Die Apotheke Gottes
An der Südseite des St. Petri Doms befindet sich der Bibelgarten. In ihm wachsen zwar keine Bibeln, aber Heilkräuter.
Also mal ehrlich, das muss doch eine echte Maloche für den „Lieben Gott“ gewesen sein, in nur sechs Tagen die Welt zu erschaffen. Licht, Himmel, Wasser, Sonne, Mond und Sterne, Fische und Vögel und zum Abschluss Landtiere plus Mann und Frau. Das volle Programm. Stress pur, oder? Da können einem schon mal die Knochen weh tun oder der Rücken schmerzt. Deshalb musste unbedingt eine Pause her. Endlich mal zur Ruhe kommen und kurz in der gerade erschaffenen Sonne baden. Aber wo sollte er sein Handtuch hinlegen? Er schuf sich dafür das kleine Plätzchen „Garten Eden“.
Tja, und da stand er dann, der „Liebe Gott“, in seinem Garten, blickte auf sein Werk und sah, dass es gut war. Für den restlichen noch anstehenden Kleinkram machte er die Menschen verantwortlich. So zum Beispiel auch für die vielen Heilpflanzen, von denen auch ein paar für seine Rückenschmerzen dabei waren. Und alles, was sich an Kräutern und deren heilender Wirkung an Wissen in der Folgezeit bewähren würde und half, wurde fortan von Generation zu Generation weitergegeben. Bis heute, und das gilt sogar in Bremen.
Die Hansestadt ist zwar nicht gerade als „Garten Eden“ bekannt, aber es gibt immerhin etliche Schrebergärten. Und direkt an der Südseite des St. Petri Doms befindet sich der Bibelgarten. In ihm wachsen zwar keine Bibeln, aber sonst alles Mögliche. Viele der Heilkräuter würde man auch beim intensiven Bibelstudium entdecken.
Seit 1998 kann Jede oder Jeder mit einer gewissen Vorstellung vom naturbelassenen Aussehen der Kräuter zum Beispiel Rizinus, Frauenmantel, Lavendel, Mohn, Senf, Ginster, Distel, Feige, Minze und viele weitere Kräuter und Heilpflanzen in dieser „Apotheke Gottes“ entdecken. In den Sommermonaten lohnt sich hier ein kleiner Stopp vom Alltagsstress oder falls man vom vielen Shoppen plötzlich auch „Rücken“ bekommen hat. Sich einfach mal in die Sonne legen klappt dort zwar nicht, aber auf der einladenden Marienbank unter dem Rosenbogen Platz zu nehmen und den Blick in Richtung Brunnen wandern zu lassen, kann bereits heilsam sein. Vier kleine Wege führen zu diesem Brunnen und sollen an die vier Flüsse im biblischen Garten Eden erinnern.
Auch das Jacobus-Denkmal ist nicht zu übersehen, auf dessen Sockelrückseite die Jahreszahlen eingraviert wurden, wann die nach ihm benannte Bruderschaft diesen Pilgerort in der Hansestadt auf dem Jacobsweg nach Spanien aufgesucht hat. Wer hier im Bibelgarten eine kleine Auszeit einplanen möchte und sich auch zu Fuß nie ohne Navi in die Stadt traut, gibt einfach „Am Dom 1“ ein. Der Eintritt ist frei. Chillen und relaxen funktioniert natürlich auch im eigenen Schrebergarten, aber eben nicht direkt in der Stadtmitte.
Ist es eigentlich Zufall oder göttliche Eingebung, dass der Leipziger Arzt Moritz Schreber von Hause aus Orthopäde war? Sein Name hat Gott sei Dank in den vielen Kleingärten und Parzellen überlebt, die Rückenschmerzen der sich dort aufhaltenden Menschen leider auch. Sich noch einmal nach den richtigen Heilpflanzen in der „Apotheke Gottes“ zu bücken, kann da wahre Wunder bewirken.