„Ich weiß, wie Bäder ticken“
Im Gespräch mit Henry Peukert, dem neuen Geschäftsführer der Bremer Bäder GmbH
Zu Beginn seiner Karriere war er stellvertretender Betriebsleiter des Bremer Unibads, später führte ihn sein beruflicher Weg nach Delmenhorst, Ganderkesee und zuletzt Berlin. Nun schließt sich der Kreis: Henry Peukert ist seit Anfang Juli neuer Geschäftsführer der Bremer Bäder GmbH. Und ab September 2024 wird das Unibad als eines von zwölf Schwimmbädern zu seinem Verantwortungsbereich gehören. Wir haben den 63-Jährigen im Stadionbad Anfang Juli zum Interview getroffen, wo er bei bestem Freibadwetter über Erfolge, aktuelle Herausforderungen an die Bäderbranche und seinen persönlichen Bezug zum Element Wasser sprach.
Herr Peukert, sind Sie schon mit Ihrem Posten warm geworden?
Zunächst einmal freue ich mich sehr, in der Region angekommen zu sein, unweit meines Wohnorts Ganderkesee. Viel Zeit blieb im Vorlauf nicht, um mich inhaltlich vorzubereiten, da ich in Berlin Betriebsleiter für 68 Bäder war. Mein Anspruch ist immer, begonnene Projekte gut abzuschließen. Also lautet meine Devise: eins nach dem anderen. Die erste Woche ist nun um, und jetzt geht es hier richtig los.
Was wollen Sie zuerst angehen?
Der erste Programmpunkt war eine Bestandsaufnahme aller Bremer Bäder und des Paradice, das auch dazu gehört. Die Mängel sind bekannt und es gab in dieser Hinsicht keine Überraschungen. Nun gilt es, die Weichen zu stellen, um die Bäder nach und nach zukunftsfähig aufzustellen.
„Delfina“, „GraftTherme“, „SaunaHus“ und Berliner Bäder sind Meilensteine Ihrer Karriere. Ihr erfolgreiches Bädermanagement hat Ihnen bundesweites Renommee eingebracht. Wie ist Ihnen das gelungen?
Erfolgreich in der Bäderbranche zu sein, basiert auf einer Gemengelage aus vielen Faktoren. Besonders wichtig ist meines Erachtens: Mein Beruf ist meine Leidenschaft und ich verstehe mich als Teil eines großen Teams. Als Einzelkämpfer käme ich nicht weit. Vielmehr muss der Funke auf das Team zu überspringen. Das ist mir an den bisherigen Stationen meiner Karriere geglückt, und ich bin guter Dinge, dass es auch in Bremen gelingt.
In Berlin waren Sie zuletzt nur eineinhalb Jahre. Warum dieser rasche Wechsel?
Den Job als Betriebsleiter der Berliner Bäder hatte ich bereits zum zweiten Mal angenommen und diesen Umstand nehme ich als großes Kompliment. Der Job war übrigens wie für mich gemacht. Mit 68 Bädern in meiner Verantwortung habe ich in alle Richtungen ungemein viele Erfahrungen sammeln können. Von strukturell organisatorischen Tätigkeiten über Arbeitsunfälle bis zu Totalausfällen – da war alles dabei. Der Wechsel ist privat begründet. Meine Familie hat mir gefehlt und da kam der freie Posten in Bremen wie gerufen.
Woher rührt Ihre Leidenschaft für das Bädermanagement?
Schon mein Vater war im Delmenhorster Bad Betriebsleiter. Ich bin also in die Branche hineingewachsen und wollte nie etwas anderes machen. Auf meiner beruflichen Laufbahn habe ich dann alle Bereiche durchlaufen und die Branche von der Pike auf kennengelernt. Das hat mir später sehr geholfen – ich weiß, wie Bäder ticken.
Vor welchen Herausforderungen stehen Bäder aktuell?
Personalmangel ist eine große Herausforderung. Neue Arbeitsmodelle können dafür die Lösung sein, damit die Beschäftigten Beruf und Privatleben in Einklang bringen können. Teilzeit und Schichtmodelle sind Stellschrauben, die wir drehen können. Darüber hinaus müssen wir, wie bereits eingangs erwähnt, die Bäder zukunftsfähig aufstellen. In Bremen, sowie bundesweit in den meisten Kommunen auch, wurde in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig in die Instandhaltung investiert. Vor diesen Schäden stehen wir nun und die müssen wir beheben. In Bezug auf das Freizeitbad Vegesack steht zum Beispiel die Entscheidung an, ob ein Neubau oder eine Sanierung Sinn ergibt. Momentan sind wir außerdem noch mit dem Neubau des Westbades beschäftigt, das 2026 feierlich eröffnet werden soll.
Stichwort zukunftsfähig: Welche Trends zeichnen sich in der Branche ab?
Die Digitalisierung ist ein großes Thema, zum Beispiel das bargeldlose Bezahlen und damit verbunden ein schneller Eintritt ins Bad. Da wird sich in der nahen Zukunft viel tun. Ebenso im Bereich Energiemanagement, denn die benötigte Energie ist einer der größten Kostenpunkte. Bäder sind zwar immer defizitär, müssen aber nicht mehr kosten als nötig. Wir stellen uns also die Frage, welche Potenziale noch gehoben werden können, um die Kosten zu decken und defizitäre Bereiche zu kompensieren. Was ist in Bremen denkbar? Da habe ich viele Ideen und Vorschläge.
Im kommenden Jahr feiert das Stadionbad sein 100-jähriges Bestehen. Wie wird das Jubiläum gefeiert?
Es wird ein abwechslungsreiches Festprogramm geben, mit zahlreichen Events für unsere sehr unterschiedlichen Zielgruppen. Mehr kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten.
Das Interview führte Kristina Wiede.