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Foto: Höllings
#Kolumne – Matthias Höllings
21. Dezember 2024

Dat is moi

Matthias Höllings geht in seiner Kolumne der Frage nach, woher das "Moin" kommt.

Matthias Höllings geht in seiner Kolumne der Frage nach, woher das "Moin" kommt.

Nichts ahnend und aus Ostfriesland kommend begrüßte ich in den 1970er-Jahren die Leute in Bremen stets mit „Moin“ und bekam in der Regel ein stirnrunzelndes „Guten Morgen“ zurück – besonders nachmittags. Das hat sich seitdem geändert. Die Runzeln auf den Stirnen sind verschwunden, doch die Hanseatinnen und Hanseaten schwächeln noch ein wenig bei der korrekten Anwendung. „Moin, Moin“ als Zwillingspärchen geht zur Begrüßung zum Beispiel gar nicht und wird in Ostfriesland als Verabschiedung gebraucht. Als Begrüßungsformel wäre diese Doppelung dort bereits reine Geschwätzigkeit. „Moi“ heißt im Ostfriesischen so viel wie angenehm, gut oder schön.

Aber wo kommt das „n“ hinter „Moi“ her? Die alten „Ossis“ an der Nordsee waren früher noch etwas gesprächiger und brachten schon mal ein „Moi’n Dag“ (Schönen guten Tag) über die Lippen. Den Generationen danach war das bereits zu viel Text. Ein einfaches „Moin“ musste genügen. Die heutigen norddeutschen Youngsters sind da redseliger aufgestellt. Sie orientieren sich scheinbar an den typischen Namensänderungen der Küstenbewohner wie Jansen, Petersen und Hansen und machten aus dem „Moin“ ein „Moinsen“. Also mal ehrlich, gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. „Moinsen“ soll so viel bedeuten wie „Moin zusammen“, wird aber auch nicht gebräuchlicher, nur weil der Münsteraner „Tatort“-Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) es ständig benutzt.

Zumindest ich möchte ihm diese Anbiederung an sein junges Publikum nachsehen, da Münster ja von Ostfriesland aus gesehen in Süddeutschland liegt. Da ist ein Münsteraner „Moinsen“ dann doch besser als ein „Grüß Gott“. So eine Begrüßung hätte in Ostfriesland, dem Land der Ungläubigen, auch nicht funktioniert, da die Nordlichter Bonifatius wegen seiner nervigen Bekehrungsversuche an der Nordseeküste sicherlich nicht grundlos erschlagen haben.

Aber was hat das alles mit Bremen zu tun? Seit geraumer Zeit prangt in den Wallanlagen auf dem Weg vom Bahnhof in Richtung City ein unübersehbar großer Schriftzug mit den Lettern „MOIN“ und dem (social-media-tauglichen) Hashtag-Zeichen davor inmitten eines Blumenbeetes und ist wohl als hanseatische Begrüßung für alle Besuchenden gemeint. Das finde ich sehr sympathisch, da man jetzt gar nichts mehr sagen muss, sondern sich einfach in die Wicken stellt und ein Selfie macht. Irritiert war ich aber doch, als ich im Bremer Hauptbahnhof auf einem Plakat die Überschrift „MoiN“ lass. Absichtlich in anderer Schreibweise, da dieser Begriff bei der Deutschen Bahn für „Mobil im Nordwesten“ steht. Muss man erst mal drauf kommen.

Seitdem treibt mich die Frage um, ob Ostfriesland auch zum Nordwesten zählt, obwohl es doch mit Ost anfängt, und die Bewohner:innen selbst für ihre Ostfriesischen Inseln gerne mit dem Slogan „Südliche Nordsee“ werben. Fragen über Fragen. Und jetzt ist zum „MOIN“ auch der Foto-Selfiespot „AHOI“ dazugekommen. Der steht an der Bremer Schlachte ganz ohne Blumenbeet. Dat is moi, finde ich. Aber wofür steht jetzt genau dieses „AHOI“? Muss ich wohl noch drüber nachdenken. Jetzt erst mal „Tschüss“!

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