Das Astoria
„Ich war noch niemals in New York“ sang Udo Jürgens und beschrieb damit treffsicher die Gefühle vieler seiner Fans. Wäre er dort gewesen, hätte er eventuell im New Yorker Luxushotel Waldorf-Astoria logiert. Einen Hauch dieses Namens brachte Emil Fritz aus Bühl (Baden) in die Katharinenstraße nach Bremen, als er am 5. September 1908 sein Astoria-Varieté eröffnete und es nach seinem Landsmann Johann Jakob Astor aus Walldorf (Baden) benannte.
„Ich war noch niemals in New York“ sang Udo Jürgens und beschrieb damit treffsicher die Gefühle vieler seiner Fans. Wäre er dort gewesen, hätte er eventuell im New Yorker Luxushotel Waldorf-Astoria logiert. Einen Hauch dieses Namens brachte Emil Fritz aus Bühl (Baden) in die Katharinenstraße nach Bremen, als er am 5. September 1908 sein Astoria-Varieté eröffnete und es nach seinem Landsmann Johann Jakob Astor aus Walldorf (Baden) benannte.
In dem kleinen Packhaus auf der Rückseite des Katharinenklosters in der Bremer Innenstadt bot Emil Fritz ein gemischtes Programm aus Tanzvorführungen, Couplets, Chansons, Rezitationen und Vorträgen. Deutschland fand damals in diesem Genre – im Gegensatz zu Paris, London und New York – nur schwer Anschluss. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 waren die auflodernden Funken der Revuetheater erstickt, flammten nach Ende des Krieges jedoch wieder auf. In Bremen brannten sie lichterloh, da auch hier die Menschen nach Ablenkung und Zerstreuung suchten. Das wusste und nutze auch Emil Fritz, kaufte nach und nach Nachbargrundstücke auf, baute um, renovierte, verschönerte und schuf für sein stetig wachsendes Publikum neue Räumlichkeiten. Die erst skeptischen Hanseaten besuchten sein Etablissement und staunten über den ungewohnten Luxus. Das Astoria hatte sich einen internationalen Ruf erarbeitet und alle kamen. Sehen und gesehen werden, vor und auf der Bühne, lautete die Losung: Hans Albers, Heinrich George, Paul Lincke, Claire Waldoff, Emil Jannings, Otto Reutter und weitere Stars der 20er Jahre.
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges emigrierten und flohen viele Künstler ins Ausland, was ein eingeschränktes Astoria-Programm zur Folge hatte. Das vorläufige Aus des Bremer Varietés kam in der Nacht des 6. Oktober 1944, als in der Bremer Innenstadt auch das Astoria dem Bombenhagel zum Opfer fiel. Doch Emil Fritz gab nicht auf, stellte 1949 einen Bauantrag und feierte bereits ein Jahr später die Neueröffnung des Astoria. Seinem Ruf nach Bremen folgten Zarah Leander, Trude Herr, Vico Torriani, Charlie Rivel, Marika Rökk und viele andere Prominente von Film- und Bühne. Sogar das Deutsche Fernsehen strahlte fünfmal das Programm „Treffpunkt Astoria“ aus. Hier startete auch der aus Rosenheim stammende Siegfried Fischbacher mit seinem Partner Roy Horn aus Nordenham und dem gemeinsamen Geparden namens Chico seine internationale Karriere, die sie dann als Siegfried & Roy bis nach Hollywood führte.
Als Emil Fritz 1954 im Alter von 77 Jahren starb, übernahm seine Familie bis 1967 das Theater. Doch am Silvesterabend schlossen sich endgültig die Türen, da das Fernsehen verstärkt Einzug in die Wohnzimmer des Publikums hielt. 1994 wurde die legendäre Bremer Unterhaltungsstätte abgerissen und auf dem Grundstück ein modernes Bankhaus errichtet. Ein Varieté-Neuanfang 1999 unter gleichem Namen im heutigen Metropol Theater am Richtweg scheiterte. Einzig das 2010 eröffnete Fritz-Theater am Herdentorsteinweg erinnert noch heute an den ehemaligen Astoria-Chef Emil Fritz und damit den eigentlichen Erfinder der Bremer Erlebnisgastronomie.