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Matthias Höllings. Foto: Frank Pusch
#Kolumne – Matthias Höllings
27. Juli 2024

Ich bin dann mal weg!

Unser Kolumnist Matthias Höllings findet in diesem Monat Gemeinsamkeiten zwischen Bremen und dem spanischen Jakobsweg und erklärt, was der Apostel Jacobus Major und Hape Kerkeling mit unserer Hansestadt zu tun haben.

Unser Kolumnist Matthias Höllings findet in diesem Monat Gemeinsamkeiten zwischen Bremen und dem spanischen Jakobsweg und erklärt, was der Apostel Jacobus Major und Hape Kerkeling mit unserer Hansestadt zu tun haben.

Bei diesem Satz fallen einem doch sofort der Spaßvogel Hape Kerkeling und der Jakobsweg in Spanien ein, oder? Als der sich 2001 zu Fuß auf den Weg nach Santiago de Compostela in Spanien machte, war es kein Jux. Diesmal meinte Hape es ernst, er lief einfach los und hielt später seine Erinnerungen in einem Buch fest. Nicht nur seine Fans waren begeistert und sorgten zumindest in Deutschland für ein Revival des Jakobsweges.

Hape wandelte auf den Spuren des Apostels Jacobus Major, der angeblich in Santiago de Compostela beerdigt ist. Viele, die diesen Weg gegangen sind, berichteten von überwältigenden Eindrücken und wie schwer sie diese Erfahrungen in Worte fassen könnten. Sie hätten nicht nur viel über sich selbst, sondern auch über andere Menschen unterschiedlichster Kulturen gelernt.

Auch für die Stadt Bremen muss dieser Apostel Jacobus in früheren Zeiten von großer Bedeutung gewesen sein, hätte man ihm sonst gleich drei Denkmäler gesetzt? Besagter Pilgerer galt in Bremen als der Schutzheilige all derer, die sich für längere Zeit nicht in ihrer Heimat aufhalten konnten, also Reisende, Seefahrer und Kaufleute der Hanse. Sie sahen Jacobus als ihren persönlichen Schutzpatron, seine Grabstelle in Spanien wurde ein berühmter Wallfahrtsort. Die bekannteste Strecke des Jakobsweges beginnt im spanischen Ort Irun und verläuft dann im Norden des Landes. Aber bis dort führen viele weitere Pilgerwege unter gleichem Namen auch durch Deutschland, Frankreich und Portugal. Wie zum Beispiel der Streckenabschnitt „Via Baltica“, der von Usedom bis Osnabrück reicht und über Bremen verläuft.

Ob sich Hape Kerkeling vor seinem Pilgermarsch bereits in Bremen von dieser Strecke hat inspirieren lassen oder sogar von dem einen oder anderen Bremer Jacobus-Denkmal, ist nicht bekannt. Sicher hat er aber bei seinen vielen lustigen Sketchen, die Radio Bremen im Fernsehstudio aufgezeichnet hat, auch einmal vom Bremer „Juxmajor“ gehört, dessen Denkmal heute an der Wand eines alten Packhauses im Schnoorviertel in der Wüstenstätte prangt.

Da dessen Pilgergewand viele Betrachter eher an eine Phantasieuniform erinnert haben dürfte und sie bei dem Zusatz „Major“ an einen militärischen Rang gedacht haben mögen, war es nicht mehr weit bis zum Spitznamen „Juxmajor“. Tatsächlich leitet sich das Wort „Major“ vom Lateinischen ab und bedeutet „der Ältere“. Eine zweite Jacobus-Statue, diesmal in normalem Pilgergewand, stand im 18.Jahrhundert in Bremen ursprünglich als Teil eines Brunnens auf dem Jacobikirchhof. Sie ging im zweiten Weltkrieg zu Bruch, wurde jedoch aus den Einzelteilen wieder neu zusammengesetzt und ohne Brunnen im Glockenhof aufgestellt.

Eine Kopie davon befindet sich vor dem Neanderhaus bei St. Martini.
Wer jetzt neugierig geworden ist und sich selbst auf den Weg machen möchte, dem sei das heimatliche Einsteiger-Teilstück und damit eines der 30 durch Deutschland führenden empfohlen. Die besagte Strecke „Via Baltica“ verläuft von Usedom kommend bis Lilienthal. Wer in Borgfeld startet, pilgert in Richtung Landhaus Kuhsiel, dann durch den Stadtwald, den Bürgerpark bis zum St. Petri Dom weiter bis zur Weser. Dort richtig abgebogen, gilt es am Wegesrand an einem Baum den Hinweis in Form einer Jacobsmuschel zu entdecken. Dann sind es nur noch 2.396 Kilometer bis zum Ziel. Ich bin dann mal weg …

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