
Fliewatüüt
Unser Kolumnist Dirk Böhling widmet sich in diesem Monat kultigen Fahrzeugen aus Film, Fernsehen und Kindheitserinnerungen.
Dieses Wort umfasst alles, worum es dieses Mal geht. Alles, was da so durch unsere Kindheit flog, schwamm und fuhr – fahrbare Untersätze jedweder Couleur eben, die irgendwie im gemeinschaftlichen Gedächtnis hängengeblieben sind. Lange vor Harry Potters fliegenden Quidditch-Besen hoben bei „E.T.“ BMX-Räder ab, und den Namen Fliewatüüt hatten schon 1972 die Marionetten Robbie und Tobbie, „Klack Klack!“. Schauen wir zunächst in den Straßenverkehr: Da gab es Herbie und Dudu – ihres Zeichens zwei motorisierte Käfer mit Superkräften, die mehr konnten als nur „laufen, laufen, laufen“, wie es dem VW-Käfer in der deutschen Fernsehwerbung attestiert wurde. Aus der Fülle der vielen vierrädrigen TV-Stars stechen die „rote Tomate“ – also der Gran Torino von Starsky & Hutch –, der gleichfarbige Ferrari von Thomas Magnum, die beiden Trucks aus „Auf Achse“, der alte verbeulte Peugeot von Columbo und natürlich David Hasselhoffs Gefährte „K.I.T.T.“ aus „Knight Rider“ hervor. Unnötig zu erwähnen, dass es auch im Kino die Autos sind, die die größte Zahl von motorisierten Hauptrollen zu bieten haben: der unkaputtbare 1974er Dodge Monaco von den Blues Brothers, der Gespensterjäger-Cadillac der Ghostbusters, das Batmobil, der zur Zeitmaschine umgebaute DeLorean aus „Zurück in die Zukunft“ und das wohl berühmteste Filmauto aller Zeiten: James Bonds Aston Martin. Ins deutsche Kino schafften es der Trabbi und der Manta. Und wenn wir auf die Schiene wechseln, kommen mir der berühmte Orient-Express und Emma, die Lokomotive von Lukas und Jim Knopf, in den Sinn.
Auch auf dem Wasser war einiges los: „Titanic“, „Bounty“ oder Pippi Langstrumpfs „Hoppetosse“ – alles berühmte Pötte. In den 60er-Jahren gab es ein Mädchen namens Tammy, das auf einem Hausboot wohnte. In den 70er-Jahren zeigte uns der Franzose Jaques Cousteau mit roter Pudelmütze auf seinem Forschungsschiff „Calypso“ die Geheimnisse des Meeres, und auf den deutschen Binnengewässern tuckerte die „MS Franziska“. In der DDR fuhr man „Zur See“, in England mit der „Onedin-Linie“ – und hierzulande tut man es bis heute auf dem „Traumschiff“.
Bleibt noch der Luftraum: Von futuristischen Flugmaschinen wie den Raumschiffen Orion und Enterprise, dem Millennium Falken aus „Star Wars“ oder Miss Piggys „Schweinen im Weltall“ abgesehen, flog im Kinderfernsehen der Baby-Boomer einiges durch die Gegend. Angefangen bei West- und Ost-Sandmännchen, die mit immer anderen Fluggeräten landeten, kam Melonen-Zauberer Pan Tau mit etwas angereist, das ein bisschen so aussah wie ein tschechischer Espresso-Kocher, und Flugkapitäne gab es bei „Spencers Piloten“ oder „Pazifikgeschwader 214“ genug. Der mit Abstand am meisten frequentiere Flugapparat des deutschen Fernsehens kam allerdings aus einer bis heute unvergessenen Vorabend-Kuppel-Show. Nach unbestätigten Recherchen flog es gut 463.000 Kilometer und transportierte dabei gut 900 Paare. Erfunden hat dieses Gefährt, wie so vieles, Rudi Carrell. Spitzenreiter aller Fliewatüüts ist damit der „Herzblatt-Hubschrauber“ – wer hätte das gedacht?