Meine Herren: Wir haben zu danken
Jean-Julien Beer gedenkt der beiden Werder-Größen Willi Lemke und Dieter Burdenski.
Es ist ein trauriges Fußballjahr, das muss man leider sagen. Nach Willi Lemke ist auch Dieter Burdenski verstorben. Neulich saßen wir noch bei einem Kaffee zusammen. Gerade erst hatten wir uns ein paar Textnachrichten wegen Werder geschrieben. Und dann die Todesnachricht. Das haut einen richtig um. Die Werder-Familie stand still. Es fällt schwer, wieder zum Alltag überzugehen. Die Telefonnummer solcher Leute aus den Kontakten im Handy zu löschen, schiebe ich lange vor mir her. In der Theorie ist es nur ein Klick, aber in der Praxis fühlt es sich anders an. Es hat etwas Endgültiges, das der Kopf noch nicht wahrhaben will.
Dankbar bin ich, solche Persönlichkeiten durch meinen Beruf näher erlebt zu haben. Mit ihnen über Werder zu diskutieren, mit ihnen über die großen Zeiten zu reden, das war jedes Mal ein Ereignis. Nie habe ich das als selbstverständlich betrachtet. Es ist seit 25 Berufsjahren ein Ritual, dass ich mir während solcher Gespräche sage: Junge, das ist Willi Lemke! Das ist Dieter Burdenski! Respekt und Dankbarkeit sind wichtiger als eine flotte Schlagzeile.
Wenn ein paar Wochen vergangen sind nach einer solchen Todesnachricht, dann kommen einem Sätze aus den Gesprächen in den Sinn, die für immer im Kopf bleiben. Bei Lemke war es der Satz mit dem Geld. Er erzählte, wie er als Flüchtlingskind in armen Verhältnissen aufwuchs und später nie vergaß, woher er kam. „Jede einzelne Mark“, sagte Lemke, „hatte für mich einen völlig anderen Wert als für einen Manager, der schon als Spieler im Fußball Millionen verdiente.“ Deshalb hatte Werder unter seiner Führung nie finanzielle Probleme.
Bei Burdenski, Werders Rekordspieler mit 444 Bundesligaspielen, sind es zwei Aussagen. Die erste: „Du brauchst am Anfang der Karriere einen Mentor, der dich aufstellt. Das ist wichtig. Wenn du es dann gepackt hast und gut bist, brauchst du den Mentor nicht mehr. Der braucht dich dann mehr als alles andere.“ Das ist geradeaus formuliert, und es stimmt – typisch Budde eben. Die zweite Aussage beschreibt, was ihm seine Karriere im Rückblick bedeutete: „Viel, weil ich in Bremen geboren bin. Es gibt nicht viele, die an ihrem Geburtsort so eine Karriere erlebt haben. Dafür bin ich dankbar.“ Meine Herren: Wir sind es, die zu danken haben!