
Als Ailton Bremen verließ
In diesem Monat widmet sich Jean-Julien Beer den turbulenten Hintergründen und persönlichen Erlebnissen rund um Ailtons spektakulären Wechsel von Werder Bremen zu Schalke 04.
Es ist Sommerpause in der Bundesliga und damit die Zeit der Spielerwechsel. An einem der spektakulärsten Wechsel war ich ein wenig beteiligt. Daran muss ich oft denken, wenn ich Ailton heute in Bremen treffe. Es passierte im Sommer 2004: Ailton war der beste Stürmer der Bundesliga, Torschützenkönig, Double-Sieger mit Werder – und er wurde als erster ausländischer Spieler Deutschlands Fußballer des Jahres.
Als junger Schalke-Reporter des Kicker-Sportmagazins bekam ich gesteckt, dass Rudi Assauer den Bremern diesen Ailton wegschnappt. Meine Quelle für diese Info war sehr gut, nach einem weiteren Anruf hatte ich die Sensation bestätigt und wollte online schon mal raus mit der Knaller-Meldung. Mit Betonung auf: wollte. Denn als ich in der Zentrale der Nürnberger Kicker-Redaktion anrief und dem Kollegen dort (zugegeben: etwas salopp) sagte: „Jetzt schnapp dir mal Stift und Block, die Schalker holen Ailton“ – da glaubte der mir nicht. Es war einfach unvorstellbar, dass Ailton sein Werder-Paradies für Schalke verlassen würde. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich den Kollegen überzeugt hatte, erst dann ging die Meldung raus und verbreitete sich rasend schnell.
Weil ich Spanisch sprach, was der Kugelblitz neben Portugiesisch auch kann, hatte ich schon in der ersten Woche einen engen Draht zu Ailton. Ein Umstand, der ungewollt zur nächsten Schlagzeile führte. Ich war bei Ailton und seiner Familie zu Hause, nur einen Kilometer von der Schalker Arena entfernt. Weil das Training anstand, nahm er mich in seinem BMW mit zum Vereinsgelände. Doch offenbar hatte ihm keiner den kürzesten Weg erklärt: Toni fuhr an der Ausfahrt zum Stadion vorbei. Als ich ihn darauf hinweisen wollte, wurden wir geblitzt. Zu schnell!
Am Trainingsplatz angekommen, wartete dort BILD- Reporter Manfred Much auf den neuen Schalke-Star. Ohne nachzudenken, sagte ich zu Manni: „Sorry, wir sind spät, und der Toni wurde auch noch geblitzt.“ Als ich am nächsten Tag die BILD-Zeitung aufschlug, sah ich die riesige Schlagzeile: „Ailton – seine ersten Punkte als Schalker!“ Da ahnte ich, dass es lustig werden würde mit Ailton, mir und Schalke. Das wurde es auch. Doch heute weiß Toni: Er wäre besser in Bremen geblieben …