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#Kolumne – Ausgebuddelt und aufgetischt
28. April 2025

Mehr als rund und rot

Unsere Kolumnistin Melanie Öhlenbach gibt in diesem Monat eine persönliche Liebeserklärung an die Vielfalt der Tomaten.

Unsere Kolumnistin Melanie Öhlenbach gibt in diesem Monat eine persönliche Liebeserklärung an die Vielfalt der Tomaten.

Tomate ist nicht gleich Tomate. Für diese Erkenntnis muss man nicht Gartenbau studiert haben, da reicht ein Blick in die Gemüseauslage des Supermarktes: Dort gibt es runde Tomaten, Strauchtomaten, Cherrytomaten – in Rot, Gelb, Violett und manchmal sogar gestreift.
Wie vielfältig die Welt der Tomaten tatsächlich ist, ist mir erst durchs Balkongärtnern klar geworden. In der EU sind (während ich diese Zeilen schreibe) 4528 Sorten Solanum lycopersicum L. registriert. Weltweit dürfte es Zehntausende geben. Kaum zu schaffen, sie alle anzubauen – selbst wenn ich weiterhin jedes Jahr vier bis fünf verschiedene Sorten auf meinem Balkon wachsen ließe. Doch zum Glück habe ich mit der Zeit herausgefunden, dass sich nicht bei allen Tomaten der Anbau in Kübel, Kiste und Balkonkasten lohnt. Die Supermarktware – ohnehin eher gezüchtet auf Norm, Transport- und Lagerfähigkeit – darf weiterhin in den Regalen liegen. Und auch Fleischtomaten haben mich nicht überzeugt: Die Früchte waren am Ende zwar groß, aber nicht gerade zahlreich. Die Pflege der Pflanzen war zeitweise eine Herausforderung. Und dann die Warterei! Da lob’ ich mir die Cherry- und Cocktail-Tomaten.

Die Früchte sind klein, aber fein, zahlreich und verschwinden auf dem Weg in die Küche schneller im Mund als ich fehlerfrei „Vesennij Mieurinskij“ tippen kann – übrigens eine reichlich tragende Sorte mit süßen, roten Früchten. Wenn Sie etwas Besonderes möchten, empfehle ich das „Sibirische Birnchen“ das formmäßig seinem Namen alle Ehre macht. „Tumbling Tom“
gibt es in Gelb und Rot und passt mit seinem überhängenden Wuchs sogar in den Balkonkasten auf der Fensterbank. Und bei der „Fuzzy Wuzzy“ sind nicht nur die bezipfelten, goldgestreiften Tomaten ein Hingucker, sondern auch die grau-grün behaarten Blätter.
Meine Türöffner ins Tomatenuniversum hießen übrigens „Rote Murmel“ und „Golden Currant“. Die genügsamen Wildtomaten haben gegenüber vielen ihrer auserlesenen Verwandten einen Vorteil: Sie brauchen nicht unbedingt ein Dach über dem Kopf. Sie merken schon: Für nahezu jeden Balkon gibt es auch eine passende Tomate. Nur im tiefen Schatten, da wird es wahrscheinlich nichts mit der reichen Ernte. Von wegen Nachtschattengewächs!

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