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Dirk Böhling. Foto: FR
#Kolumne – Baby Boomer Böhling
27. Juli 2024

Mein Fuhrpark

Diesen Monat sinniert unser Kolumnist Dirk Böhling über die Fortbewegungsmittel seiner jungen Jahre.

Diesen Monat sinniert unser Kolumnist Dirk Böhling über die Fortbewegungsmittel seiner jungen Jahre.

Es gibt so Dinge, an die erinnert man sich sein ganzes Leben lang. Dazu gehört bei den meisten auch das erste eigene Auto. Ich möchte diesen verklärten Rückblick auf die Gefährte meines Lebens mal etwas ausweiten: von meiner Kindheit bis hin zu den Fortbewegungsmitteln meiner Jugend.

Also beginne ich mit meinem ganzen Stolz als Fünfjähriger, einem übergroßen Spielzeugauto inklusive Rücklehnsitz, Lenkrad, Pedalen und Luftreifen: mein Kettcar. Das hieß übrigens nicht nur wegen seiner Kette, sondern auch wegen des Firmengründers Heinz Kettler so, der das Gefährt Anfang der 1960er-Jahre auf den Markt brachte.

Wer im Vorschulalter etwas auf sich hielt, gurkte mit einem solchen Tretauto durch die Gegend, das so stabil war, dass man es locker noch an seine jüngeren Geschwister vererben konnte. So war es auch bei mir, schließlich hatte ich mit acht Jahren schon den nächsten fahrbaren Untersatz im Blick. Wieder so ein Kultfahrzeug, aber das wusste ich damals noch nicht! Dieses Fahrrad war etwas ganz Besonderes. Es hatte Dinge, von denen ich vorher nie etwas gehört hatte: eine Federung an der Vorderradgabel, einen Hirschgeweih-Lenker, einen Bananensattel und dann dieser Name … Natürlich dachte ich, wie alle Kinder, dass dieser Drahtesel nach der Serie über die Familie Cartwright von der Ponderosa benannt war. Und auch wenn einfach nur die Marke zufällig genau so hieß, wollten wir auch bei dieser Erklärung bleiben.

 

Das Bonanza-Fahrrad war der Knüller! Für die einen war es das Angeberrad für die Fahrt zur Eisdiele, für die anderen der vorübergehende Platzhalter für das Moped, für das man noch zu jung war. Kein Wunder, dass die meisten kleinen Angeber ihre Bonanza-Räder zusätzlich dekorierten. Lange vor dem Opel Manta zierten Fuchsschwänze die hohe Rücklehne. Dazu kamen Wimpel, Bierdeckel, Spiegel, Katzenaugen oder auch gerne mal eine Herz-Ass-Spielkarte. Aber dafür war ich irgendwann mal zu alt und musste schweren Herzens auf ein normales Fahrrad umsteigen.

Wie viele Fahrräder ich bis zu meinem 15. Geburtstag hatte, weiß ich nicht mehr – nur, dass ganz bestimmt kein Rennrad dabei war, nachdem ich mich mit dem von meinem Freund Ralf mal so richtig hingelegt hatte.

Mein nächstes Gefährt war wieder ein Herzensfahrzeug: endlich 15 und endlich mein Mofa in Metallicblau mit silbernem Tank – eine Zündapp ZR 20. Noch heute habe ich das Tankgemisch in der Nase: ein Teil Öl, 50 Teile Benzin und 100 Teile Duft nach der großen weiten Welt. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die Straße uns gehörte, und wenn wir das Wort „frisieren“ benutzten, hatte das mit unserer Haarpracht wenig zu tun. Da knatterten sie, Puch Maxi neben Kreidler MF2 und Hercules Prima – das war vielleicht nicht „Born to be wild“, aber immerhin „Born to be alive“! Danach kam mein Mokick, eine Zündapp GTS 50 und schließlich mein erstes Auto, ein Opel Ascona
in „Brillant Signal Ocker“.

Tja, und dann war es irgendwann vorbei mit den großen Gefühlen, die ich meinen mobilen Untersätzen entgegenbrachte. Alles hat eben seine Zeit und diese habe ich teilweise bis heute in der Nase …

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