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Matthias Höllings. Foto: Frank Pusch
8. Dezember 2025

Das Dilemma mit der Urlaubspost

Unser Kolumnist Matthias Höllings sinniert über die erschwerten Bedingungen bei der Post.

Unser Kolumnist Matthias Höllings sinniert über die erschwerten Bedingungen bei der Post.

Gibt’s etwas Schöneres, als relaxt vom Strand aus seiner Verwandtschaft eine Postkarte aus dem Urlaub zu schreiben? Je nach Urlaubsziel gibt es Karte und Marke als Duo. Wenn nicht, muss man eine Postfiliale aufsuchen, die es am Urlaubsort entweder gar nicht gibt oder deren Öffnungszeiten mit der eigenen Freizeit kollidieren. Da kann es passieren, dass bis zum korrekten Abschicken des Urlaubsgrußes Tage vergehen, die gut gemeinte Aktion in Vergessenheit gerät und im schlimmsten Fall die Karte erst zu Hause in den Postkasten wandert.

Aber auch das wird immer schwieriger – wo zum Teufel sind in den letzten Jahren diese gelben Kästen alle abgeblieben? Erst fuhren keine Postkutschen mehr, dann wurden die öffentlichen Fernsprecher abgebaut und jetzt findet sich kaum noch ein Briefkasten. Sollte es einem dennoch gelingen, hilft ein Blick auf die Vorderseite mit den angegebenen Leerungszeiten dieses Behälters. Vorbei die Tage, als das wie auf Rezept einmal täglich von Montag bis Samstag erfolgte, sie wurden erbarmungslos von den E-Mails und Whatsapps verdrängt. In gut besiedelten Wohngebieten wurden die Luxus-Kästen auch schon mal mit einem roten Punkt versehen und wiesen dann eine Sonntags- oder Nachtleerung auf.

In diesem Jahr haben sich sogar die Zeiten der Briefzustellung aus Klimaschutzgründen geändert. Das Postgesetz beschert uns ab sofort mit längeren Zustellungsfristen unserer Urlaubsgrüße. Statt wie bisher am nächsten Werktag müssen 95 Prozent der Briefe (von Postkarten reden die gar nicht mehr) erst am dritten Werktag und 99 Prozent am vierten Werktag zugestellt sein.

Schon damals in der Schule war ich nicht besonders gut in Prozentrechnung. Bei einer Textaufgabe hätte die Frage wohl gelautet: Wie alt ist Ihr Briefträger? Und was hat das alles mit Klimaschutz zu tun? Durch die Neuregelung kann die Post Kosten senken und möglicherweise auf Inlandsflüge bei der Briefbeförderung verzichten, was dann dem Klimaschutz zugutekommt. Hm, dann könnte ich auch auf meine Urlaubsflüge verzichten, bräuchte keine Postkarten schreiben, keine Briefmarken kaufen und dann keinen Postkasten suchen.

Wer es trotzdem mit seinen Urlaubsgrüßen nicht lassen kann, oder wem eine Handy-Botschaft nicht emotional genug ist, dem räumt die Post noch gegen Aufpreis die Möglichkeit eines Prio-Briefes oder die eines Einschreibens ein. Früher konnte man auch noch problemlos ein Telegramm aus dem Ausland in die Heimat verschicken, aber auch das hat die Post endgültig eingestellt. So eine Nachricht habe ich tatsächlich während des Urlaubs in meiner Bundeswehrzeit mal verschickt mit der Worten: „Schöne Grüße aus Nizza – Stop – Komme eine Woche später – Stop“. Die Übermittlung hat tadellos geklappt. Meine Nachbarn haben mir später berichtet, dass bereits am nächsten Tag die Feldjäger bei mir vor der Haustür standen, um mich abzuholen. Wie gesagt, ich kam eine Woche später, meldete mich zum Dienst und bekam zwei Wochen Einzelhaft mit Dienstbefreiung. Das war wie Urlaub, nur ohne Postkarten.

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