Bremer Gold
Diesmal geht es in der Kolumne von Matthias Höllings, dem ehemaligen Pressesprecher der ÖVB-Arena, um goldene Mitbringsel aus Bremen.
Kevin Kostner und Inge Meysel, Montserrat Caballé und Mika Häkkinen, Sarah Connor und Papst Johannes Paul II, Vico von Bülow und Salma Hayek, Herbert Grönemeyer und Clint Eastwood sind nur zehn von über sechshundert Persönlichkeiten, die ein Mitbringsel aus Bremen bei sich Zuhause in Ehren halten. Die wenigsten werden den Herkunftsort ihres hanseatischen Andenkens kennen. Gemeinsam haben alle mindestens eine „Goldene Kamera“, die ihnen für ihre Arbeit überreicht wurde.
Die Idee für diesen Publikumspreis hatte 1965 der Chefredakteur Hans Bluhm von der Fernsehzeitschrift „Hör Zu“, der über die Vergabe der Preise die Leserinnen und Leser abstimmen ließ. Der Hamburger Juwelier Wilm bekam den Auftrag, ließ die Goldene Kamera jedoch in Bremen bei Koch & Bergfeld (K&B) herstellen. Ab 1966 wurden bis auf das Jahr 2005 in deren Goldschmiede-Werkstatt in Teamarbeit die Preise für die vielen Stars aus der Glitzerwelt des Showbusiness mit Gold veredelt. Und warum im Jahr 2005 nicht?
K&B-Geschäftsführer Florian Blume erinnert sich noch heute amüsiert, aber auch stolz an diese Episode. Damals trat der Hamburger Juwelier Christ als Sponsor für den Preis auf und ließ die Kameras aus Kostengründen in Asien produzieren. Als dann während der Verleihung einer geehrten Schauspielerin die Goldene Kamera aus der Hand glitt und beschädigt wurde, sollte das Bremer K&B-Team im wahrsten Sinne des Wortes alles wieder geradebiegen. Doch die stolzen Bremer lehnten dankend ab, da die Asiaten Zinn statt wie in Bremen üblich 18 Karat Sterling-Silber als Grundmaterial für die Herstellung verwendet hatten.
Ab 2006 wurden deshalb die dreißig Zentimeter hohen Kameras, für die das Team in drei Tagen rund vierzig Einzelteile zusammensetzt und auf Hochglanz bringt, wieder in Bremen gefertigt. Die Qualität hatte gesiegt. Jedes Jahr wurden die zwanzig benötigten Exemplare für die zum Teil im Fernsehen übertragenen Verleihungen zwar rechtzeitig bestellt, aber die Namen der zu Ehrenden kamen zum Eingravieren oft erst in letzter Minute. Florian Blume erinnert sich auch gerne an eine Spezialanfertigung für Vico von Bülow, alias Loriot, der für sein Lebenswerk geehrt wurde.
Das K&B-Team setzte extra für ihn einen Brillanten in die Kameralinse. Ungewöhnlich auch die Rücksendung einer Kamera von Heidi Kabel. Ihr Preis hatte leicht Patina angesetzt und sollte in der „Gläsernen Manufaktur“ im alten Speicher in der Überseestadt wieder auf Hochglanz poliert werden. Bei „Bares für Rares“ ist bis heute noch keine Goldene Kamera aufgetaucht, um sie zu Geld zu machen, aber Horst Lichter, Moderator besagter TV-Sendung, nahm selbst eine Kamera in der Kategorie „Bestes Dokutainment“ in Empfang. Aufmerksame Fernsehzuschauer können diesen Preis gelegentlich als Dekoration in seiner Sendung entdecken.
2020 sollte vorerst die letzte Verleihung der Goldenen Kamera stattfinden. Die Funke-Mediengruppe hatte mittlerweile den Initiator „Hör Zu“ abgelöst, doch Corona machte den Veranstaltern einen Strich durch die Planungen. Nach zwei verschobenen Terminen wurde eine erneute Feier auf unbestimmte Zeit verschoben. Der vorgesehene Moderator Thomas Gottschalk wartet wie das Koch & Bergfeld-Team um Florian Blume seitdem auf den nächsten Einsatz für das Bremer Gold.