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Dirk Böhling. Foto: FR
#Kolumne – Baby Boomer Böhling
29. März 2024

Eis am Stil

Vom Babyboomer erfahren wir in diesem Monat, weshalb die meisten Mädchen die Filmreihe „Eis am Stiel“ damals doof fanden.

Vom Babyboomer erfahren wir in diesem Monat, weshalb die meisten Mädchen die Filmreihe „Eis am Stiel“ damals doof fanden.

Warum habe ich jetzt diese drei Worte geschrieben? Vielleicht dachte ich an Dolomiti, Nogger, Kili-mandscharo oder Mini-Milk? Nein. Gut, dann an ein leckeres Split, Capri, Bum Bum oder einen Flutschfinger? Auch nicht. Alles klar, ich hatte Lust auf Grünofant, Brauner Bär, Ed von Schleck, Berry, Jolly oder wenigstens ein Miami Flip. Nee. All diese wunderbaren Sorten aus den Eistruhen unserer Kindheit sind nicht das Thema.
Diese Überschrift meint etwas anderes und der Name kommt mir immer dann in den Sinn, wenn ich diese typischen 50er-Jahre-Jukebox-Hits höre. Na, klingelt’s? Richtig, gemeint ist ein Film aus dem Jahr 1978 – da war ich dreizehn und damit eigentlich drei Jahre zu jung für die Geschichte der Freunde Benny, Johnny und Momo. Weil sich der Film aber ausdrücklich an pubertierende Jugendliche richtete und ich gerade damit anfing – also mit der Pubertät – und weil man schließlich auf dem Schulhof mitreden wollte … Sie verstehen.

An dieser Stelle muss ich kurz bemerken, dass ich natürlich schon damals ein Junge war und dieses Kinoerlebnis daher auch nur aus der Sicht eines solchen beschreiben kann – ich bitte also herzlich um Verständnis. „Eis am Stiel“ war außerdem irgendwie eher ein „Jungsfilm“, schließlich handelte er von Jungs, und ich kann mich erinnern, dass Mädchen den Film eher blöd fanden – sie waren eben schon immer weiter als wir.

 

Wie auch immer, die BRAVO nannte den Streifen eine „Teenager-Klamotte“ und die Handlung war überschaubar. Natürlich waren auch Freundschaft, Liebe, Enttäuschung und die bereits erwähnte, schmachtende 50er-Jahre-Musik dabei, aber eigentlich ging es doch nur um das Eine. Anders als in den „Schulmädchen-Report“-Softpornos unserer Vorgängergeneration kamen die drei Helden in „Eis am Stiel“ mit Strandleben, Partys und Mädchen im Kopf eher unbedarft, naiv und tapsig daher. Das galt vor allem für den tollpatschigen Johnny, der im Prinzip nach jedem gescheiterten amourösen Versuch auf der Straße landete und in großen unmodischen Unterhosen vor einem gehörnten Geliebten fliehen musste. Auch den anderen beiden Freunden wurde in Sachen Liebe nichts geschenkt. Nächtliche Schlafzimmerverwechslungen, unerwiderte Schwärmereien und immer wieder gescheiterte Versuche, zum bewunderten Objekt der Begierde zu gelangen, machten ihnen das Leben schwer.

Für Teenager war „Eis am Stiel“ eine niedliche und harmlose Annäherung an das, worum sich unsere Gedanken damals immer öfter drehten, und der Film passte irgendwie auch in die Zeit von Dr. Sommer und den Fernseh-Nackedeis aus „Klimbim“ und „Musikladen“. Ich kann mich übrigens auch noch gut an das Kinoplakat erinnern und zwar nicht, weil es so eindrucksvoll oder gar schlüpfrig gewesen wäre, sondern weil es in dem kleinen Kino meiner Jugend direkt neben der echten Eiskarte hing. Und da guckte man ja öfter mal drauf, um sich ein Cortina, Togo, Cola-Spezial, Doppelstiel oder Granada zu holen!

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