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Foto: Frank-Thomas Koch
30. August 2023

Der Platz für Tiere ist knapp

Bremer Tierschutzverein über die aktuelle Situation im Tierheim an der Hemmstraße

Bremer Tierschutzverein über die aktuelle Situation im Tierheim an der Hemmstraße

Ob Hund, Katze, Maus, Ziege oder Schildkröte: Wird ein Tier aufgefunden oder muss abgegeben werden, führt der Weg direkt ins Tierheim. Vor allem in den reiseintensiven Sommermonaten ist die Lage in den meisten Auffangstationen oft angespannt. Gilt das auch für Bremen? Wir haben im Tierheim an der Hemmstraße nachgefragt.

Wie viele Tiere leben derzeit im Bremer Tierheim?
Laut Gaby Schwab, Pressesprecherin des Bremer Tierschutzvereins, versorgen die 22 Pfleger:innen sowie Auszubildenden und Ehrenamtlichen des Tierheims zum Ende der Sommerferien rund 200 Katzen, 37 Hunde, 37 Kaninchen, 43 Vögel, neun sogenannte Großtiere und 76 Exoten. Im Vergleich zu den Vorjahren sei das ein durchschnittlicher Wert. „Allein in der Ferienzeit haben wir neun Tiere aufgenommen, die nachweislich ausgesetzt wurden“, berichtet Schwab. „Außerdem haben wir 128 Fundtiere registriert, darunter viele Katzen und Kaninchen.“ 15 Tiere seien direkt im Tierheim abgegeben worden.
Die Tierschützerin betont, dass die Kapazitäten vor Ort mittlerweile konstant ausgeschöpft seien – entgegen der weitläufigen Annahme, dass sich die Lage besonders in der Urlaubszeit zuspitze. „Der Druck ist jetzt das ganze Jahr über hoch.“

Aus welchen Gründen kommen die Tiere ins Tierheim?
„Viele Tiere wurden während der Coronapandemie unüberlegt angeschafft. Besonders große Hunde und solche mit Herausforderungen, die sich etwa aggressiv verhalten, werden wieder abgegeben“, so Schwab. Auch plötzliche Allergien, Jobwechsel und damit verbundener Zeitmangel sowie Umzüge würden häufig als Gründe angegeben. Die Expertin führt außerdem die stetig steigenden Kosten für Energie, Tierfutter und Tierärzte an. „Viele können sich ihr Haustier nicht mehr leisten. Futter bekommen sie gerade noch hin, aber die extrem hohen Tierarztkosten sind für einige nicht mehr zu stemmen. Das bekommen wir leider immer öfter mit.“

Hinzu kommen die Tiere, die durch sogenannte behördliche Sicherstellungen ins Heim gebracht werden sowie – und das ist der Großteil – Fundtiere, die ihren Halter:innen schlichtweg entlaufen sind. „So etwas kann immer passieren. Da ist es enorm hilfreich, wenn die Tiere gechippt und registriert sind.“ Vom Auffinden bis zum Anruf bei den Besitzer:innen dauere es dann meist nur 30 Minuten.

Kommt die Chip- und Registrierungspflicht?
Ginge es nach dem Bremer Tierschutzverein, so wäre die einheitliche Chip- und Registrierungspflicht in der Stadt und auch bundesweit schon längst ein Muss. In Belgien und Frankreich müssen zum Beispiel alle Hunde und Katzen gechippt und registriert werden. „Ich hoffe, dass sich das auch in Bremen beizeiten ändert“, sagt Schwab. Die wesentlichen Vorteile lägen auf der Hand: Entlaufene Tiere wären schneller wieder zu Hause, Fälle von Tierhandel, Aussetzen und Tiermisshandlungen könnten darüber hinaus vereitelt werden.

Wie können Bremer:innen das Tierheim unterstützen?
Der Bremer Tierschutzverein bekommt zwar durch einen Pauschalvertrag mit der Stadt Bremen die Kosten für die Versorgung der Fundtiere erstattet, dieser Betrag reiche aber bei Weitem nicht aus, um die laufenden Kosten zu decken. Geld- und Sachspenden seien deshalb immer eine große Hilfe, sagt Schwab. „Wichtig wäre in dieser Hinsicht getreidefreies Futter, da wir doch einige Tiere mit Allergien und anderen gesundheitlichen Herausforderungen haben.“ Zudem gebe es eine Wunschliste bei Amazon. Dort können Interessierte direkt auswählen, was sie dem Tierheim zur Verfügung stellen wollen.
Und wer damit liebäugelt, ein Tier aufzunehmen: Das Tierheim Bremen an der Hemmstraße hat mittwochs von 16 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags jeweils von 10 bis 13 Uhr für Besucher:innen
geöffnet.

Weitere Infos: www.bremer-tierschutzverein.de

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