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Foto: Andreas Gumz
#Aus dem Herzen der Raute
15. Juli 2025

Ein haariger Trainerwechsel

Unser Kolumnist Jean-Julien Beer kommentiert den aktuellen Trainerwechsel beim SV Werder Bremen.

Unser Kolumnist Jean-Julien Beer kommentiert den aktuellen Trainerwechsel beim SV Werder Bremen.

Wenn der neue Werder-Trainer Horst Steffen nun mit seiner Arbeit beginnt, sei ihm schneller Erfolg gegönnt. Und doch muss ich sagen: Zufrieden bin ich mit dieser Trainerwahl nicht. Das liegt nicht an Steffens Qualitäten als Coach und schon gar nicht an seinem tollen Charakter. Nein, es liegt an seinem Aussehen. Der Mann sieht völlig anders aus als Ole Werner. Er trägt das Haar etwas länger und perfekt frisiert, seine Augen funkeln bei jedem Blickkontakt – und er hat mit seinem fröhlichen Auftreten eine geradezu herzliche Ausstrahlung.

Für mich persönlich ist das schade. Werders letzter Trainerwechsel, als der in Bremen völlig unbekannte Ole Werner das Amt übernahm, war für mich großartig. Ich wurde in der Stadt plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen. Jungs an der Supermarktkasse erschraken fast, wenn sie mich sahen. Ältere Damen wünschten mir auf dem Weg zur Arbeit viel Glück. Im Einkaufszentrum verfolgten mich die Blicke der Menschen bis in die hintersten Winkel. Und erst, als eine Kellnerin in der City mich ansprach, konnte ich mir das merkwürdige Verhalten meiner Mitmenschen erklären. Die Kellnerin fragte, mit größtem Respekt und fast schon devot: „Sind Sie Ole Werner, der neue Trainer?“

Das waren herausragende Wochen für mich. Am Spieltag wurde ich von den Fans sogar besungen und beklatscht, als ich die Straße zum Stadion hinunterfuhr. Die Leute verwechselten uns. Mal zu erleben, wie sich so ein Bundesligatrainer fühlen muss, war für mich als Sportreporter eine grandiose Erfahrung. Zum Glück gewann Werner sehr oft, ich wurde immer gut behandelt. Mit Horst Steffen wird mir das nicht passieren, das geben meine Haare nicht her. Seine Freundlichkeit kann ich ohnehin nicht erreichen, der Mann ist einfach zu herzlich.

Dass Werder auf mich keine Rücksicht nehmen konnte bei der Trainerwahl, ist verständlich. Immerhin habe ich noch ein Ass im Ärmel: Schon mehrmals rief eine Berliner Zeitung an und wollte mich zu Hertha BSC befragen. Sie dachten, ich wäre Erich Beer, Herthas legendärer Nationalspieler. Vielleicht gebe ich da beim nächsten Mal ein Interview und hau’ richtig einen aus. Wäre bestimmt spannend, was danach in der Hauptstadt passiert …?

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