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Foto: Carlos Anthonyo
#Bremer Köpfe
28. August 2024

„Borgward ist eine meiner Lieblingsrollen“

Thomas Thieme und Michaela Schaffrath: Wiedersehen auf der Theaterbühne in Weimar

Als Carl F. W. Borgward brillierte Thomas Thieme 2019 in der Rolle des Bremer Automobilherstellers. Der Theater- und Filmschauspieler Thomas Thieme gehört zweifelsohne zu den Großen seiner Zunft. Seit über 50 Jahren begeistert der Charakterdarsteller das Publikum in unzähligen Filmen wie „Der Untergang“, „Das Leben der Anderen“ oder „Babylon Berlin“. Er war Ensemblemitglied beim Schauspiel Frankfurt und am Burgtheater Wien. Michaela Schaffrath hat bereits vor 22 Jahren zum ersten Mal mit Thomas Thieme für den Kinofilm „C. I. Angel“ vor der Kamera gestanden. Im Juli diesen Jahres gab es ein Wiedersehen in Thiemes Heimatstadt Weimar, wo sie gemeinsam bei der Inszenierung des „Jedermann“ auf der Bühne standen. Im Garten des geschichtsträchtigen Hotels „Elephant“ ging es dabei um Thiemes Affinität zu historischen Persönlichkeiten, sein Traumauto und Bremen.

Als Carl F. W. Borgward brillierte Thomas Thieme 2019 in der Rolle des Bremer Automobilherstellers. Der Theater- und Filmschauspieler Thomas Thieme gehört zweifelsohne zu den Großen seiner Zunft. Seit über 50 Jahren begeistert der Charakterdarsteller das Publikum in unzähligen Filmen wie „Der Untergang“, „Das Leben der Anderen“ oder „Babylon Berlin“. Er war Ensemblemitglied beim Schauspiel Frankfurt und am Burgtheater Wien. Michaela Schaffrath hat bereits vor 22 Jahren zum ersten Mal mit Thomas Thieme für den Kinofilm „C. I. Angel“ vor der Kamera gestanden. Im Juli diesen Jahres gab es ein Wiedersehen in Thiemes Heimatstadt Weimar, wo sie gemeinsam bei der Inszenierung des „Jedermann“ auf der Bühne standen. Im Garten des geschichtsträchtigen Hotels „Elephant“ ging es dabei um Thiemes Affinität zu historischen Persönlichkeiten, sein Traumauto und Bremen.

Mein lieber Thomas, ich freue mich sehr über unser Wiedersehen hier in Weimar. Unser erstes gemeinsames Filmprojekt liegt mittlerweile über 20 Jahre zurück. Es kommt mir aber gar nicht so vor, als hätten wir uns so lange nicht gesehen!

Mir auch nicht. Irgendwie haben wir gemeinsame „Vibrations“. Vielleicht sind wir uns in einem vorigen Leben schon mal begegnet (lacht). Aber Scherz beiseite, die Affinität bei uns beiden ist wirklich groß und es fühlt sich so an, als hätten wir uns nie aus den Augen verloren.

Du hast vor 17 Jahren zum letzten Mal an der Schaubühne Berlin „Molière. Eine Passion“ gespielt und seitdem keine Theaterbühne mehr betreten. Wie fühlt es sich für dich an, nach so langer Zeit wieder Theater zu spielen und dann noch in deiner Heimat?

Sehr gut, weil es nicht das klassische Stadt- beziehungsweise Staatstheater ist. Ich war zuletzt an diesen großen Staatstheatern beschäftigt und das war nicht mein Ding. Da geht es eben auch seltsam zu. Und beim „Jedermann“ ist es halt ganz anders. Die vielfältige Besetzung fand ich spannend, ganz tolle Leute aus unterschiedlichsten Ecken der Branche, Filmschauspieler, Fernsehschauspieler oder auch Moderatoren. Natürlich hat mich der Spielort auch sehr gereizt und nur sechs Tage Proben kamen mir total entgegen.

Warum kam dir das entgegen?

Naja, normalerweise probt man für so ein Stück fünf bis sechs Wochen. Man muss fairerweise sagen, dass es für viele von den Kolleginnen und Kollegen, dich eingeschlossen, nur Wiederaufnahmeproben waren, da ihr das Stück ja bereits gespielt habt. Früher konnte es dir sogar passieren, dass du fünf Monate für ein Stück probierst, aber das kann sich heute kein Theater mehr leisten.

Welche Rolle hast du im Theater besonders gerne verkörpert?

Das war ganz klar meine Rolle als „Dirty Rich“ in Luk Percevals zwölfstündigen Shakespeare-Marathon „Schlachten“, für die ich als „Schauspieler des Jahres“ bei den Salzburger Festspielen und dem Schauspielhaus Hamburg ausgezeichnet wurde. Die Rolle des verkommenen, asozialen König Richard III. scheint mir sehr gelegen zu haben (lacht). Jedenfalls war ich da richtig gut und daraufhin habe ich die Auszeichnung erhalten. Das war karrieretechnisch das Wichtigste, danach standen für mich alle Türen am Theater offen.

Welche Rolle hast du im Theater besonders gerne verkörpert?

Das war ganz klar meine Rolle als „Dirty Rich“ in Luk Percevals zwölfstündigen Shakespeare-Marathon „Schlachten“, für die ich als „Schauspieler des Jahres“ bei den Salzburger Festspielen und dem Schauspielhaus Hamburg ausgezeichnet wurde. Die Rolle des verkommenen, asozialen König Richard III. scheint mir sehr gelegen zu haben (lacht). Jedenfalls war ich da richtig gut und daraufhin habe ich die Auszeichnung erhalten. Das war karrieretechnisch das Wichtigste, danach standen für mich alle Türen am Theater offen.

Du bist einem breiten Publikum auch als Film- und Fernsehschauspieler bekannt und hast unter anderem historische Persönlichkeiten wie Helmut Kohl, Otto von Bismarck und Uli Hoeneß verkörpert. In dem Dokudrama „Die Affäre Borgward“ hast Du die Rolle des Bremer Automobil-Konstrukteurs Carl F. W. Borgward übernommen. Wie bereitet man sich auf eine solche Rolle vor?

Ich bin da eher ein bisschen zurückhaltend. Ich weiß von Kollegen, die sich alles Mögliche von der Persönlichkeit anschauen, um sich auf die Rolle vorzubereiten. Von Borgward gibt es nicht viel, was man sich anschauen kann. Da gibt’s nur die Story, die habe ich mir reingezogen und einiges an Fotomaterial, auf dem man zum Beispiel sehen kann, wie er die Zigarre gehalten hat. Zudem hatte ich mit seiner Tochter Monica einige Gespräche. Ich brauche ja erst mal die Figur, wie hat er ausgesehen, wie hat er sich bewegt und welche Eigenheiten hat er gehabt. Das Wichtigste ist immer die Sprache und da habe ich Glück gehabt.

Inwiefern hast du Glück gehabt?

Keiner von meinen historischen Rollen war ein Thüringer Charakter und trotzdem haben mich alle Regisseure aufgefordert, in meiner eigenen Sprache zu sprechen und nicht zu kopieren. Das kann man allerdings nur machen, wenn der Schauspieler selbst eine gewisse Eigenpräsenz hat. Wenn diese nicht vorhanden ist und der Schauspieler versucht, einfach nur die Sprache nachzuahmen, kann das schnell zu einer Lachnummer werden.

Hast du lange überlegt, als man dir die Rolle von Carl Borgward angeboten hat?

Überhaupt nicht. Mich hat die Geschichte dieses Mannes schon immer fasziniert. Der Sohn eines Kohlenhändlers aus Hamburg, mit neun Geschwistern, dem nichts in die Wiege gelegt wurde, geht ausgerechnet nach Bremen und wird dort der King mit wunderschönen Autos. Borgward war ein Held des Wirtschaftswunders, der mir mit seiner exzellenten Arbeit und der direkten Art schwer imponiert hat. Ein Hamburger macht praktisch Weltkarriere in Bremen. Rückwirkend betrachtet ist Borgward von allen historischen Figuren meine Lieblingsrolle.

Im Zuge dieser Rolle bist du als Ehrenmitglied im Borgward Club e. V. aufgenommen worden. Gab es eine Zeremonie?

Nicht wirklich. Aber es war trotzdem ein toller und berührender Moment, als mir die Vorsitzende des Clubs, Marion Kayser, eine sehr schöne Anstecknadel mit dem Abbild der „Isabella“ überreicht hat. Dieser Wagen ist zweifellos einer der schönsten, der jemals gebaut wurde. Vor allem das Cabrio mit der eleganten Zierleiste ist mein absolutes Traumauto.

Musstest du eigentlich für eine deiner großen, historischen Rollen zum Casting?

Nein, ich bin nicht für eine dieser Rollen gecastet worden. Die Entscheider wollten mich von Anfang besetzen. Für eine geile Hauptrolle auf dem Niveau zwischen Borgward, Bismarck und Kohl würde ich allerdings zu einem Casting gehen, aber für fünf Drehtage oder weniger würde ich mir das Ganze nicht antun. Mit 75 bin ich da durch, dann spielt es eben ein anderer.

Ihr hattet für „Die Affäre Borgward“ 13 Drehtage in Bremen. Hast du trotz der Arbeit mal Zeit gehabt, dir die Stadt anzuschauen?

Na klar, wir haben ja mitten in der Stadt gedreht, auf dem Marktplatz, bei den Bremer Stadtmusikanten, in der Bürgerschaft und auch im Rathaus. Alleine durch die Dreharbeiten habe ich bereits ein paar schöne Locations sehen können. Ich hatte zwar nicht so viel Freizeit, aber ich habe mir zum Beispiel die Kunsthalle angeschaut, die sehr schön ist. Bremen ist eine wunderschöne Stadt mit einem besonderen Flair.

Was macht Bremen denn so besonders?

Auf jeden Fall das Hanseatische. Und das Altmodische, aber im positiven Sinne. Ich meine damit die schönen, alten Häuser mit ihren traumhaften Fassaden. Wenn man durch Bremen spazieren geht, gibt es immer was zu gucken. Die Bremer sind sehr freundlich, aber auch distanziert. Diese Mischung gefällt mir, ich bin immer gut mit den Bremern zurechtgekommen.

Was steht als Nächstes auf deinem Spielplan?

Seit 2013 gibt es ein Soloprogramm, mit dem ich immer noch unterwegs bin, „Baal“ von Bertold Brecht. Wir haben eine Fassung erstellt, in der ich alle Figuren alleine spreche. Mein Sohn Artur begleitet mich dabei auf einer Bassgitarre. Geplant ist es zurzeit nicht, aber ich könnte mir gut vorstellen, mit diesem Programm auch nach Bremen zu kommen. Hauptsache, es dauert nicht wieder 20 Jahre, bis wir uns wiedersehen (lacht).

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