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Foto: Carlos Anthonyo
#Bremer Köpfe
22. September 2022

„Ich fühle mich wie ein echter Bremer“

Michaela Schaffrath trifft: Freimarktsbotschafter Ailton

Sie sind beide „Zugezogene“, in der Stadt sehr prominent, waren im „Dschungelcamp“ und fühlen sich sehr mit der Stadt verbunden. Im Coffee Corner im Bremer Viertel traf Schauspielerin Michaela Schaffrath auf den ehemaligen Werder-Torjäger Ailton, der gerade zum ersten Freimarktsbotschafter ernannt wurde.

Sie sind beide „Zugezogene“, in der Stadt sehr prominent, waren im „Dschungelcamp“ und fühlen sich sehr mit der Stadt verbunden. Im Coffee Corner im Bremer Viertel traf Schauspielerin Michaela Schaffrath auf den ehemaligen Werder-Torjäger Ailton, der gerade zum ersten Freimarktsbotschafter ernannt wurde.

Bei Kaffee und Kuchen ging es um seine neue Funktion auf dem Volksfest, seine Beziehung zur Hansestadt sowie seine Teilnahme an der oben genannten Reality-TV-Sendung. Zudem verriet der Fußballer des Jahres 2004, dass er als Jugendlicher ohne Schuhe kickte.

Michaela Schaffrath: Ailton, wie bist du Botschafter des Freimarktes geworden?

Ailton: Ein Freund hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das zu machen. Ich war begeistert, eine solch große Tradition in Bremen repräsentieren zu dürfen, das ist eine Ehre für mich. Ich kenne den Freimarkt sehr gut, aber das ist natürlich eine ganz neue Funktion für mich.

Was genau ist deine Aufgabe als Botschafter?

Ich werde als Botschafter auf den großen Freimarktveranstaltungen, wie der Eröffnung, beim Umzug und wahrscheinlich auch bei der Beerdigung sowie weiteren kleinen Events vor Ort sein. Das ist für mich natürlich super, weil ich sowieso oft auf dem Freimarkt bin. Ich fühle mich wie ein echter Bremer. Aber ich werde nicht auf der Bühne stehen und große Reden schwingen, das ist nicht Ailton.

Was machst du, wenn du privat auf dem Freimarkt bist?

Alles. Ich fahre Karussell, probiere alles, was es zu essen gibt, und ab und zu trinke ich auch mal ein Bier und mache auch ein kleines bisschen Party (lacht).

Ich kann mir auch vorstellen, dass du jetzt als Botschafter alles durchtesten musst, jedes Karussell und jede Imbissbude.

Ja, das kann passieren. Aber ich muss ein bisschen wegen meines Gewichtes gucken, dass nicht zu viel draufkommt. Und wenn wir auf dem Freimarkt ein Fußballspiel veranstalten, wäre ich auch dabei. Ich bin einfach sehr glücklich, dass mir so eine Ehre zuteil wird, weil Bremen meine Stadt ist und ich hier zu Hause bin.

Du bist vor eineinhalb Jahren zurück nach Bremen gezogen. Wie kam es dazu?

Wir haben zuvor in Texas in den USA gewohnt. Aber fast alle meine Termine habe ich in Deutschland, meistens sogar in Bremen und Umgebung. Ich war teilweise drei- bis viermal im Monat unterwegs, von Texas nach Deutschland. Also haben wir als Familie beschlossen, dass wir nach Bremen zurückgehen. Ausschlaggebend war zudem, dass es hier eine internationale Schule für meine Kinder gibt.

Was gefällt dir besonders gut an Bremen?

Bremen war für mich die erste Stadt außerhalb Südamerikas und ich habe mich gleich wohlgefühlt. Bremen ist für mich eine Familienstadt, nicht zu groß und nicht zu klein und nicht so hektisch wie Hamburg oder Berlin.

Dem kann ich mich nur anschließen, ich bin ja quasi auch immer noch Neu-Bremerin. Neben dem großen kulturellen und gastronomischen Angebot empfinde ich die Menschen hier als sehr angenehm. Und ich kann fast alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen.

Genau. Alles ist gut erreichbar. Meine Kinder sind ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs. Mein Sohn, Ailton junior, fährt zum Beispiel mit dem Fahrrad zur Schule, zu Freunden und zum Fußballtraining. Er ist nicht auf uns Eltern angewiesen, was seine Freizeit betrifft, das finde ich großartig.

Dein Sohn spielt Fußball? Hat er dein Talent?

Er spielt in Oberneuland Fußball. Alle fragen mich immer, ob er der neue Kugelblitz ist. Mir ist das aber gar nicht wichtig. Ich freue mich, dass er Fußball spielt, mache ihm aber überhaupt keinen Druck. Wichtiger ist die Schule. Aber wenn er von sich aus Profi werden will, unterstütze ich ihn.

Wann hast du angefangen Fußball zu spielen?

Ich bin in einer sehr kleinen Stadt in Brasilien aufgewachsen. In meiner Stadt gab es nur zwei Fernseher, einen hatte unser Nachbar. Handy, Playstation oder Internet – davon konnten wir nicht einmal träumen. Es gab praktisch nur eine Sache, die meine Freunde und ich in unserer Freizeit gemacht haben. Und das schon als ganz kleine Kinder. Es gab für uns auch kaum Optionen. Die Schulen waren nicht gut organisiert und wir mussten alle für unsere Familie arbeiten. Es gab sonst nichts, keine Diskothek, kein Freizeitpark und kein Kino. Wenn wir Zeit für uns hatten, sind wir rausgegangen und haben gekickt– bis zu meinem 16 Lebensjahr übrigens barfuß!

Ohne Fußballschuhe, wie kam es dazu?

Wir hatten nicht so viel Geld und die Prioritäten wurden eben anders gesetzt. Es gab nur ein Paar Schuhe und das war aber für das tägliche Leben bestimmt. Das hat mein Vater so gesagt und ich musste es akzeptieren.

Irgendwie hat es ja trotzdem geklappt.

Ich wurde als bester Spieler meiner Schule ausgesucht und sollte zu einem Auswahltraining zu einem Klub. Das war meine große Chance, aber es gab die Regel, dass ich dort nicht barfuß spielen durfte, also habe ich meinen Vater angefleht, mir ein paar Stollenschuhe zu kaufen. Zum Glück hat er zugestimmt. Der Fußball war für mich wichtig, dazu hatte ich das Talent. Ich bin Ailton, kein Anwalt, Arzt oder Professor. Aber durch den Fußball konnte ich meine Familie unterstützen.

Hattest du eine schöne Kindheit?

Ja, aber komplett anders als die Kinder heute, eher langweilig. Wenn ich meine Kinder angucke, mit Netflix, YouTube, den neuesten Smartphones und so weiter, das ist Spaß. Verglichen damit war es bei uns eher eintönig, auch wenn mir die Kinder heute zu viel an elektronischen Geräten sitzen und ruhig mal ein bisschen mehr rausgehen könnten. Wenn man nicht aufpasst, würden sie gar nichts anderes mehr machen. Und das finde ich auch nicht richtig.

Bereit für einen Themenwechsel? Ich war 2008 in der dritten Staffel des „Dschungelcamps“ dabei und wusste nicht wirklich, was mich da erwartet. Ich war im Vorfeld auf einer Filmtierfarm und habe Maden gegessen, mir eine Spinne über die Hand laufen lassen und Kakerlaken genauer angeschaut. Wie war das bei dir 2012?

Ich hatte ehrlich gesagt auch keine Ahnung. Mein Manager hat mir damals, als die Anfrage kam, ein paar Videos geschickt – allerdings waren da nur die guten Sachen zu sehen (lacht). Zum Glück musste ich vor Ort nur sportliche Aufgaben bewältigen.

Du bist mir im „Dschungelcamp“ vor allem immer als Frohnatur aufgefallen.

Ich bin meistens gut gelaunt, so bin ich einfach. Und ich verstelle mich auch nicht. Ich habe den Machern der Sendung von Anfang an gesagt, dass es nur einen Ailton gibt, egal ob im Fußballstadion, auf der Straße oder im „Dschungelcamp“. Die Leute haben sich daran gewöhnt und mögen mich so wie ich bin.

Ging es dir denn im Camp immer gut?

Nein, aber ich habe versucht, das Beste daraus zu machen. Es hat mir schon zu schaffen gemacht, dass man kein Zeitgefühl hatte, da man uns die Uhren abgenommen hat. Und das Schlimmste war, dass ich so lange Zeit nicht mit meiner Familie kommunizieren konnte. Es hat mir aber trotzdem großen Spaß gemacht.

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