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Fotos: Specht Gruppe
#Bremer Köpfe
30. September 2024

Die Magie der Zufälle – Rolf Specht im Gespräch

Vom Bauernhof zum Vordenker: Interview mit dem Bremer Immobilienunternehmer und Projektentwickler

Vom Bauernhof zum Vordenker: Interview mit dem Bremer Immobilienunternehmer und Projektentwickler

Als „Pionier der Pflegeimmobilien“ wird Rolf Specht oft beschrieben. Bereits 1988 entstand mit dem Haus Rotbuche in Arsten die erste Pflegeeinrichtung der Specht Gruppe. Zahlreiche weitere folgten, zunächst in Bremen und Umgebung, dann deutschlandweit und sogar in Europa. Mehr als 150 Pflegeimmobilien wurden so in den vergangenen 36 Jahren realisiert. Hinzu kommen zahlreiche Gebäude in der Stadt, wie das Metropol Theater, der Schuppen Eins oder der Sendesaal, die mit seiner Unterstützung erhalten, modernisiert und weiter betrieben werden konnten.

Aktuell sind zusätzlich noch Schulen und Kindergärten in der Planung. Wie der aus einfachen Verhältnissen stammende 72-Jährige zum Immobilienunternehmer wurde und was ihn bis heute motiviert, verrät er im Interview mit dem STADTMAGAZIN Bremen.

Wie sind Sie Pflegeimmobilienunternehmer geworden?

Durch Zufall. Ich wuchs in Weyhe in dem landwirtschaftlichen Betrieb meiner Eltern auf. Es war also nicht vorhersehbar. Aber die Magie der Zufälle lenkt manchmal Lebenswege, wenn man bereit ist, diese auch zu gehen. Und natürlich haben Mut und Glück auch eine gewichtige Rolle gespielt.

Wie meinen Sie das?

Ich bin in einem bäuerlichen Betrieb großgeworden. Wir hatten beispielsweise kein Badezimmer, hinterm Kuhstall gab es ein Plumpsklo, Toilettenpapier war schon fortschrittlich. Ich hatte trotzdem eine sehr schöne Jugend und alle waren froh und glücklich. Man kannte es ja auch nicht anders. Mein Vater hat damals vornehmlich Gemüse angebaut und morgens, immer um 4 Uhr, sein Erntegut zum Großmarkt gebracht. Zudem hatten wir noch ein paar Schweine, Kühe und Hühner.

Wie gelang Ihnen der Schritt zum Unternehmer?

Irgendwie war mein Vater ja schon so etwas wie ein Unternehmer – wenn auch in bescheidenem Ausmaß. Ich erinnere mich noch, dass in der Mitte unseres Hofes eine Mistkiste stand, in die, wie der Name schon sagt, der gesamte Mist kam. Dafür habe ich mich als Kind immer ein bisschen geschämt. Vor allem, wenn meine Freunde zu uns auf den Hof zum Spielen kamen. Viele kamen aus anderen Verhältnissen, vor allem die Väter hatten gute Jobs in der Industrie. Ich glaube, das hat damals in mir schon den Ehrgeiz geweckt, es einmal anders zu machen als meine Eltern.

Wie war dann Ihr Werdegang?

Ich habe die Schule mit der Mittleren Reife abgeschlossen, anschließend eine Lehre bei der Post absolviert und war dort im Verwaltungswesen tätig. Ich bin mit 20 auch schon Vater geworden und wir haben damals mit vier Generationen, also meine Großeltern, meine Eltern, meine Frau und ich sowie unsere Tochter, unter einem Dach gewohnt. Heute kaum mehr vorstellbar, damals aber noch normal, mit allen Vor- und Nachteilen, die das Zusammenwohnen mit sich brachte. Das Abitur nachzuholen oder gar zu studieren war damals finanziell für mich gar nicht möglich. Dafür habe ich eigentlich immer Nebenjobs gemacht und zum Beispiel Tischtennis- und Tennisballwurfmaschinen verkauft. Schließlich konnte ich bei der Post aber in die Versicherungsbranche und von dort zum Beruf des Baufinanzierers wechseln.

Der Weg zum Immobilienunternehmer schien also geebnet …

Das kann man vielleicht so sagen. Es kam dann, ich glaube es war 1986, jedenfalls so, dass drei Freunde, mein Steuerberater, ein Bauunternehmer sowie ein Kaufmann, und ich die Idee entwickelten, ein Pflegeheim nach einem nordrhein-westfälischem Vorbild zu gründen. Wir haben damals vermutet, dass an dieser Stelle eine Lücke entstehen könnte. Aufgrund der demografischen Entwicklung konnte man eigentlich schon damals von steigenden Bedarfen ausgehen. Also haben wir als Erste in Bremen Arsten eine Pflegeresidenz namens Rotbuche gebaut, bis heute immer noch ein Tophaus. Zudem haben wir das Haus dann an 60 einzelne Investoren verkauft, so etwas gab es damals auch noch nicht.

Der Grundstein zum sogenannten Pflegeimperium war gelegt. Worauf legen Sie besonderen Wert bei der Entwicklung Ihrer Immobilien?

Wir wollen den Menschen einen möglichst schönen Lebensabend schenken. Deshalb gucken wir genau, wo wir etwas entwickeln und legen großen Wert darauf, die ursprünglichen Orte in ihrer Form zu erhalten. Hinzu kommt, dass wir im Prinzip immer für die Projektentwicklung und Investition zuständig waren, aber gleichzeitig bei vielen Projekten auch als Betreiber fungierten und bis heute fungieren. Und da achten wir sehr genau auf die Teams, von der Leitung bis zum Personal. Ich glaube, dass das durchaus ein Alleinstellungsmerkmal von uns ist.

Neben Ihren zahlreichen Pflegeimmobilien haben Sie sich bei vielen spannenden Immobilien in Bremen eingebracht. Wie kam es dazu?

Weil es mich natürlich reizt, die Stadt, in der ich lebe, mitzugestalten. Und es reizt mich umso mehr, wenn andere denken, dass etwas nicht gelingen kann, ganz nach Udo Lindenbergs Motto: „Andere denken nach, wir denken vor“. Und es ist doch toll, wenn man sieht, dass es das Designhotel ÜberFluss, den Schuppen Eins, das Metropol Theater sowie den Sendesaal nebst dazugehöriger Rehaklinik noch immer gibt und dass diese Immobilien beziehungsweise Einrichtungen auch wichtig für die Stadt sind. Mittlerweile entwickeln wir ja sogar Schulen und Kitas im Auftrag Bremens.

Sie sind mittlerweile 72 Jahre alt, was treibt Sie noch an?

Der Spaß daran, etwas Schönes zu entwickeln. Mir macht meine Arbeit Spaß und ist für mich so etwas wie mein Lebenselixier.

Weitere Infos: www.spechtgruppe.de

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