eine Vaterfigur für die beiden. Keine Überraschung also, dass
Ailton und Pizarro nun zu den herzlichsten Gratulanten zählten. Auch dank „Papa Júlio“ gelangen ihnen danach in Deutschland eigene große Karrieren.