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Foto: Manfred Richter / Pixabay
#Kolumne – Ausgebuddelt und aufgetischt
21. August 2025

Die Distel

Unsere Kolumnistin Melanie Öhlenbach freut sich über eine ganz besondere Pflanze auf ihrem Balkon.

Unsere Kolumnistin Melanie Öhlenbach freut sich über eine ganz besondere Pflanze auf ihrem Balkon.

Seit einem Jahr wächst ein Stück Schottland auf meinem Balkon. Das freut mich sehr – nicht nur, weil das Land zu meinen liebsten Reisezielen gehört. Die schottische Nationalblume, die Distel, ist auch ungemein nützlich. Ja, Sie haben richtig gelesen: Es handelt sich um die schottische Nationalblume. Genauer gesagt ist die Rede von der Gewöhnlichen Kratzdistel oder Lanzett-Kratzdistel, botanisch Cirsium vulgare.
Und ja: Ich finde es richtig gut, dass sie nun auch auf meinem Balkon wächst. Denn Disteln gehören gemeinhin zu den insektenfreundlichen Pflanzen. Die Website natura.de bezeichnet meine wilde Mitbewohnerin, die auch hierzulande heimisch ist, sogar als „Super Insektenpflanze“: Fast 200 Arten an Wildbienen, Schmetterlingen, Schwebfliegen und Käfern können potenziell von ihr profitieren. Und im Winter freuen sich Vögel wie der Distelfink über die Samen.
Wen die violetten Blüten letztlich anlocken, wird der Sommer zeigen. Denn wie bei allen zweijährigen Pflanzen ist auch bei der Gewöhnlichen Kratzdistel etwas mehr Geduld gefragt.

Im ersten Jahr bildet sie nur eine flache Blattrosette, aus der sich im folgenden Frühjahr majestätisch ein kerzengerader Stängel schiebt. Darauf thronen nun die kugeligen Knospen. Auf Augenhöhe – wenn ich mit meinen knapp 1,70 Metern daneben stehe, wohlgemerkt.
Allzu dicht sollte man dem Blümchen jedoch nicht auf die Pelle rücken. Mit ihren dornigen Blättern und Stängeln macht die Distel nicht nur einen wehrhaften Eindruck. Sie ist es auch, wie so manche Kratzer auf Armen und Beinen zeugen, die ich mir bei den täglichen Gießrunden eingefangen habe. Auch der Rosmarin, in dessen Topf das trutzige Pflänzchen eigenmächtig eingezogen ist, wächst inzwischen lieber einen Bogen um seine Mitbewohnerin.
Einst soll ihr stacheliges Naturell die Schotten vor einem Wikinger-Angriff gerettet haben. Als ein Angreifer nämlich auf eine Distel trat, riss sein Schmerzensschrei die Schotten aus dem Schlaf. Sie besiegten daraufhin die Nordmänner und erhoben zum Dank die Distel zur Nationalblume. So will es die Legende. Vielleicht haben die Schotten aber auch einfach nur ein Herz für Insekten.

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