Als Thomas Schaaf kein Geld mehr bekam
Unser Kolumnist Jean-Julien Beer kommentiert einstige Vertragsverhandlungen zwischen Thomas Schaaf und Willi Lemke.
Die Biografie von Thomas Schaaf steht zu Recht in den Bestsellerlisten. Er ist eine der großen Werder-Legenden – und das als Spieler und als Trainer, was selten vorkommt. Als er nun vor 1400 Werderanern in der Glocke sein Buch vorstellte, dachte ich zurück an eine Anekdote, die mir Willi Lemke mal erzählt hatte. Dabei ging es um den jungen Thomas Schaaf.
Es muss im Jahr 1981 oder kurz danach gewesen sein. Werder war mit Trainer Otto Rehhagel in die Bundesliga aufgestiegen. Der Abstieg war repariert – und Schaaf, der es als Eigengewächs im Profifußball damals nicht einfach hatte, war zum Stammspieler der Bremer geworden. Zu jener Zeit stieß Lemke zum Verein. Der Manager hatte sich vorher um die Finanzen der Bremer SPD gekümmert, nun ging es um die Finanzen des SV Werder. Eine seiner ersten Amtshandlungen war ein Treffen mit Schaaf. Der hatte nämlich immer noch einen Vertrag mit geringer Bezahlung, obwohl er nun in der Bundesliga spielte. Lemke lud ihn zum Mittagessen in die Bremer Vahr ein und erklärte dem überraschten 20-Jährigen offen, dass er unterbezahlt sei.
„Wir wollen dir ab sofort erheblich mehr Geld bezahlen, aber nur unter einer Bedingung: Du musst deinen Vertrag verlängern.“ Schaaf stimmte schnell zu – der Deal war nach dem Essen perfekt. Das war clever von Lemke. Denn er machte damit beide Seiten glücklich: Schaaf freute sich über ein höheres Gehalt, und Werder sicherte sich mit der Vertragsverlängerung für weitere Jahre dessen zuverlässige Dienste. Es sollten noch einige Vertragsverlängerungen von Thomas Schaaf beim SV Werder folgen.
Verhandlungen mit Lemke waren für die Spieler nur auf den ersten Blick einfach. Denn der Manager war immer einen Schritt voraus. Lemke erzählte das mal so: Oft begann er Gespräche mit dem Hinweis, dass eigentlich nur 2,5 Prozent Gehaltserhöhung möglich seien, er aber ausnahmsweise zehn Prozent anbieten könne. Einige Spieler akzeptierten sofort und wähnten sich im Glück, während Nationalspieler und clevere Profis lachend 25 Prozent forderten. „Dann haben wir uns auf 20 Prozent geeinigt“, sagte Lemke – und verriet, dass er auf Anweisung des Präsidiums sogar noch mehr hätte zahlen dürfen. Aber er wollte das Geld des SV Werder lieber zusammenhalten …