Jesus & die Musketiere
Schon im Matheunterricht hat Textaufgaben nicht gemocht. Matthias Höllings, ehemaliger Pressesprecher der ÖVB-Arena, traute sich jüngst erneut an diese Disziplin und berichtet in seiner Kolumne von seinem abermaligem Scheitern.
Damit mir in der Coronazeit in Ermangelung von Kulturveranstaltungen nicht langweilig wird, habe ich zum Jahreswechsel einen dicken Abreißkalender bekommen. Auf jedem Blatt soll ich jetzt Aufgaben lösen: Rechenpyramiden, Fensterkreuz-Sudokos oder merkwürdige Rätsel.
Eine Aufgabe hat mich schier verzweifeln lassen und mich an meine Schweißausbrüche bei Klassenarbeiten erinnert. Unter der Überschrift „Mathefax“ stand dort: „Multiplizieren Sie die Anzahl der Apostel mit der Anzahl der Musketiere. Teilen Sie Ihr Ergebnis durch die Zahl der Himmelsrichtungen und multiplizieren Sie das neue Ergebnis mit der Gradzahl des Wassers am Gefrierpunkt. Ihr Ergebnis?“
Ich habe diese Art Textaufgaben in der Schule schon gehasst, aber es nützt ja nichts. Erst wollte ich es im Kopf rechnen, habe dann aber doch lieber zu Bleistift und Papier gegriffen. Anzahl der Apostel? Hatte Jesus nicht Jünger? Egal, jeder vernünftige Fußballtrainer schart elf Leute um sich, aber bei den Aposteln waren es 12. Aus meinem Konfirmationsunterricht wusste ich aber noch, dass einer von ihnen Matthias hieß und der 13. Apostel genannt wurde, also dann doch 13? Ach nee, Judas hatte ja gefoult und wurde vom Platz gestellt und Matthias wurde dann als Auswechselspieler ins Rennen geschickt – da waren es wieder 12.
Bei den Musketieren fand ich es einfach. Das waren drei, oder? Aus alten Kreuzworträtselzeiten erinnerte ich noch, dass die Typen Athos, Porthos und Aramis hießen. Das war jetzt einfach. Aber da war doch noch D’Artagnan, der auch unbedingt Musketier werden wollte? Dann wären die drei aber zu viert, ähnlich wie bei den Beatles, die erst zu dritt, dann zu fünft und zum Schluss zu viert waren. Für meine Rechenaufgabe nahm ich also meine 12 Apostel und multiplizierte sie mit 4 Musketieren. Das ergab 48. Hätte ich 13 Apostel und nur 3 Musketiere genommen, wäre ich bei 39 gelandet. Das konnte ja heiter werden. Jetzt musste ich mein Ergebnis durch die Anzahl der Himmelsrichtungen teilen. Meinten die damit Nord, West, Süd und Ost? Bei 48:4 wäre ich wieder bei 12, bei 39:4 hatte ich 9,75 und fand es komisch. Meinten die bei den Himmelsrichtungen nur die üblichen vier, oder auch Nord-Ost, Nord-West und so weiter? Dann käme ich auf 8 Richtungen, aber meine Ergebnisse wären dann immer merkwürdiger. Zahlen hinter dem Komma waren mir in der Schule schon nicht geheuer. Und zum Schluss sollte ich mein Ergebnis mit der Gradzahl des Wassers am Gefrierpunkt multiplizieren. Ich hatte mir das alles einfacher vorgestellt, bin dann aber doch in den Garten gegangen, um mir dort mit dem Thermometer in der Hand kurz nach 24 Uhr an unserer Vogeltränke einen abzufrieren. Es war saukalt bei null Grad. Hm, egal, wie ich es danach gerechnet habe, meine Ergebnisse lauteten stets: „Null Ahnung“.