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Foto: A. Zuchold
#Kolumne – Baby Boomer Böhling
7. Dezember 2025

Namen sind Schall und Rauch …

Unser Kolumnist Dirk Böhling erinnert sich an die beliebtesten Vornamen in seiner Kindheit.

Unser Kolumnist Dirk Böhling erinnert sich an die beliebtesten Vornamen in seiner Kindheit.

… lässt Goethe seinen Faust sagen, aber wenn man einem alten Sprichwort glauben darf, soll man trotzdem „das Kind beim Namen nennen“! Also will ich das jetzt tun! Ich möchte die Kinder meiner Kindheit beim Namen nennen und ihnen gleich ihre hervorstechendsten Eigenschaften hinzufügen. Da hat sicher jede und jeder andere Erinnerungen, und ich möchte vorweg bemerken, dass die meinen völlig subjektiv und gemein sind und nichts an dieser Aufzählung auch nur im Geringsten einen statistischen Wahrheitsgehalt erfüllt!

Wie auch immer … ich jedenfalls kannte in meiner Kindheit keinen Thilo ohne Brille. Und bei Jungen, die Thorben oder Sören hießen, war auch mindestens ein milchiges Brillenglas dabei. Wer Sven hieß, musste damit leben, dass man ihn als „Zwen“ ansprach, und jeder Burkhart war irgendwie verhaltensauffällig. Die Ingos meiner Kindheit waren meistens frühreif und hatten einen hervorstehenden Kehlkopf, der ihren viel zu frühen Stimmbruch transportierte, und die Ralfs waren spiddeldürr und hatten zu kurze Hosen an. Wer Hendrik hieß, war in der Schule oft ein Streber und im Sportunterricht nicht zu gebrauchen; Jungs, die Sebastian gerufen wurden, hatten es nicht leicht, spielten dafür aber ein Musikinstrument. Durchweg positiv behaftet kamen dagegen die Jan-Eriks, Christophs und Ullis daher, die Michaels, Thomasse und Stefans nicht zu vergessen.

Kommen wir zu den Mädchen, da habe ich ganz ähnlich unqualifizierte Erinnerungen. Stellte sich eine als Isabell vor, ging sofort das rote Licht mit der Aufschrift „Achtung zickig!“ an. Die Franziskas hatten sehr viel zu erzählen, und wenn ich an Birthe denke, sehe ich einen Norwegerpulli vor mir. Mit den Heikes sollte man besser nicht streiten, die Sybilles und Henriettes spielten zusammen Blockflöte, und bei den Fraukes konnte es passieren, dass sie auf Klassenfahrt ihr Strickzeug mitnahmen. Wo ich aufgewachsen bin, umwehte die Nataschas und Lindas immer so ein kleiner Hauch von geheimnisvoller Exotik. Wer dagegen Britta oder Katja hieß, passte wie die Reginas meiner Kindheit absolut in die Welt – von Sammelbegriffen wie Sabine, Susanne und Andrea ganz zu schweigen!

Klar habe ich viele vergessen: die gutmütigen Olivers, die sportlichen Holgers, die oberschlauen Rüdigers und gutgenährten Julians ebenso wie die lieben Martinas, die fiesen Nadjas und die lustigen Stefanies. Es sei an dieser Stelle noch einmal betont, dass diese namentlichen Erscheinungsbilder einzig meiner Kindheit zugeschoben sind. Aber egal, an wen und wie man sich auch immer erinnert, möchte ich es mit dem amerikanischen Unternehmensberater Dale Carnegie halten. Der meint dazu: „Wer den Namen eines anderen behält, macht dem Betreffenden ein diskretes, aber wirkungsvolles Kompliment.“ So kann man es auch sehen! Übrigens, die Dirks meiner Kindheit waren auch keine Cracks auf dem Bolzplatz oder auf Klassenfahrt … nur damit das auch mal gesagt wurde!

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