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Foto: J. Stoss
#Aus dem Herzen der Raute
29. April 2024

Als Calli sich die Zähne ausbiss

Jean-Julien Beer erklärt, warum der damalige Bayer-Manager Reiner Calmund an drei Bremern fast verzweifelte.

Jean-Julien Beer erklärt, warum der damalige Bayer-Manager Reiner Calmund an drei Bremern fast verzweifelte.

Der SV Werder konnte die erste Meisterschaft von Bayer Leverkusen aus nächster Nähe erleben, auch wenn die 0:5-Niederlage schmerzte. Ein wenig haben sich auch die Grün-Weißen über den Titel gefreut, weil ein früherer Werderaner bei Leverkusen die Strippen zieht: Geschäftsführer Simon Rolfes machte bis zum Jahr 2004 genau 100 Spiele für die Werder-Amateure, der Durchbruch bei den Profis gelang ihm an der Weser aber nicht. Über Aachen kam Rolfes nach Leverkusen und wurde dort sogar Nationalspieler. Dass manche bei Werder zuletzt von seiner Rückkehr träumten, um die Nachfolge von Frank Baumann anzutreten, war sehr verwegen. Als Meister und Champions-League-Teilnehmer bewegt er sich in anderen Dimensionen, zudem war Bremen eben nicht der Ort seiner schönsten Erinnerungen.

Drei große Werderaner wären beinahe in Leverkusen gelandet – als Führungsspieler, als Sportdirektor und als Geschäftsführer. Doch an allen drei Bremern biss sich der damalige Bayer-Manager Reiner Calmund die Zähne aus. Der Calli wollte Marco Bode zu seinem Nachfolger als Bayer-Boss machen, in der Saison 2003/04 war das. Bode war ihm aufgefallen, „weil der Marco zu den 20 Prozent gehört, die etwas mehr Grips im Kopf haben“.

Doch Bode lehnte ab. Schon vorher hatte sich Calmund um Rune Bratseth bemüht, zweimal war er bei dessen Familie in Norwegen. Bratseth arbeitete im Management von Trondheim, in Leverkusen sollte er Sportdirektor werden. Familie Bratseth stimmte ab – und entschied sich gegen Leverkusen. Frank Baumann wollte Calli als Strategen fürs Mittelfeld holen. Doch der lehnte nach langer Bedenkzeit ab und blieb bei Werder. „Die waren alle drei nicht zu knacken“, erzählt Calmund am Telefon.

Es gab auch mal eine Geschichte mit Ailton. Der war gerade als Torschützenkönig von Werder zu Schalke gewechselt, als er merkte, dass Leverkusen nur eine Stunde von Gelsenkirchen entfernt ist. Also fragte Ailton über einen Bekannten am Spieltag (!) nach einem VIP-Ticket für ein ausverkauftes Topspiel in Leverkusen. Dort machte man Kopfstände, um das hinzubekommen. „Wer weiß“, meinte ein Bayer-Funktionär, „vielleicht wollen wir den ja mal verpflichten.“ Als sich der Bekannte am nächsten Tag bei Bayer bedanken wollte, erhielt er eine überraschende Rückmeldung. Die Karte lag immer noch da. Ailton war nie erschienen.

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