„Jeder Mensch hat ein Geheimnis“
Schauspielerin Michaela Schaffrath und Theaterintendant Kay Kruppa im Interview
Drei Frauen, vier Männer, sieben Telefone und die Frage: Wie gut kennen sie sich wirklich? Als sie bei einem Abendessen über Ehrlichkeit diskutieren, entschließen sie sich zu einem Spiel: Alle legen ihre Smartphones auf den Tisch und alles, was ankommt, wird geteilt. Das neue Stück „Das perfekte Geheimnis“ (Ensemblefoto unten) des Boulevardtheaters Bremen basiert auf dem gleichnamigen italienischen Film von Paolo Genovese aus dem Jahr 2016. Schauspielerin Michaela Schaffrath übernimmt im Stück die Rolle der Claudia und spielt damit zum ersten Mal an einem Bremer Theater, Intendant Kay Kruppa inszeniert das Stück. Wie es zur Zusammenarbeit kam, ob beide ihre Handys auf den Tisch zur Durchsicht freigeben würden und welche Parallelen zu den von ihnen gespielten Charakteren bestehen, verraten Schaffrath und Kruppa im Interview.
Das neue Stück des Boulevardtheaters heißt „Das perfekte Geheimnis“. Warum sollte sich das Publikum einen Besuch nicht entgehen lassen?
Kay Kruppa: Wir haben eine großartige Besetzung und alle haben viel Spaß. Viele Menschen kennen vielleicht den Film, den ich schon seit Jahren als Stück auf die Bühne bringen wollte und es nun endlich soweit ist. Die zugrunde liegende Geschichte hat alles: Es kann gelacht, manchmal mit einem Kloß im Hals, aber auch geweint werden und der Schluss hat versöhnliche Elemente. Das Publikum geht also glücklich nach Hause und das ist stets unser Ziel. Mit diesem Stück zeigen wir, dass wir mehr als nur reine Komödien spielen können.
Michaela Schaffrath: Kay hatte einen guten Riecher mit dem Stück. Der Film ist einer der erfolgreichsten aller Zeiten, er wurde in Dutzenden Ländern adaptiert, hat eine tolle Botschaft und ist keine Schenkelklopfer-Komödie. Auch im Stück gibt es viele Irrungen und Wirrungen und es dreht sich noch mal in der zweiten Hälfte. Außerdem wird es sehr emotional. In mindestens einem Charakter kann sich bestimmt auch das Publikum wiederfinden.
Wenn man den Film bereits kennt, wo liegt der Unterschied zum Stück?
Kruppa: Auch wer den Film bereits kennt, wird vom Stück anders berührt und zum Lachen gebracht werden. Unser Stück ist bereits jetzt das mit den meisten vorverkauften Karten in diesem Jahr, das spricht schon mal für sich und wir freuen uns sehr darüber.
Auf einer Party die Handys auf den Tisch legen, wäre das ein Problem für Sie?
Kruppa: Ich würde es machen, auch wenn ich denke: Jeder Mensch hat ein Geheimnis. Wer behauptet, kein Geheimnis zu haben, hat bestimmt etwas zu verbergen. Bei mir gibt es aber nichts, das ich nicht mit anderen am Tisch teilen würde.
Schaffrath: Das sehe ich genauso. Vor meinem Mann Carlos habe ich keine Geheimnisse und wir kennen sogar unsere Handy-Pins. Wir gehen auch gegenseitig ans Telefon des jeweils anderen. Wenn mir eine Freundin ein Geheimnis erzählt, behalte ich das aber natürlich für mich und gehe damit nicht hausieren.
Frau Schaffrath, Sie spielen zum ersten Mal in Ihrer Wahlheimat Bremen Theater: Welche Vorteile bringt das mit sich?
Schaffrath: Einen kurzen Nachhauseweg (lacht). Meine eigene Umgebung, mein eigenes Bett und mit meinem Mann zusammen sein, das sind die großen Vorteile. Ich kann meinen normalen Alltag führen, mit dem I-Tüpfelchen, dass ich dazu noch an einem tollen Theater arbeiten darf. Ich wurde erneut von Bremen mit offenen Armen empfangen, und auch im festen Ensemble des Boulevardtheaters hat man mich sehr herzlich aufgenommen. Wir haben viel Spaß zusammen. Hier ist niemand, der sich in den Vordergrund drängt und wir sind alle empfänglich für Kritik, nehmen sie an und setzen sie um.
Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Kruppa: Michaela hat die Initiative ergriffen und mich einfach angerufen.
Schaffrath: Ich bin Netzwerkerin, habe die Telefonnummer von Kay herausgefunden und ihn einfach gefragt, ob wir zusammenarbeiten wollen. Ich musste dann ganz klassisch vorsprechen, das fand ich super. Kay wollte wissen, ob ich auch die letzte Reihe im Saal erreiche.
Kruppa: Stimmt, ich habe vorher von vielen Leuten, die mit dir zusammengearbeitet haben, gehört: Michaela ist eine ganz tolle Frau und eine sehr gute Schauspielerin. Dann kam sie zu mir ins Theater, hat einige Sätze auf der Bühne gesprochen und mir war klar: Das passt. Das hat sie von Anfang an klasse gemacht. Und so kam es zur Zusammenarbeit.
Wie liefen die Proben ab?
Schaffrath: Kay ist als Regisseur und als mein Ehemann im Stück auf der Bühne einfach klasse. Ich finde es toll, wenn jemand, der Regie führt, auch Erfahrungen als Schauspieler mitbringt. Er versteht sofort die Probleme, die ich als Schauspielerin habe, weil er sich in die Situation hineinversetzen kann. Für mich ist Kay der Clint Eastwood des Theaters.
Kruppa: Vielen Dank für die Blumen. Eastwood probt mit dem Filmensemble auch keine 20 Stunden, das finde ich gut und handhabe es auch so. Lange Proben bedeuten nicht automatisch ein gutes Ergebnis. Es muss eine gute Stimmung untereinander herrschen, das ist bei uns der Fall. Trotzdem müssen wir unser Pensum schaffen, um eine solche Aufführung stemmen zu können. Mir ist wichtig, dass alle Beteiligten gern zur Arbeit kommen. Was mir aus der Vorbereitungszeit besonders im Gedächtnis geblieben ist: Im zweiten Akt gibt es eine Szene, in der Michaela weint. Da wird es die Leute emotional zerreißen.
Schaffrath: Wenn ich daran denke, fange ich gleich wieder an zu weinen.
Gibt es persönliche Parallelen zu den gespielten Charakteren?
Schaffrath: Das Geheimnis von Claudia habe ich nicht, aber ich bin, ebenso wie sie, ziemlich tough, sage was ich denke und ecke ab und zu auch mal an. Sie ist nah am Wasser gebaut, das ist bei mir ähnlich.
Kruppa: Das Geheimnis meiner Figur Lukas habe ich auch nicht, aber der Charakter kommt mir im Bereich Humor recht nahe, denn auch ich setze gern mal zynische Pointen. Ich war vor vielen Jahren Jurist, wie die Figur Lukas. Insofern kann ich mich an einiges aus meiner Arbeitsrechtsvorlesung noch erinnern.
Schaffrath: Nun tun sich sogar hier im Interview Geheimnisse auf, das wusste ich noch gar nicht (lacht).
Im Boulevardtheater gibt es eine kulinarische Neuheit. Worum handelt es sich?
Schaffrath: Es kann ja nicht angehen, dass es dort keinen Eierlikör gibt, wenn Frau Schaffrath im Theater spielt (lacht). Wir werden nun auch in der theatereigenen Pinkus-Bar unsere „Eierei“ anbieten, damit in der Pause und nach der Vorstellung noch das eine oder andere Glas Eierlikör genossen werden kann.
Das Interview führte Max Stascheit.
Premiere am Donnerstag, 2. November, Boulevardtheater. Weitere Infos: www.boulevardtheater-bremen.de