„In diesen Zeiten kann Kunst viel bewirken“
Kurzinterview mit Sönke Busch: Das ZKÖR plant im Zentrum für Kunst Projekte im öffentlichen Raum
Auf 5500 Quadratmetern ist im Tabakquartier in Woltmershausen das Zentrum für Kunst für die Freie Szene der Stadt entstanden. Auf zwei Stockwerke verteilt befinden sich 17 Atelierräume und 34 Atelierplätze unterschiedlicher Größe, zwei Theatersäle samt Backstagebereich, ein Studio für technisch zeitgemäße Audio- und Videoproduktionen sowie mehrere weitere Räume für Probenarbeit und Ausstellungen. Daneben gibt es auch veranstaltungsbegleitende Gastronomie sowie Büro- und Lagermöglichkeiten. Und dort ist auch das „Zentrum für Kunst am öffentlichen Raum“ (ZKÖR) beheimatet. In unserer Reihe „Stadtgespräch“ trafen wir den Autor und Künstler Sönke Busch und sprachen mit ihm über die Ziele des ZKÖR, seine Wunschprojekte, ein geplantes Festival in Bremen und warum Kunst im öffentlichen Raum aus seiner Sicht für die Hansestadt essenziell ist.
Was sind die Ziele des ZKÖR?
Das Kollektiv besteht aus einer vielfältigen Gruppe von Architekt:innen, Sozialarbeiter:innen und Kunstproduzent:innen. Neben mir gehören Lars Lammers, Ela Fischer und Stephan Dobberphul zum engeren Kreis. Wir sind bemüht, der Kunst im öffentlichen Raum einen neuen Anstrich zu geben und wollen dieses Konzept neu denken. In dieser Hinsicht sind wir in unserer Funktion einzigartig. Uns gibt es an diesem Standort, im Tabakquartier, seit vier Monaten.
Auf Plänen, die hinter Ihnen hängen, sind Entwürfe zu sehen. Worum handelt es sich dabei?
Das ist ein Wunschprojekt, das uns schon lange vorschwebt: Die Begrünung der Hochstraße am Bahnhof, also eine Aufforstung bis zum Bremer Fernsehturm. Dort kann einzigartige Kunst im öffentlichen Raum geschafft werden, quasi eine begehbare Galerie in der Stadt. Auf der bewaldeten Hochstraße stünden 42 Wände als Kunstprojektionsflächen zur freien Verfügung. Damit würden wir einen großen Schritt im Bereich Kunst gehen und eine Open-Air-Gallery wie in Paris oder Berlin kreieren. Dadurch können wir einen Raum zum Verweilen schaffen, dem Bremer Bahnhof den Schrecken nehmen und soziale Projekte fördern.
Gibt es konkrete Projekte, an denen Sie derzeit arbeiten?
Wir würden gern einen Bremer Wandatlas erstellen, also leerstehende Wände von diversen Künstler:innen bemalen beziehungsweise gestalten lassen. Da wir als gemeinnütziger Verein gegründet wurden, sehen wir uns als Vermittler zwischen den Künstler:innen und der Stadt an sich. Zudem streben wir ein Festival für Kunst im öffentlichen Raum an. In diesen Zeiten kann Kunst viel bewirken. Wir stellen uns die Frage, was braucht eine Gesellschaft, die auseinanderzufallen droht? Unsere Antwort: Sie braucht etwas, das gemeinsam sinnlich erlebt werden kann. Und das ermöglicht Kunst.
Wie könnte dieses Festival aussehen?
Wir nutzen leere, bereits vorhandene große Wände und Plätze in der Stadt und gestalten diese, schaffen dadurch ein neues Bewusstsein für Kunst in der Öffentlichkeit. Diese Orte können Begegnungsstätten werden und dem Ansehen der Innenstadt helfen und diese für alle öffnen. Dadurch kann das Bild des Zentrums nachhaltig verändert werden. Wir wollen keine Graffiti sprühen oder klassische Streetart kreieren. Das Werkzeug Kunst soll den Menschen die Befähigung geben, sich die Stadt zurückzuholen, nicht nur als reinen Ort des Konsums – mit Installationen, Lichtkunst und vielem mehr. Künstler:innen sollen sich mit unserer Stadt auseinandersetzen und zeigen, wofür Bremen steht und auch, wo die Probleme liegen.